Alternative Bezahlmethoden gewinnen bereits seit Jahren an Bedeutung. Zwar ist der Rückgang des Barzahlens nicht mehr so stark ausgeprägt wie in der Corona-Pandemie, der Anteil der Barzahlungen sinkt aber jetzt schneller als in den Vorjahren. Wurden im Jahr 2021 noch 58 Prozent aller Zahlvorgänge bar getätigt, sind es im vergangenen Herbst nur noch 51 Prozent gewesen, so die Studie. In den Vorjahren war der Bargeldanteil jeweils nur um einen Prozentpunkt pro Jahr rückläufig.
Bankkarten bei den digitalen Bezahlmethoden vorn
Bei den bargeldlosen Alternativen ist insbesondere das Bezahlen mit der Debit- oder Bankkarte am beliebtesten, gefolgt vom Bezahlen per Smartphone. Obwohl das Barzahlen anteilig noch leicht dominiert, verhält es sich bei der Umsatzbetrachtung genau umgekehrt. Bar werden in erster Linie kleine Summen für alltägliche Einkäufe beglichen, größere Beträge bezahlen die Verbraucher eher mit der Karte und auch per Banküberweisung.
Bei der Umsatzbetrachtung liegt die Kartenzahlung mit 32 Prozent vorne, gefolgt vom Bargeld mit 26 Prozent. Erst danach folgen Überweisungen und Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Klarna. Durch die Corona-Pandemie sind sowohl Internethandel als auch Zahlungen über das Internet deutlich angestiegen, dabei hat insbesondere Paypal als Zahlungsdienstleister deutlich zugelegt. Auch mobile Zahlverfahren über das Handy haben sich in den letzten zwei Jahren verdreifacht, sie sind jedoch immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau.
Anonymes Bezahlen wird von deutschen Verbrauchern geschätzt
Deutschland, sowie auch Österreich und Italien gehören in Europa noch immer zu den Spitzenreitern bei den Barzahlungen. Im Gegensatz dazu haben sich in den skandinavischen Ländern bargeldlose Transaktionen durchgesetzt. Die Schweden wickeln nur noch 8 bis 9 Prozent mit Bargeld ab, bei den Norwegern sind es sogar nur noch ca. 3 Prozent der Transaktionen.
Laut der Bundesbankstudie schätzen 63 Prozent der befragten Verbraucher das Bargeld insbesondere wegen seiner Anonymität, durch die die eigene Privatsphäre besser geschützt sei.
Die Hälfte aller Bargeldfreunde gibt weiterhin an, dass beim Barzahlen der Zahlungsvorgang sofort erledigt sei und hinterher keine Überprüfung mehr stattfinden muss. Die Mehrheit der Verbraucher will auch in Zukunft Barzahlungen nutzen. Zwar stellt auch der Einzelhandelsverband HDE fest, dass das Zahlen nun digitaler wird, er betont jedoch auch, dass den Kunden beide Alternativen zur Verfügung gestellt werden müssen.
Auch kleine Beträge werden digital bezahlt
Generell lässt sich jedoch sagen, dass zunehmend auch kleinere Beträge bargeldlos beglichen werden, zumeist mit Karte. Innerhalb eines Jahres sank deshalb der Durchschnittsbetrag, der mit Girokarten beglichen wurde, von 42,34 Euro auf 40,69 Euro. Im Jahr 2023 lagen die Gesamtumsätze, die mit einer Girocard getätigt wurden, mit 304 Mrd. Euro um 7,1 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum 2022.
Kontaktloses Bezahlen auf dem Vormarsch
Kontaktloses Bezahlen ist sowohl mit Girocards als auch Kreditkarten möglich, wenn diese einen NFC-Chip besitzen. Zusätzlich kann auch mit einem Smartphone oder einer Smartwatch, die Apple Pay oder Google Pay nutzen, oder mit Banken-Apps kontaktlos Geld übertragen werden. Dabei werden sie Daten bei der Bezahlung über eine Verschlüsselung mit dem Zahlterminal an der Kasse ausgetauscht. Bei kleinen Beträgen ist zudem nicht einmal mehr die Eingabe einer PIN notwendig.
Wie der Digitalverband Bitkom angab, haben nach einer Umfrage im vergangenen Jahr 6 von 10 Verbrauchern in Deutschland mindestens einmal mit dem Handy oder einer Smartwatch an der Kasse bezahlt. Aus der Umfrage ging auch hervor, dass die Verbraucher Wert darauf legen, auch bargeldlose Transaktionen durchführen zu können, obwohl sie auch weiterhin Bargeld nutzen möchten.
Auch die fast 100 Millionen Girocards, die Banken und Sparkassen ihren Kunden zur Verfügung stellen, sind zu einem großen Teil mit einer Kontaktlosfunktion ausgestattet. Immer mehr Kunden zahlen an den Kassen jetzt auch durch Vorhalten der Karte. So legte im vergangenen Jahr der Anteil an Kontaktloszahlungen mit der Girokarte von bereits 79 Prozent auf fast 84 Prozent zu. Mittlerweile ist das kontaktlose Bezahlen nach einer Einschätzung von EURO Kartensysteme an praktisch allen der über 1,1 Millionen Bezahlterminals im Handel möglich.
Digitale Bezahlarten entwickeln sich
Inzwischen wird an weiteren Anwendungen für die Bezahlkarten gearbeitet. So soll es z. B. möglich sein, dass beim Bezahlen mit einer digitalen Girocard über das Smartphone der Kunde direkt seinen Altersnachweis mitliefern kann, um z. B. Zigaretten zu kaufen. Ab 2025 sollen ferner Sparkassenkunden beim bargeldlosen Bezahlen mit ihrer Girocard automatisch Payback-Bonuspunkte sammeln können.
Die Girocard spielt für den Handel eine wichtige Rolle und muss laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) über alle Kanäle funktionieren. Hier sei noch Nachholbedarf. Die Girocard ist für den Handel eine preiswerte Lösung, denn Kreditkarten internationaler Anbieter verursachen deutlich höhere Transaktionskosten. Deshalb akzeptieren zunehmend kleinere Geschäfte oder Branchen mit geringen Margen auch nur noch Girokarten für die Kartenzahlung.
Bargeld bleibt – und der digitale Euro soll kommen
Auch wenn der Anteil der Barzahlungen in Deutschland sinkt, ist eine Abschaffung des Bargeldes in absehbarer Zukunft sehr unwahrscheinlich, nach Einschätzung der Verbraucherzentrale. Die Bundesbank beschäftigt sich im Rahmen eines „Nationalen Bargeldforums“ mit der Zukunft des Bargeldes und die EU-Kommission setzt sich für eine Stärkung des Bargeldes als gesetzliches Zahlungsmittel ein. Auch Vorbereitungen für die Einführung eines digitalen Euros laufen bei der Europäischen Zentralbank. Dieser soll aber erst in einigen Jahren eingeführt werden und dann eine bessere Anonymität bieten als die derzeitigen digitalen Bezahldienste. Bargeld und diverse digitale Zahlverfahren sollen so nebeneinander existieren in Zukunft.