Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt Deutschland vor den schwerwiegenden Folgen der Künstlichen Intelligenz. Es wird geraten, sich rasch auf die Automatisierungsprozesse vorzubereiten. Besonders hoch qualifizierte und ältere Menschen können von schwerwiegenden Folgen der KI betroffen sein.
Laut der IWF-Studie birgt Künstliche Intelligenz (KI) einerseits ein enormes Potenzial für Produktivitätssteigerungen. Auch in Bereichen wie Informationsverarbeitung, Dienstleistungen und im Gesundheitswesen seien positive Effekte wahrscheinlich, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf die Studie.
IWF warnt vor massiven Verwerfungen und sozialer Ungleichheit
Anderseits betont der IWF, dass neben den Investitionen in die Forschung, es entscheidend sei, Bildung, Arbeitsmärkte, Steuerpolitik und Sozialsysteme grundlegend zu überdenken. Andernfalls warnt der in Washington ansässige IWF vor „hochgradig disruptiven Szenarien“.
Die Volkswirtschaften müssten sich auch auf „massive Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt“ und mehr soziale Ungleichheit einstellen. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der KI-Transformation bergen Risiken, „die sie von allen anderen industriellen Revolutionen der Vergangenheit unterscheidet“.
Aufgrund steigender sozialer Kosten während der Übergangsphase beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz, einem tendenziellen Rückgang der Löhne und einer Zunahme der Kapitaleinkommen fordert der Internationale Währungsfonds eine Reform des Steuersystems sowie eine Stärkung der Sozialsysteme und gezielte Weiterbildungsmaßnahmen.
KI in Deutschland: Drei Millionen Jobs betroffen
Künstliche Intelligenz (KI) birgt das Potenzial, die Arbeitswelt grundlegend zu verändern, das verursacht bei vielen Arbeitnehmern Existenzängste. Einerseits befürchten viele, dass die Automatisierung durch KI ihre Arbeitsplätze bedroht, da Maschinen und Algorithmen zunehmend Aufgaben übernehmen können, die früher von Menschen ausgeführt wurden.
Nun gibt eine aktuelle Studie "A new future of work" des McKinsey Global Institute (MGI) Aufschluss: Die Automatisierung durch KI könnte bis 2030 in Deutschland bis zu drei Millionen Arbeitsplätze betreffen, was etwa 7 % der Gesamtbeschäftigung entspricht!
Die Änderungen betreffen nicht nur einfache, repetitive Tätigkeiten, sondern zunehmend auch komplexere Aufgaben, die spezialisierte Fähigkeiten erfordern. Andererseits sehen einige die Möglichkeit, dass KI den Charakter ihrer Berufe nachhaltig verändert, indem sie die Anforderungen und die Art der ausgeführten Tätigkeiten transformiert. Dabei könnte die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschine neue Kompetenzen und Flexibilität erfordern, was sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.
KI: 30 Prozent der Arbeitsstunden könnten automatisieren könnten
Die McKinsey-Forscher gehen davon aus, dass KI-Systeme in den USA und Europa schneller eingeführt werden. Bis 2030 könnte dadurch fast ein Drittel der Arbeitsstunden automatisiert werden, und bis 2035 könnten es in der EU sogar 45 % sein. Dies könnte bedeuten, dass bis 2030 fast 12 Mio. Menschen in Europa und den USA ihren Job wechseln müssen, was in Europa 6,5 % der aktuellen Arbeitsplätze entspricht.
Die Autoren der Studie befürchten, dass dieser Trend den Arbeitsmarkt negativ beeinflussen könnte. Einerseits könnten hoch qualifizierte und gut bezahlte Stellen schwer zu besetzen sein. Andererseits könnte es zu einem Überangebot an Arbeitskräften im Niedriglohnsektor kommen. In Europa könnte sich dies in einem Anstieg hoch bezahlter Berufe um 1,8 Prozentpunkte und einem Rückgang niedrig bezahlter Berufe um 1,4 Prozentpunkte zeigen.
Büro-Jobs sind besonders betroffen
Die größten Veränderungen prognostizieren die Forschenden von McKinsey für Büro-Jobs in den Verwaltungsbereichen von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Mehr als die Hälfte aller durch KI verursachten Jobwechsel (54 %) in Deutschland wird laut der Studie in diesem Bereich erwartet. Besonders betroffen sind Deutschland und Italien, da Bürohilfstätigkeiten einen großen Anteil an der Gesamtbeschäftigung ausmachen. Auf Platz Zwei folgen mit 17 % der Bereich Kundenservice und Vertrieb, gefolgt von Tätigkeiten in der Produktion mit 16 %.
Qualifizierung der Arbeitnehmer spielt entscheidende Rolle
Um sich vor den Auswirkungen von KI auf ihre Arbeit zu schützen, sollten Arbeitnehmer Schulungen und andere Qualifizierungsmaßnahmen nutzen. Die Studie zeigt, dass die Nachfrage nach technischen Fähigkeiten in Europa um 25 % steigen wird. Außerdem werden soziale und emotionale Kompetenzen um 12 % wichtiger.
Sandra Durth, McKinsey-Partnerin und Mitautorin der Studie, betont, dass eine verstärkte Nutzung von KI und Investitionen in die Weiterbildung und Umschulung der Beschäftigten notwendig sind, um das Produktivitätswachstum zu maximieren. Eine langsamere Einführung von KI könnte das Wachstum auf lediglich 0,2 Prozent begrenzen, was der aktuellen Rate in Westeuropa entspricht.
Insgesamt sehen die McKinsey-Forscher die wirtschaftlichen Auswirkungen positiv: Eine rasche Einführung von KI und die Weiterbildung der Arbeitskräfte könnten das jährliche Produktivitätswachstum in Europa bis 2030 auf 3 % steigern.
Fazit: Die Nachfrage nach technologischen und sozial-emotionalen Fähigkeiten wird erheblich zunehmen. Der Bedarf an Fachkräften in den Bereichen MINT und Gesundheitswesen soll bis 2030 um bis zu 25 Prozent steigen. Digitale Grundkenntnisse werden ebenso wie Empathie und Führungskompetenzen zu den wichtigsten Skills der Zukunft gehören.
Quelle: Die McKinsey-Studie „A new future of work“ untersucht wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends bis 2030 in den USA und zehn europäischen Ländern, darunter Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Spanien, Großbritannien, Schweden, Italien, Dänemark, die Tschechische Republik und Polen. Zusätzlich wurden über 1100 Vorstände von Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA befragt.
OECD: Deutschland fehlen Knowhow und digitale Vernetzung
Immer noch verzichten 52 Prozent der deutschen Unternehmen auf den Einsatz von KI, laut einer aktuellen Bitkom-Studie. Es fehlt Ihnen eine „KI-Strategie“, die die Bundesregierung anscheinend nicht ausreichend liefert.
Gerade hat die Industrieländerorganisation OECD im Auftrag der Bundesregierung eine „KI-Review“ – Studie angefertigt. Die OECD lobt die deutsche Forschung zu künstlicher Intelligenz, aber nicht die Umsetzung in den Firmen. Diese zeigt, es gebe zwar eine Offenheit für neue Technologien, jedoch fehle das Knowhow, um KI-Anwendungen sicher umzusetzen. Daher müsse Deutschland mehr Möglichkeiten zur Weiterbildung für Arbeitnehmer schaffen.
Ein weiteres Problem ist laut dem Bericht der geringe Fortschritt bei der digitalen Vernetzung. Ein Ausbau des Breitbandes sei für die Umsetzung der nationalen Strategie zwingend. Auch die Bereitstellung von Daten, mit denen KI-Modelle verbessert werden, müsse in Deutschland ausgeweitet werden.
Der KI-Wettbewerb weltweit wird sich weiter verschärfen und Deutschland muss aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren. Weltweite Taktgeber sind große Tech-Unternehmen in den USA, China und die Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Emirate locken nicht nur mit möglichen Milliardeninvestitionen, sondern sie wollen auch zum Magneten für Top-KI-Talente werden – mit der sogenannten „Goldene Visa“ und Steuervergünstigungen.
Mehr Informationen zur Zukunft von KI in Deutschland finden Sie auf der offiziellen Seite der Bundesregierung.