Die Digitalisierung im Mittelstand wird maßgeblich durch Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP) vorangetrieben. Dies geht aus dem neuen Report „ERP-Herausforderungen 2024“ der Stuttgarter Planat GmbH hervor. Für die Studie wurden 196 mittelständische Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe zu ihrer Digitalisierungsstrategie befragt. ERP-Systeme bieten eine zentrale Plattform, um alle Geschäftsbereiche zu integrieren. Dies führt zu einer besseren Datenqualität und fundierteren Entscheidungsprozessen.
Mehr als drei Viertel der befragten Fertigungsunternehmen betrachten ERP-Systeme als „sehr wichtig“. Weitere 18 Prozent sehen sie als „wichtig“ für die Digitalisierung. Neben ERP-Systemen spielen Dokumentenmanagementsysteme (DMS, 73 Prozent der befragten Unternehmen) und Customer-Relationship-Management-Systeme (CRM, 71 Prozent) eine zentrale Rolle.
Bedeutung von KI und anderen Technologien
Trotz der eher geringen Zustimmung von nur zwölf Prozent zur Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI) für die Digitalisierung im Mittelstand hob Franziska Brantner, die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), am Dienstag auf dem „Mittelstand-Digital-Kongress“ in Berlin die enormen Chancen dieser Technologie hervor: „KI bietet enorme Chancen für kleine und mittlere Unternehmen. Sie ermöglicht effizientere Prozesse, innovative Geschäftsmodelle und verbesserte Kundenservices.“
Weiterführend betonte sie die Notwendigkeit der Unterstützung: „In Zeiten des weltweit immer intensiver werdenden Wettbewerbs wollen wir die Unternehmen dabei unterstützen, die Potenziale von Künstlicher Intelligenz zu erkennen und zu nutzen. Zugleich müssen wir sicherstellen, dass der Einsatz der KI sowie KI-basierten Anwendungen sicher, nachhaltig und verantwortungsvoll erfolgt.“
Interesse an der Kommunikation der Maschinen
Parallel zur Diskussion über die KI auf dem Kongress zeigt eine Umfrage von Planat, dass viele mittelständische Unternehmen ein verstärktes Interesse an der Machine-to-Machine-Kommunikation (38 Prozent), bei der Maschinen direkt miteinander kommunizieren, und der Digitalisierung des Datenaustauschs mit Kunden und Zulieferern (35 Prozent) haben. Lediglich drei Prozent der Befragten sehen die Auslagerung digitaler Geschäftsprozesse in die Cloud als relevant an.
Christian Biebl, Geschäftsführer von Planat, merkt dazu an: „Während ständig neue Themen wie Cloud oder kürzlich KI gehypt werden, sind weite Teile des Mittelstands nach wie vor mit der Lösung von Problemen befasst, die eigentlich schon als längst erledigt gelten.“
Das Unternehmen unterstützt den produzierenden Mittelstand mit der ERP-Standardsoftware FEPA, die Module für Vertrieb, Beschaffung, Logistik, Produktionsplanung und -steuerung umfasst.
Fortlaufende Digitalisierung
Über zwei Drittel der Unternehmen arbeiten noch daran, ihre Geschäftsprozesse vollständig papierlos zu gestalten. Das bedeutet, sie versuchen, alle Dokumente und Abläufe digital zu verwalten, um Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Fast die Hälfte der Befragten berichtet jedoch von „sehr vielen“ Medienbrüchen, also Unterbrechungen und Unstimmigkeiten, zwischen ihrer Betriebssoftware, ERP-System, und den tatsächlichen Abläufen im Betrieb. Diese Medienbrüche entstehen oft, weil immer noch viel mit Papierdokumenten und Excel-Tabellen gearbeitet wird, was die nahtlose Integration und Automatisierung der Prozesse behindert.
Dennoch zeigt sich der Mittelstand als innovationsfreudig: Über ein Drittel der Unternehmen hat in den vergangenen zwei Jahren eine neue Software eingeführt. „Entgegen mancherlei Unkenrufen ist der Mittelstand weit überwiegend äußerst innovativ“, so Biebl.
Hauptgründe für einen Wechsel sind veraltete Plattformen (60 Prozent), unzureichende moderne Anforderungen (58 Prozent) und Bedienungsprobleme (52 Prozent).
Auswahlkriterien für ERP-Systeme
Bei der Auswahl eines ERP-Systems legen 78 Prozent der Unternehmen Wert auf die Erfahrung des Herstellers, 67 Prozent auf Empfehlungen von Referenzkunden und 66 Prozent auf die Branchenspezialisierung der Software. Service und Support sind für 52 Prozent ebenfalls entscheidend.
„Die richtige Strategie ist den Unternehmen offenbar wichtiger als eine übereilte Umsetzung“, fasst Biebl zusammen. Solche Systeme bedeuten für Unternehmen, dass sie ihre Prozesse effizienter gestalten, Kosten senken und letztlich wettbewerbsfähiger werden können.