Schwerin träumt vom Unesco-Welterbetitel: Sein Schloss auf einer Insel im See sowie weitere Teile der historischen Innenstadt könnten schon bald auf der Liste des Weltkulturerbes stehen. Zwischen dem 21. und 31. Juli tagt das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi und entscheidet, welche Stätten künftig auf die Welterbe-Liste kommen. „Auf diesen Moment hat Schwerin mehr als 20 Jahre hingearbeitet“, sagte die Welterbe-Beauftragte der Stadt, Linda Holung. Seit zehn Jahren steht die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns auf der Vorschlagsliste Deutschlands.
Unter den 28 Bewerbungen gibt es neben dem sogenannten Schweriner Residenzensemble, das während des Zweiten Weltkriegs keine Bombenschäden erlitten hatte, noch einen zweiten Antrag mit deutscher Beteiligung: Die sächsische Kleinstadt Herrnhut ist der Ursprung für die Evangelische Brüdergemeinde. Glaubensflüchtlinge aus Mähren hatten den Ort 1722 gegründet. Als sich die Brüder-Unität später weltweit ausbreitete, trugen Missionare aus der Oberlausitz auch den Bauplan für neue Siedlungen in andere Länder.
Mit Christiansfeld in Dänemark wurde eine davon bereits 2015 als Welterbe der Unesco anerkannt. Über einen transnationalen Erweiterungsantrag soll Herrnhut nun selbst auf die Liste kommen. Die Stadt in Ostsachsen strebt die Anerkennung zusammen mit Bethlehem in Pennsylvania in den USA und Gracehill in Nordirland an.
Auf der Liste der Nominierungen für einen Eintrag in die Welterbeliste stehen außerdem die antike Via Appia in Italien sowie die Badain-Jaran-Wüste in China mit ihren weit über 100 Seen. Zu den bisher 1199 Kultur- und Naturstätten in 168 Ländern zählen unter anderem das Great Barrier Reef in Australien, der Nationalpark Serengeti in Tansania, die Inka-Stadt Machu Picchu in Peru sowie die Pyramiden von Gizeh in Ägypten. In Deutschland gibt es bislang 52 Welterbe-Stätten.
Auch gefährdete Objekte stehen im Fokus
Und neu hinzukommen könnte in Kürze besagtes Residenzensemble Schwerin. Über den Antrag wird voraussichtlich am 27. oder 28. Juli entschieden. Maßgeblich geprägt wird das Ensemble durch Bauten aus dem 19. Jahrhundert. Die Gesamtheit macht es aus Sicht seiner Welterbe-Bewerbung zu einem Zeugnis der Monarchie und einer typisch deutschen Residenz ihrer Zeit.
Das Unesco-Komitee wird sich auf der Sitzung in Neu-Delhi übrigens auch mit gefährdeten Objekten auseinandersetzen und gegebenenfalls Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der betroffenen Stätten erörtern. Bedroht werden sie demnach etwa durch den Klimawandel, Kriege, Naturkatastrophen oder Baumaßnahmen. In dem Zusammenhang berät die Unesco über Lumbini, den Geburtsort Buddhas in Nepal sowie über Stonehenge, Avebury und zugehörige Stätten in Großbritannien.