Immobilien

Immobilie während Events vermieten - darauf muss man achten!

In Deutschland gibt es dieses Jahr viel prominenten Besuch: Acts wie Taylor Swift, Adele, Coldplay und auch Institutionen wie das Oktoberfest lassen Hotelpreise in die Höhe schließen. Viele Immobilienbesitzer entscheiden sich in diesen Zeiten, ein bisschen was dazuzuverdienen, indem sie ihre Objekte als Ferienimmobilien vermieten. Wie das funktioniert und auf was man achten muss, gibt es hier.
Autor
18.08.2024 11:01
Lesezeit: 4 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Immobilie während Events vermieten - darauf muss man achten!
Kurzzeitvermietungen könnten für Immobilienbesitzer und Mieter sehr attraktiv sein (Foto: dpa). Foto: Jens Kalaene

Kurzzeitige Ferienvermietung: Praxis und Beispiele

Spricht man von einer kurzfristigen Vermietung laut §549 BGB, ist damit eine Mietdauer von mindestens einem Tag und maximal sechs Monaten gemeint. Die Immobilie wird typisch voll ausgestattet zur Verfügung gestellt. Damit es sich im legalen Sinne um eine Kurzvermietung handelt, muss der Lebensmittelpunkt des Mietenden an anderer Stelle stattfinden. Auch vertraglich muss festgelegt werden, dass die Miete kurzfristig ist und warum gemietet wird.

Über Event-Vermietung hinaus werden Kurzmieten oft von Studenten genutzt, die im Rahmen eines Praktikums für wenige Monate in eine andere Stadt ziehen müssen, sowie Urlauber und Geschäftsreisende, die auf Dienste wie Airbnb zurückgreifen, statt in einem Hotel unterzukommen.

Die Vorteile einer kurzzeitigen Ferienvermietung sind zahlreich. Die Vermietung erlaubt Immobilienbesitzern, ihr Objekt sowohl als Wohnraum, als auch als Einnahmequelle zu verwenden. Ist man zum Beispiel jedes Jahr in einer bestimmtem Zeitraum mit Geschäftsreisen eingespannt, kann man das flexibel als Ferienzeitraum nutzen.

Aufgrund der reduzierten Nutzungsdauer gestaltet sich zudem der Verschleiß durch die Kurzvermietung deutlich kleiner als bei einer langfristigen Vermietung.

Zuletzt sticht der wahrscheinlich bedeutendsten Grund für die Vermietung hervor: Das erhöhte Mieteinkommen. Es ist deutlich lukrativer, Übernachtungen per Nacht abzurechnen, als über den Monat oder das Jahr hinweg. So wie auch Hotels ihre Hoch- und Nebensaisonen feiern und je nach Umständen ihre Preis aufstocken, funktionieren Ferienwohnungen gleich.

Betrachtet man die Hotelpreise in Gelsenkirchen während der „Eras Tour“ von Weltstar Taylor Swift, so schlugen die Betreiber einen Aufpreis von bis zu 750% während der Konzerttage auf. Während der EM kosteten Hotels in Berlin im Durchschnitt 36% mehr. Wirtschaftskrise zum Trotz: Fans sind bereit, horrende Preise zu zahlen, um ihre Lieblings live zu erleben.

Auch jährlich wiederkehrende Events wie die Wiesn führen dazu, dass Hotels schnell zu deutlich erhöhten Preisen ausgebucht sind. Wenn die Hotels knapp und die Anfragen hoch werden, ist das ein Aufruf für die Sharing Economy, Mängel auszuloten.

Die sogenannte Sharing Economy verspricht eine „gemeinschaftliche Nutzung von Gütern durch Teilen, Tauschen, Leihen, Mieten oder Schenken sowie die Vermittlung von Dienstleistungen“.

Der Zweck der Sharing Economy ist, Güter nachhaltig zu nutzen sowie Mängel in bestimmten Sektoren auszuloten. Dazu gehören neben Unterkunfts-Anbietern auch zum Beispiel der Rideshare-Service Uber und, im weitesten Sinne, Netflix.

Bezieht man die Sharing Economy auf Immobilien, soll kurzzeitig nicht genutzter Wohnraum, zum Beispiel während die tatsächlichen Besitzer im Urlaub, Auslandssemester, etc. sind, von Dritten genutzt werden um die rare Ressource weiter in Nutzung zu halten und einen finanziellen Incentive zum Teilen zu bieten. So war es zumindest gedacht. In der Realität haben sich diese quasi-gemeinnützigen Projekte bis heute zu Investitionsvehikeln entwickelt, die nun nach und nach gesetzlich reguliert werden.

Allerdings bietet die Kurzvermietung nicht nur Vorteile. Auch wenn die Abnutzung der Immobilien auf der einen Seite reduziert wird, so sind die Herausforderungen an Instandhaltung und Upgrades des Objekts höher als bei einem langfristigen Mietverhältnis. Ein langfristiger Mieter erwartet ein anderes Level an Innovation als immer wieder wechselnde Kurzmieter - und Negativbewertungen von unzufriedenen Gästen können die Einnahmen im Nu versiegen lassen. Neben finanziellen Verantwortlichkeiten ist die Vielfachvermietung einer Immobilie auch ein deutlich größerer Verwaltungsaufwand. Wer denkt, er könne seine Immobilie „so ganz nebenher“ vermieten und damit ordentlich Geld scheffeln, wird schnell merken, dass mehr dahinter steckt, als online zu inserieren.

Ebenso ist der Wettbewerb ein bedeutender Faktor in der Wirtschaftlichkeit der Unterkunft. In Deutschland gibt es um die 555.111 Ferienunterkünfte – um sich bei solchen Zahlen hervorzutun, muss man etwas bieten. Und da ist schon wieder die Frage rund um Preisgestaltung und Instandhaltung, die viele davon abhält, sich an die Herausforderung Ferienunterkunft heranzuwagen.

Legale Hintergründe

In manchen Großstädten – darunter München und Berlin – geht man mit kurzzeitiger Vermietung streng um. In Städten, in denen Wohnraum besonders rar ist, versucht man durch diverse Regularien gegen gewinnbringende Zweckentfremdung vorzugehen. Laut Stadt München liegt eine Zweckentfremdung dann vor, wenn Wohnraum beruflich oder gewerblich genutzt, abgebrochen wird, länger als 3 Monate leer steht oder für mehr 8 Wochen im Kalenderjahr als Ferienwohnung genutzt wird. Das Angebot als Ferienimmobilie bedarf einer expliziten Genehmigung durch die Stadt. Als Grund dafür nennt München den knappen Wohnraum in der Millionenstadt. Das Zweckentfremdungsgesetz, insbesondere durch Ferienimmobilien, soll verhindern, dass Einzelpersonen und Unternehmen sich an der Not bereichern.

Eine Ausnahme besteht darin, wenn nur maximal 50 % der Immobilie zweckentfremdet wird. Besitzt man zum Beispiel ein Haus und vermietet das Gästezimmer regelmäßig an Studenten, greift das Gesetz nicht. Verstöße gegen das Zweckentfremdungsgesetz sind eine Ordnungswidrigkeit und können mit bis zu 500.000 EUR Bußgeld geahndet werden.

Immobilien dürfen zudem nichts ortsunabhängig als Ferienimmobilie - unabhängig vom Zweck und der Natur dieser „Ferien“ – vermietet werden. Laut einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs von 2022 ist die Vermietung einer Wohnung als Ferienwohnung in einem Wohngebiet unzulässig, da eine Ferienwohnung nicht als Wohnnutzung gilt (§ 4 Abs. 1 und 2 BauNVO). Gleichzeitig ist es unzulässig, in einer als Ferienwohnung deklarieren Immobilie dauerhaft zu leben, weil auch dies als Zweckentfremdung gilt.

Wer Einnahmen aus der Kurzzeitvermietung bezieht, unterliegt dem Umsatzsteuerrecht, kann aber von der Kleinunternehmerregelung (§19 UStG) Gebrauch machen. Wer den Mietzeitraum von maximal 6 Monaten überschreitet, betreibt Vermietung im klassischen Sinn und unterliegt so einer anderen Gesetzeslage, darunter auch die in vielen Großstädten herrschende Mietbremse (§556d ff.).

Einnahmequellen mit Auflagen

Die Kurzzeitvermietung der Immobilie hat viele Vorteile, allem voran Flexibilität und zusätzliches Einkommen, vor allem zu Hochzeiten rund um Events. Gleichzeitig darf nicht vergessen werden, dass Wohnraum in Deutschland aufgrund seiner Rarität stark reguliert wird. Immobilienbesitzer, die Gesetze rund um Zweckentfremdung und Mietdauer ignorieren, müssen mit heftigen Strafen rechnen, welche die Einnahmen nicht wett machen können. Wer sich jedoch an die Regeln hält und seine Immobilie zum richtigen Zeitpunkt anbietet, kann sich mit der Kurzzeitvermietung etwas dazu verdienen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität stärken: Bundesregierung plant Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge
08.10.2025

Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen an Klimaschutz, die Transformation hin zur...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Pflichttermin zum Strategiewerkzeug: Jahresgespräche im Wandel
08.10.2025

Was lange als lästige Pflicht galt, entwickelt sich zum strategischen Machtfaktor: Jahresgespräche sollen nicht mehr nur Protokoll...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU kämpft mit Umweltabgaben und Wettbewerbsdruck in der Düngemittelindustrie
08.10.2025

Die europäische Düngemittelindustrie steht unter erheblichem Druck. Hohe Produktionskosten, steigende Emissionsabgaben und der wachsende...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis klettert über 3.450 Euro: Zahl neuer Goldkäufer in Deutschland vervierfacht sich
08.10.2025

Der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch nach dem anderen, auch in Euro, trotz ruhiger Märkte. Auch immer mehr Anleger in Deutschland...