Panorama

„Perfektes Versteck“: Forscher will seit zehn Jahren vermisste MH370 lokalisiert haben

Das Verschwinden des Malaysia-Airlines-Fluges 370 gibt seit über zehn Jahren Rätsel auf. Ein australischer Forscher will das Wrack nun lokalisiert haben - in einem 6.000 Meter tiefen Loch.
01.09.2024 17:37
Lesezeit: 2 min
 „Perfektes Versteck“: Forscher will seit zehn Jahren vermisste MH370 lokalisiert haben
In Kuala Lumpur, Malaysia, wird an den Flug MH370 der Malaysia Airlines gedacht. Die Boeing 777 war am 2014 auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking vom Radarschirm verschwunden. Bis heute ist nicht geklärt, was geschehen ist. (Foto: dpa) Foto: Daniel Chan

Am 8. März 2014 verschwand der Flug MH370 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos von den Radarschirmen. Eines der größten Mysterien der Luftfahrtgeschichte nahm seinen Lauf. Forscher und Luftfahrtexperten haben immer wieder versucht, die Puzzleteile zusammenzusetzen – ohne Erfolg. Ein australischer Forscher will nun den Verbleib der Maschine geklärt haben.

Vincent Lyne von der University of Tasmania behauptet in seiner Studie, den genauen Standort des Wracks lokalisiert zu haben - in einem 6.000 Meter tiefen Loch im Ozean. „Ein perfektes Versteck“, schrieb Lyne vor wenigen Tagen in einem Beitrag auf LinkedIn.

Das Loch befinde sich am Ende des Broken Ridge, eines ozeanischen Plateaus im südöstlichen Indischen Ozean, das etwa 2.000 Kilometer vor der Westküste Australiens liegt. Die dortige Meeresumgebung sei „sehr zerklüftet und gefährlich“, schrieb Lyne. Das erkläre, warum das Wrack bisher nicht gefunden wurde. Die Studie aus dem Jahr 2021 wurde jetzt vom renommierten Fachblatt „Journal of Navigation“ nach einem Peer-Review-Verfahren akzeptiert und veröffentlicht.

Trümmerteile an den Küsten des Indischen Ozeans

Ein Rückblick: Die Boeing 777 hob in der Nacht auf den 8. März 2014 problemlos vom internationalen Flughafen in Kuala Lumpur ab. Um 1.19 Uhr war der erfahrene Kapitän Zaharie Shah zum letzten Mal aus dem Cockpit zu hören. Kurz darauf wurde der Transponder abgeschaltet - ein Gerät, das der Flugsicherung am Boden Daten zur Erkennung übermittelt.

Etwa zwei Stunden nach dem Start verschwand das Flugzeug von den letzten Radarschirmen. Sieben Stunden lang empfing ein Satellit noch sogenannte Ping-Signale von MH370. Etwa so lange dauert es, bis der Tank leer gewesen wäre.

An Küsten entlang des Indischen Ozeans wurden später Trümmerteile angespült. Vom Hauptrumpf des Flugzeugs, den Insassen und dem Flugrekorder fehlt aber bis heute jede Spur. Eine jahrelange Unterwassersuche wurde ergebnislos abgebrochen.

Aber warum stürzte die Maschine ab? Die Spekulationen reichten bisher von einer Entführung über den Suizid des Piloten bis hin zu einem absichtlichen oder versehentlichen Abschuss von Militärs. Beweise gab es nie.

Vincent Lyne ist überzeugt, dass nicht Treibstoffmangel - wie oft vermutet - verantwortlich war, sondern ein absichtliches Landemanöver des Kapitäns im Wasser. Als Beweise führt er Schäden an den Flügeln und am Klappensystem sowie an der vor der Insel La Réunion vor der Ostküste Afrikas gefundenen Flügelklappe an.

Diese ähnelten den Schäden nach der kontrollierten Notlandung von Kapitän Chesley „Sully“ Sullenberger auf dem New Yorker Hudson River im Jahr 2009, schrieb der Wissenschaftler. Alle 155 Menschen an Bord überlebten damals die aufsehenerregende Notlandung.

Wollte der Pilot das Flugzeug verschwinden lassen?

Seine Ergebnisse stützten die Theorie des kanadischen Luftfahrtexperten und früheren Flugunfallermittlers Larry Vance, der ebenfalls von auffälligen Schäden an einem entdeckten Wrackteil gesprochen hatte. Auch er ging von einer kontrollierten Landung auf dem Wasser aus und nicht von einem Aufprall bei voller Geschwindigkeit.

Ob der Pilot sich aber wegen einer Notlage zu diesem Schritt entschied oder es einen Plan gab, die Maschine absichtlich ins Meer zu steuern und verschwinden zu lassen, konnten auch die jüngsten Forschungsergebnisse nicht klären. Lyne zufolge hätte es der Pilot aber fast geschafft, ein unglaublich perfektes Verschwinden des Flugzeugs umzusetzen. „Tatsächlich hätte es funktioniert, wenn MH370 nicht mit seiner rechten Tragfläche durch eine Welle gepflügt wäre.“

Für seine Studie kombinierte Lyne den Längengrad der Landebahn des malaysischen Flughafens Penang mit einer auf dem Heim-Simulator des Piloten entdeckten Flugroute – die FBI-Ermittler zuvor als „irrelevant“ abgetan hätten. Am Schnittpunkt der beiden Linien befindet sich laut Lyne das 6.000 Meter tiefe Loch. MH370 war damals in der Nähe von Penang vom Radar verschwunden.

Forscher hofft auf neue Suche

Lyne forderte die Behörden auf, mit „höchster Priorität“ den von ihm lokalisierten Standort zu untersuchen. So könnten die verzweifelten Angehörigen nach vielen „verwirrenden Theorien“ und "wilden Spekulationen“ vielleicht endlich Frieden finden.

Malaysias Regierungschef Anwar Ibrahim hatte noch im März vor zu großem Optimismus gewarnt. „Ich will ihnen keine falschen Hoffnungen machen, dass wir eine Antwort bekommen“, sagte er damals mit Blick auf die Familien der Opfer. „Aber ich will sie davon überzeugen, dass wir alles tun, was möglich ist.“ Auch wenn es am Ende „erhebliche Mittel“ kostet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Feuer und Tränengas: Tausende Bauern protestieren in Brüssel gegen Mercosur
18.12.2025

Feuer, Tränengas und Traktoren: Tausende Landwirte bringen Brüssels Europaviertel zum Chaos. Sie protestieren gegen das geplante...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...

DWN
Politik
Politik EU-Gipfel in Brüssel: Streit um russisches Vermögen und Mercosur-Freihandelsabkommen
18.12.2025

In Brüssel beginnt ein EU-Gipfel, der über Milliarden und Handel entscheidet. Es geht um festgesetztes russisches Vermögen, die...