Politik

Thilo Sarrazin wünscht SPD krachende Wahlniederlage - damit es zur Kursänderung in der Migrationsfrage kommt

Lesezeit: 2 min
28.08.2024 07:16
Mit seinem Sachbuch-Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ sorgte Thilo Sarrazin einst für eine heftige politische Debatte. Auch im neuesten Buch des ehemaligen SPD-Politikers geht es wieder viel um Einwanderung. Sarrazin wünscht sich ein Umdenken bei seiner alten Partei und hofft dafür auf ein Debakel bei den Landtagswahlen.
Thilo Sarrazin wünscht SPD krachende Wahlniederlage - damit es zur Kursänderung in der Migrationsfrage kommt
Thilo Sarrazin stellt sein neues Buch "Deutschland auf der schiefen Bahn. Wohin steuert unser Land?" auf einer Pressekonferenz vor. In dem Sachbuch soll es wieder viel um das Thema Einwanderung gehen. (Foto: dpa)
Foto: Kay Nietfeld

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der umstrittene frühere SPD-Politiker Thilo Sarrazin wünscht seiner ehemaligen Partei wegen deren Migrationspolitik eine heftige Niederlage bei den anstehenden Wahlen - damit die SPD danach ihre Position zur Einwanderung ändert. „Wenn ich der SPD eines wünsche, was ich ja darf als Mitglied von 47 Jahren, dass sie jetzt in den drei Landtagswahlen so krachend verliert, dass letztlich ein interner Macht- und Themenwechsel unvermeidlich wird“, sagte Sarrazin in Berlin bei der Vorstellung seines neuen Buches mit dem Titel „Deutschland auf der schiefen Bahn“.

Es handelt sich um das achte Buch des ehemaligen Berliner Finanzsenators. Verleger Michael Fleissner vom Verlag Langen Müller meint, das aktuelle Buch zeige, wie recht Sarrazin damals mit seinem kontroversen Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ (Auflage 1,6 Millionen) aus dem Jahr 2010 gehabt habe. Der erfahrene Politiker war 2020 nach jahrelanger Debatte aus der SPD ausgeschlossen worden, da ihm die Parteispitze Rassismus und Islamfeindlichkeit vorwirft.

Das „Abtöten einer Debatte“ um die Probleme mit der Einwanderung sei „eben auch mit dafür verantwortlich, dass die SPD jetzt in den Umfragen da ist, wo sie ist“. Das werde sich nur unter noch größerem Druck ändern, sagte Sarrazin, der nach seiner Amtszeit im Berliner Senat auch bei der Bundesbank war. Am 1. September werden in Sachsen und Thüringen neue Landtage gewählt, am 22. September in Brandenburg.

Sarrazin fordert stärkere Begrenzung von Zuwanderung

Der 79-Jährige betonte mit Blick auf das strittige Thema Migration: „Das Rezept, mit dem man die AfD bekämpft, liegt bei CDU, Grünen und SPD auf der Straße.“ Er sehe dabei aber „im Augenblick keine einzige Partei, die vernünftige Lösungen hat. Ich sehe aber in allen Parteien Menschen, die vernünftige Lösungen wollen.“

Über den mutmaßlich islamistischen Anschlag in Solingen mit drei Toten sagte Sarrazin, das Attentat habe ein „grelles Licht“ auf die mit Migration verbundenen Kriminalitätsfragen geworfen. „Die Verbindung von männlicher Jugend, von kultureller Fremdheit und islamistischer Radikalisierung ist bestürzend und ihr wachsendes Ausmaß erschreckt“, betonte Sarrazin.

Helfen würden auch keine Messerverbotszonen. „Das eigentliche Problem ist ja nicht das Messer als solches.“ Nötig sei eine strikte Zuwanderungsbegrenzung und ein anderer Umgang zur Frage der Abschiebung. Dafür fehle es aber an „handlungswilligen Mehrheiten“.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Der DWN-Kommentar: Scholz gegen Lindner – ein Symbol des Scheiterns der Regierung und des Kanzlers
07.11.2024

Die Ampel ist Geschichte. Ein Scheitern, dass die Probleme dieser Konstellation nochmal verdeutlicht.

DWN
Politik
Politik Entmilitarisierte Zone entlang der Front? Erste Pläne zur Umsetzung von Trumps Wahlkampf-Versprechen
07.11.2024

Donald Trump hat die Wahl mit einer klaren Mehrheit gewonnen. Nun beginnen Vorbereitungen für die Machtübernahme. Die Demokraten hingegen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ampel-Aus: Wirtschaft fordert Steuersenkungen und das Lockern der Schuldenbremse
07.11.2024

Stabilität, Verlässlichkeit, Vertrauen – all dies bot die Ampel-Regierung in den vergangenen Wochen nicht. Stattdessen gab es Zoff und...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär Mark Rutte erwartet neue Geld-Debatte mit Donald Trump
07.11.2024

Der Streit um Verteidigungsausgaben brachte die Nato in der ersten Amtszeit von Trump zeitweise an den Rand des Abgrunds. Wird es nun noch...

DWN
Politik
Politik Kollateralschaden? Gesundheitsminister Lauterbach sorgt sich um seine Krankenhausreform
07.11.2024

Die Ampel-Koalition ist am Ende. Was wird nun aus noch laufenden Vorhaben? Der Gesundheitsminister will eine Großoperation trotz allem ins...

DWN
Politik
Politik Exportnation Deutschland im Tief: Das Land ist schlicht "nicht wettbewerbsfähig"
07.11.2024

Drohende US-Zölle und eine Bundesregierung auf Abruf: Schwere Zeiten für die deutsche Wirtschaft. Die jüngsten Konjunkturdaten machen...

DWN
Politik
Politik Ampel-Aus: Was dann? Wie geht's jetzt weiter?
07.11.2024

Wann finden die Neuwahlen statt? Das ist die drängende Frage, die Deutschland beschäftigt. Gestern kam es mit einem Paukenschlag zum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Förderbank des Bundes: KfW vergibt weniger Fördermilliarden und macht mehr Gewinn
07.11.2024

Das Geschäft der Förderbank normalisiert sich nach mehreren Krisenjahren zusehends. Dennoch verdient die KfW Bankengruppe gut.