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Unterschätztes Auswahlkriterium: Warum die ETF-Größe wichtig ist

Lesezeit: 4 min
01.09.2024 11:03
Anleger orientieren sich an der Kostenquote TER oder der Performance, um einen ETF auszuwählen. Doch laut Experten sollten sie das Fondsvolumen ebenfalls im Blick behalten.
Unterschätztes Auswahlkriterium: Warum die ETF-Größe wichtig ist
Laut Finanzexperten seien kleine ETFs unter 100 Millionen Euro eher zu meiden. (Foto: iStock.com, Torsten Asmus)
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ETFs können sehr groß, aber auch sehr klein sein. Der größte in Deutschland zugelassene ETF, der ishares Core S&P 500, verwaltet Anlegergelder von 72 Milliarden Euro.

Es gibt aber auch viele ETFs, die weniger als 100 Millionen Euro enthalten. Auf der Vergleichsplattform JustETF sind es knapp die Hälfte aller 2630 erfassten ETFs. Bei Aktien-ETFs liegt der Anteil etwas geringer (46 Prozent).

Große ETFs sind besser als kleine

Finanzexperten empfehlen, kleine ETFs unter 100 Millionen Euro eher zu meiden. „Ab einem Volumen von 100 Millionen Euro ist eine ETF-Auslösung unwahrscheinlicher und die ETFs sind in der Regel ausreichend liquide, sodass die Geld-Brief-Spannen gering sind“, erklärt Michael Ritzau von der Südbadischen Honorarberatung gegenüber DWN.

Bei einer ETF-Auslösung wird ein ETF entweder ganz geschlossen, das Fondsvermögen verkauft und die Erlöse an die Anleger ausgeschüttet (ETF-Schließung). Oder der ETF wird mit einem anderen ETF verschmolzen (ETF-Fusion).

Bei einer Schließung müssen Anleger Kursgewinne sofort versteuern. Das ist nachteilig, denn einerseits müssen sie sich um die Wiederanlage des Geldes kümmern. Andererseits bleibt weniger Geld übrig, das weitere Kursgewinne in einem neuen ETF erzielen kann.

Bei Fusionen muss das Geld zwar nicht sofort versteuert werden - außer die beiden ETFs haben ihren Sitz in unterschiedlichen Ländern. Allerdings passiert es laut Ali Masarwah von der Fondsplattform Envestor „recht häufig“, dass die Anlagestrategie verändert wird und der neue ETF auf einen anderen Referenzindex läuft, etwa auf eine ESG-Variante des ursprünglichen Index.

Laut einer Analyse von Masarwah kommen Fusionen und Schließungen durchaus häufig vor. In den zehn Jahren von 2014 bis 2024 wurden demnach rund 40 Prozent aller jemals in Europa zugelassenen ETFs aufgelöst.

Laut einer Studie des Fondsanalyseunternehmen Morningstar aus dem Jahr 2021 sind kleine Fonds besonders häufig von Auflösungen betroffen. Der durchschnittliche Fonds war demnach in den einzelnen Kalenderjahren von 2006 bis 2020 um ein Vielfaches größer als die geschlossenen Fonds in den 12 Monaten vor einer Auflösung.

Im Schnitt verwalteten die geschlossenen Fonds in den 12 Monaten vor der Auflösung in jedem der 15 Jahre weniger als 200 Millionen US-Dollar (einzige Ausnahme: 2017).

Kleine Fonds „können entweder nicht genügend Interesse bei den Anlegern wecken, erzielen eine schlechte Performance oder leiden unter einer Kombination aus beidem“, erklärt Morningstar. Infolge seien die Fonds für den Anbieter nicht lukrativ, weil die Gebühreneinnahmen gering seien.

Große ETFs sind liquider

Ein weiterer Vorteil von großen ETFs ist, dass ihre Anteile in der Regel öfters an der Börse gehandelt werden. Daher sind die Handelskosten - also die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufspreis - geringer (auch Spread bzw. Geld-Brief-Spanne genannt).

Die Großbank JPMorgan warnt zwar davor, die ETF-Größe als alleinigen Anhaltspunkt dafür heranzuziehen, wie günstig ein ETF zu handeln sei. Auch kleine ETFs würden zu relativ geringen Geld-Brief-Spannen gehandelt - dank des Creation-Redemption-Prozesses, bei dem spezialisierte Zwischenhändler ETF-Anteile schaffen oder an den ETF-Anbieter zurückgeben.

Nach DWN-Beobachtung können die Handelskosten bei ETFs unter 100 bis 200 Millionen Euro Fondsvermögen aber hoch sein. Das zeigt ein Blick auf das XLM von „MSCI World“-ETFs. Dabei handelt es sich um ein Liquiditätsmaß, das von der Deutschen Börse monatsweise berechnet wird und die Spanne zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis von börsengehandelten Wertpapieren angibt.

Etwa lag das XLM des größten „MSCI World“-ETFs im Juni 2024 bei 3 Basispunkten, also 0,03 Prozentpunkten (ishares Core MSCI World mit 70 Mrd. Euro Fondsvermögen). Ein sehr kleiner ETF auf den Weltaktienindex hatte hingegen Handelskosten von 67 Basispunkten, also 0,67 Prozentpunkten (2 Mio. Euro Fondsvermögen, ISIN: IE000TB15RC6).

Drei weitere „MSCI World“-ETFs mit weniger als 100 Millionen Fondsvolumen hatten ein XLM von rund 0,2 Prozentpunkten oder höher (20 Basispunkte). Ein ähnliches Bild zeigte sich bei anderen beliebten Indizes, etwa dem Nasdaq 100 oder dem MSCI Emerging Markets. Üblicherweise liegt XLM unter 10 Basispunkten bei ETFs auf bekannte, breit streuende Indizes wie den DAX, den S&P 500 oder den MSCI World.

Folgen der geringeren Liquidität von kleinen ETFs

Für Anleger können die Unterschiede durchaus relevant sein. Angenommen, zwei Anleger investieren jeweils 300 Euro pro Monat in einen „MSCI World“-ETF, der langfristig mit 7 Prozent pro Jahr rentiert und 0,2 Prozent pro Jahr kostet (TER).

Ein hypothetischer Anleger, der keine Handelskosten bezahlen muss, hätte nach 30 Jahren knapp 340.000 Euro. Bei einem Anleger mit einem Spread von 0,2 Prozentpunkten (20 Basispunkten), der jeweils zur Hälfte beim Kauf und Verkauf anfällt, wäre das Endvermögen um 6900 Euro geringer (-2 Prozent).

Gleichwohl ist nicht bloß die ETF-Größe für den Spread entscheidend, wie der ETF-Anbieter Vanguard auf seiner Internetseite erklärt, sondern auch das Volumen der gehandelten Wertpapiere innerhalb eines Zeitraums. Bei kleinen ETFs können also die Handelskosten ebenfalls gering sein, wenn viel Handel mit den Anteilen stattfindet.

Außerdem spielt das Handelsvolumen und die Volatilität der Vermögenswerte im ETF eine Rolle: Etwa haben ETFs mit Aktien aus Schwellenländern oder von kleinen Unternehmen (Small Caps) normalerweise höhere Spreads, weil die Aktien weniger gehandelt werden. ETFs mit Vermögenswerten, deren Kurse stark schwanken, etwa aufgrund einer Marktkrise, haben tendenziell ebenfalls höhere Geld-Brief-Spannen.

Anleger können daher über das Liquiditätsmaß XLM prüfen, wie hoch der Spread bei einem ETF oder einer Aktie ist. Aktuelle Angaben dazu veröffentlicht die Deutsche Börse auf ihrer Internetseite.

Während also ein großer ETF unter sonst gleichen Bedingungen besser ist als ein kleiner, kann ein hohes Fondsvolumen bei aktiven Fonds ein Warnzeichen sein. Experten sprechen vom sogenannten „asset bloat“.

Zieht nämlich ein aktiv gemanagter Fonds viele Anlegergelder an, hat das Fondsmanagement einen Anreiz, die Fondsstrategie zu verwässern. Aktiv gemanagte Fonds performten daher historisch häufig schwach, nachdem sie besonders viele Anlegergelder angezogen hatten.

Bei der ETF-Auswahl ist indes nicht bloß die Größe wichtig. Experten halten vor allem die Kosten - gemessen an der TER (Total Expense Ratio, zu deutsch „Gesamtkostenquote“) und der Tracking-Differenz (Abstand der ETF-Performance zur Indexperformance) - für ein wichtiges Auswahlkriterium.

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Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 


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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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