Unternehmen

BASF trennt sich von Wintershall Dea

BASF hat sich früher als geplant von Wintershall Dea getrennt und dessen Explorations- und Produktionsgeschäft an den britischen Konzern Harbour Energy übertragen. Ursprünglich war der Verkauf für das vierte Quartal vorgesehen.
05.09.2024 05:50
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
BASF trennt sich von Wintershall Dea
BASF hat das Explorations- und Produktionsgeschäft von Wintershall Dea an den britischen Konzern Harbour Energy verkauft (Foto: BASF).

Jetzt ist es offiziell: Der britische Konzern Harbour Energy hat das Explorations- und Produktionsgeschäft (E&P) des deutschen Gas- und Ölproduzenten Wintershall Dea vom Chemiekonzern BASF übernommen. Wie BASF am Dienstag mitgeteilt hat, sind die Russland-Aktivitäten des Unternehmens von der Übernahme nicht betroffen.

Die Übernahme, deren Abschluss ursprünglich für das vierte Quartal geplant worden war, ist mit einem Gesamtvolumen von 11,2 Milliarden US-Dollar eine der größten Transaktionen in der jüngeren Geschichte der Öl- und Gasindustrie. Sie umfasst neben der Übertragung der Produktions- und Entwicklungsaktivitäten auch die Explorationsrechte von Wintershall Dea. Ausgeschlossen sind sämtliche Aktivitäten mit Russland-Bezug.

An den Börsen wurde die Übernahme von den Anlegern positiv bewertet. So notierten die Papiere von Harbour Energy am Dienstag zum Börsenschluss um 13 Prozent höher bei 274,90 Pence. Auch die BASF-Aktie legte um 1 Prozent zu und schloss bei 48,96 Euro.

BASF-Rückzug aus fossilem Energiegeschäft

Die bisherigen Anteilseigner der Wintershall Dea, BASF und die luxemburgische Beteiligungsgesellschaft LetterOne, erhalten nach Angaben der BASF eine Barzahlung in Höhe von 2,15 Milliarden US-Dollar, wovon 1,56 Milliarden US-Dollar auf den Ludwigshafener Konzern entfallen.

Darüber hinaus erhalten beide Gesellschafter neue Aktien von Harbour Energy. So liegt der Anteil von BASF nun bei 39,6 Prozent. Insgesamt halten beide Unternehmen 54,5 Prozent an den Briten. “Die Anteile an Harbour Energy bieten ein deutliches Wertsteigerungspotenzial und ermöglichen es BASF, sich in den nächsten Jahren schrittweise und optimiert aus unserer Finanzbeteiligung an dem Unternehmen zurückzuziehen“, sagte BASF-Finanzvorstand Dirk Elvermann anlässlich des Verkaufs.

Zusätzliche Milliarden für Harbour Energy

Mit dem Erwerb des E&P-Geschäfts soll Harbour Energy seine Position als einer der weltweit führenden Öl- und Gasproduzenten weiter ausbauen. So verfügt Wintershall Dea über so genannte “nachgewiesene und wahrscheinliche” Öl- und Gasreserven, kurz 2P-Reserven, die auf 1,1 Milliarden Barrel Öläquivalent geschätzt werden. Diese Menge gilt Marktbeobachtern zufolge als weitgehend sicher und soll nun von Harbour Energy über viele Jahre gefördert und genutzt werden. Der britische Konzern erwartet durch die Übernahme eine Steigerung der täglichen Fördermenge um mehr als 300.000 Barrel Öläquivalent pro Tag auf insgesamt rund 500.000 Barrel.

Vor diesem Hintergrund rechnen Analysten wie Ashley Kelty von der Londoner Investmentbank Panmure Liberum damit, dass die Transaktion bereits im laufenden Geschäftsjahr zu deutlichen Mehreinnahmen für Harbour Energy führen dürfte. Kelty erklärte bereits Ende August 2024 in einer Analyse zur Halbjahresbilanz von Harbour Energy, dass die Übernahme „ein positiver Schritt nach vorne ist und im Geschäftsjahr 2024 zu verbesserten Einnahmen führen sollte“. Basierend auf den aktuellen Marktpreisen für Öl und Gas dürfte Harbour Energy dadurch jährliche Mehreinnahmen im hohen einstelligen Milliardenbereich erzielen.

Ausbau von Öl- und Gasförderung sowie neuen Geschäftsfeldern

Hinzukommen umfangreiche Explorationsrechte an Gas- und Ölvorkommen vor den Küsten Norwegens, Argentiniens, Mexikos, Algeriens und Indonesiens, die das Portfolio von Harbour Energy erweitern und die Abhängigkeit von einzelnen Märkten verringern dürften. “Die Übernahme wird den Maßstab, die geografische Diversität und die Langlebigkeit unseres Portfolios transformieren und unsere Kapitalstrukturen stärken,“ so Harbour Energy-CEO Linda Cook in einer aktuellen Mitteilung des Unternehmens.

Durch die Integration von Wintershall Deas Aktivitäten im Bereich der CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) positionieren sich die Briten zudem als neuer Player in der Entwicklung von Technologien zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen. Das dürfte dem Konzern nicht nur helfen, seine Umweltziele zu erreichen, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen.

Russland-Geschäft bleibt außen vor

Das Russland-Geschäft von Wintershall Dea verbleibt bei den bisherigen Anteilseignern BASF und LetterOne. Die Entscheidung, dieses Geschäft von der Übernahme auszuschließen, wurde angesichts des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in Russland getroffen. Insbesondere die Enteignung eines Großteils der russischen Vermögenswerte von Wintershall Dea durch die russische Regierung im April 2023 spielte eine entscheidende Rolle bei dieser Trennung.

Trotz der Enteignung hält Wintershall Dea weiterhin Anteile an verschiedenen Joint Ventures mit Gazprom, die von der Enteignung nicht betroffen sind. BASF und LetterOne planen, diese verbleibenden Vermögenswerte in einer neu gegründeten GmbH zu verwalten. Diese Einheit soll sich darauf konzentrieren, die noch bestehenden Beteiligungen in Russland zu managen und potenzielle rechtliche Ansprüche im Zusammenhang mit der Enteignung zu verfolgen​.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft JPMorgan-Chef Dimon warnt: Die Party an den US-Börsen ist vorbei – jetzt zählen Waffen statt Aktien
18.10.2025

JPMorgan-Chef Jamie Dimon zeichnet ein düsteres Bild der Weltwirtschaft: Er warnt vor einer harten Marktkorrektur, kritisiert die Politik...

DWN
Unternehmen
Unternehmen CATL Testkapazitäten: Europas größtes Batteriezellen-Zentrum entsteht
18.10.2025

Der chinesische Batteriehersteller CATL verdoppelt seine Testkapazitäten in Arnstadt und baut eines der größten Batteriezellzentren...

DWN
Finanzen
Finanzen Nebenwerte als Chance: Warum Small Caps oft überdurchschnittliche Renditen bringen
18.10.2025

Nebenwerte im Fokus: Small-Cap-Aktien können enorme Kurschancen bieten – doch sie bergen auch Risiken. Warum vernachlässigte...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Credit in Europa: Boom, Blase oder Lehre aus der Finanzkrise?
18.10.2025

Die Private-Credit-Branche hat sich in den letzten Jahren zu einem der dynamischsten Segmente auf den globalen Kapitalmärkten entwickelt....

DWN
Technologie
Technologie Trotz Grünstrom-Rekord geht Energiewende nicht schnell genug
18.10.2025

Die weltweite Energiewende erreicht neue Rekorde: Nie zuvor wurde so viel Grünstrom installiert. Doch trotz Wachstum reicht das Tempo...

DWN
Panorama
Panorama Gen Z Proteste weltweit: Junge Generation erhebt sich gegen Misswirtschaft
18.10.2025

Die junge Generation erhebt sich weltweit gegen Korruption, Perspektivlosigkeit und Misswirtschaft. In Madagaskar stürzte der Präsident,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Innovationspolitik: Warum Europa seine besten Ideen selbst blockiert
18.10.2025

Der Wirtschaftsnobelpreis ist in diesem Jahr ein Weckruf für Europa. Die ausgezeichneten Forscher zeigen, dass Wohlstand nicht aus...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Krones-Aktie: Wie aus Flaschen Milliarden werden
17.10.2025

Ob Ketchup, Cola oder Sojadrink: Weltweit läuft fast jede Flasche durch eine Abfüllline von Krones. Seit fast 75 Jahren versorgt die...