Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental rechnet in einem schwächeren Umfeld in diesem Jahr mit weniger Geschäft als bisher. Die Automobilmärkte vor allem in Europa sowie ein eingetrübtes Umfeld im wichtigen nordamerikanischen Markt für den Reifenersatz bremsen die Hannoveraner aus. Conti-Chef Nikolai Setzer nahm nicht nur die Umsatzerwartungen für den Gesamtkonzern zurück, in der Autozulieferung waren auch die bisherigen Annahmen für die operative Marge etwas zu optimistisch. Gleichwohl lieferten die Preisnachverhandlungen mit Autobauern und die eingeleiteten Sparmaßnahmen Rückenwind. Conti will das Autozuliefergeschäft in einem Spin-Off an der Börse abspalten. Der Aktienkurs zog am Mittwoch deutlich an.
Konzernumbau und Einsparungen zeigen Wirkung: Aktie erholt sich
Der Kurs stieg kurz nach dem Handelsstart um fast 5 Prozent auf 57,08 Euro. Die Aktie steht allerdings seit längerem unter Druck. In diesem Jahr ergibt sich ein Minus von noch rund 25 Prozent und damit ein hinterer Rang im Leitindex Dax. Analyst Michael Aspinall vom Investmenthaus Jefferies sprach davon, dass Anleger wohl erleichtert sein dürften, dass Conti bei der Prognose nicht noch tiefere Einschnitte vorgenommen habe. Im Mittel habe der Markt bereits mit den neuen Ergebniszielen gerechnet.
Konzernchef Nikolai Setzer stutzte die Umsatzerwartung für das Gesamtjahr auf 40 bis 42,5 Milliarden Euro, wie die Hannoveraner am Mittwoch mitteilten. Bisher waren 41 bis 44 Milliarden anvisiert. Bei der operativen Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Sonderposten bleibt Conti zwar bei der Zielspanne von 6,0 bis 7,0 Prozent. In der Autozulieferung allein allerdings haben sich die Aussichten für den operativen Gewinn wie erwartet etwas eingetrübt. Analysten hatten bereits zuvor im Schnitt nur das untere Ende der neuen Zielspanne von 2,5 bis 3,5 Prozent auf dem Zettel.
Im zweiten Quartal lief es allerdings deutlich besser im größten Konzernteil als ein Jahr zuvor. Das Sparprogramm mit einem Stellenabbau sowie Preisnachverhandlungen zeigten den Angaben zufolge ihre Wirkung, was den Niedersachen in den kommenden Quartalen noch stärker zugutekommen soll. „Im zweiten Halbjahr werden wir nicht nachlassen und weiter hart daran arbeiten, unsere selbst gesteckten finanziellen Ziele zu erreichen“, sagte der neue Finanzchef Olaf Schick.
Conti reduziert Stellen und Kosten
Conti hat den Abbau von 7150 Stellen in Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung eingeplant und will damit die jährlichen Kosten bis zum kommenden Jahr um 400 Millionen Euro senken. Setzer will die Sparte nach eigenen Worten „kapitalmarktfähig“ machen, um sie bis Ende 2025 eigenständig an die Börse zu bringen.
Das operative Ergebnis im Konzern stieg im zweiten Quartal im Jahresvergleich um knapp 41 Prozent auf 704 Millionen Euro, die entsprechende Marge zog um über zwei Prozentpunkte auf sieben Prozent an. Das lag auch an einem besseren Abschneiden der ohnehin lukrativen Reifensparte und des Kunststoffbereichs Contitech - und war auch mehr als von Analysten erwartet.
Unter dem Strich blieb mit 305 Millionen Euro fast die Hälfte mehr Gewinn übrig. Der Umsatz schmolz jedoch um gut vier Prozent auf zehn Milliarden Euro.
„Im Vergleich zum Auftaktquartal haben wir uns, wie angekündigt, in allen Unternehmensbereichen verbessert“, zog Chef Setzer ein Fazit. „Bei Automotive haben wir uns deutlich gesteigert und streben an, uns in den Folgequartalen noch weiter zu verbessern.“