Finanzen

Private Altersvorsorge: Mittelstand fordert Reform statt Riester

Die Rente und Altersvorsorge ist der Dauerbrenner, der den meisten Menschen in Deutschland Sorgen bereitet. Über Jahrzehnte wurden immer wieder Ideen und neue Modelle entwickelt, die Rente durch private Verträge abzusichern. Doch statt die Probleme zu lösen, ist aus Riester, Rente und Betriebsrenten ein Knäuel entstanden, das reformiert werden sollte. So steht es in einem Positionspapier des Mittelstandverbandes, das den Deutschen Wirtschaftsnachrichten vorliegt.
27.06.2024 10:54
Aktualisiert: 27.06.2024 10:54
Lesezeit: 2 min

Aus Sicht des Mittelstandsverbandes BVMW haben es gleich mehrere Bundesregierungen „versäumt, die private geförderte Altersvorsorge (PGA) in Form der Riester-Rente zu reformieren“. Leidtragende sind fast 16 Millionen Sparer, die erleben, wie sich ihre Rentenlücke sich trotz größter Bemühungen einfach nicht schließen lässt. Obwohl sie regelmäßig Geld zur Seite legen, scheint sich die Lage zu verdüstern. Hinzu kommt nun, dass die Bundesregierung Ende Mai ihr Rentenpaket II beschlossen hat, mit dem das Niveau der gesetzlichen Rente in Deutschland auf 48 Prozent festgelegt werde. Für den Mittelstand eine Belastung, die kaum mehr zu verkraften sei, heißt es.

„Die Regierung nimmt dabei in Kauf, dass die Last für die Beitrags- und Steuerzahler über die nächsten Jahre immer höher wird, weshalb das Rentenpaket II keine Probleme löst und für die Zukunft weitere schafft. Umso wichtiger ist daher eine durchdachte, weitreichende und effiziente Reform der privaten geförderten Altersvorsorge (PGA), um ein würdiges Leben im Alter zu sichern. Die gesetzliche Rentenversicherung allein ist dazu nicht mehr in der Lage“, so die Analyse der Experten im BVMW.

Fokusgruppe hat Vorschläge gemacht, die nicht mutig genug zu Ende gedacht wurden

Wie es besser gehen würde, dafür gebe es auch bereits eine bessere Blaupause, als was aus dem Hause von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im Ergebnis vorgelegt wurde und von Finanzminister Christian Lindner (FDP) nur zähneknirschend durchgewinkt worden ist. „Die Fokusgruppe private Altersvorsorge unter Führung des Bundesministeriums der Finanzen hat in ihrem im Juli letzten Jahres veröffentlichten Bericht viele sinnvolle Vorschläge für eine Reform gemacht“, heißt es. „Doch dem Bericht fehlt der Mut für einen großen Wurf, den es in der zweiten Schicht dringend braucht, um Vertrauen wiederherzustellen und die PGA als strategisch wichtigen Baustein eines stabilen Rentensystems fest zu verankern.“

Der Deutsche Mittelstandsverband hat die Gedanken der Fokus-Gruppe nun in seinem Positionspapier aufgegriffen und zu Ende gedacht. Es kann dabei helfen, die PGA erheblich zu vereinfachen und zu einem lebensbegleitenden Instrument zu machen. Um unnötige Bürokratie für den Mittelstand zu verhindern und womöglich gar zu reduzieren, fordert der BVMW die Einführung eines Altersvorsorgekontos, das drei wesentliche Aspekte erfüllt.

Erstens eine bessere Produktgestaltung, insbesondere um höhere Renditechancen zu ermöglichen, etwa durch den Wegfall verpflichtender Beitragsgarantien, auch in der Rentenphase. Zweitens: Verbesserte und eine vereinfachte Förderung, die Anpassung der aktuellen Systematik sowohl in der Ansparphase als auch hinsichtlich der nachgelagerten Besteuerung. Der BVMW schlägt hier eine Förderung von 50 Cent auf jeden geleisteten Euro vor, bei gleichzeitiger Beschränkung der nachgelagerten Besteuerung auf maximal 25 Prozent. Selbstständige müssen in die Förderung miteinbezogen werden. Sofern Grund- und Kinderzulagen höher liegen als 50 Prozent, wird die höhere Förderung gewährt. Drittens die Konsolidierung bestehender Förderungen und Produkte im Altersvorsorgekonto. Das aktuelle Drei-Schichten-Modell sei so komplex und ineffizient, heißt es, dass es zigfach Mehrfachverträge gibt, die oftmals gekündigt oder beitragsfrei gestellt werden.

Zur Vereinfachung des deutschen Altersvorsorgesystems fordert der BVMW die Konsolidierung der Riester- und Basisrente im Altersvorsorgekonto. Auch nicht mehr genutzte Verträge (bAV, Riester, Basisrente) sollten steuerneutral mit eingebracht werden können. Zudem sollten Arbeitgeber die Möglichkeit haben, sich ohne Bürokratieaufwand an der PGA ihrer Mitarbeitenden über eine steuerfreie Altersvorsorgeprämie beteiligen zu können. Das Altersvorsorgekonto sollte VL-fähig sein und die Sparerpauschbeträge jährlich akkumulieren dürfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...

DWN
Politik
Politik Kanada knickt ein: Handelsgespräche mit den USA nach Steuer-Rückzug wieder aufgenommen
30.06.2025

Die Regierung Trudeau muss einlenken: Kanada streicht die Digitalsteuer für US-Konzerne – sonst drohen massive Strafzölle. Die USA...

DWN
Politik
Politik Analyse: „Achse des Bösen“ knistert – Iran hat keine Freunde
30.06.2025

Die „Achse des Bösen“ wackelt: Nach den westlichen Angriffen auf Iran schweigen Russland, China und Nordkorea auffällig. Für den...

DWN
Politik
Politik Iran droht Trump indirekt mit dem Tod – Waffenruhe in Gaza in Sicht?
30.06.2025

Zwischen Drohungen, Diplomatie und geopolitischem Kalkül: Der Iran richtet scharfe Worte an Donald Trump und spricht gleichzeitig über...

DWN
Politik
Politik Citigroup-Chefin sieht Revolution der Wirtschaft: Größer als Trumps Handelskrieg
30.06.2025

Citigroup-Chefin Jane Fraser sieht im Exklusiv-Interview die KI als größte Umwälzung seit Jahrzehnten. Trump, Handelspolitik und Zölle...

DWN
Panorama
Panorama Merz-Fake News: Warum sich Falschnachrichten über Kanzler Merz derzeit so stark verbreiten
30.06.2025

Gezielte Falschinformationen, manipulierte Videos und absurde Behauptungen über Kanzler Merz fluten die sozialen Netzwerke. Was steckt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Payback-Punkte sammeln mit der Girocard: Sparkassen schließen sich an
30.06.2025

Payback kooperiert jetzt mit den Sparkassen – ein wichtiger Schritt für das größte Bonusprogramm Deutschlands. Doch wie funktioniert...