Politik

US-Wahlkampf: TV-Duell von Trump und Harris mit neuen Regeln

Lesezeit: 3 min
05.09.2024 07:43  Aktualisiert: 05.09.2024 07:43
Die demokratische Kandidatin Kamala Harris und ihr Herausforderer Donald Trump haben sich auf die Regeln für das kommende TV-Duell verständigt – doch Trump äußert bereits im Vorfeld Zweifel an der Neutralität des Senders, der das TV-Duell ausstrahlt.

Mehr zum Thema:  
Wahlen > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Wahlen  
USA  

"ABC ist der schlechteste Sender in Bezug auf Fairness", sagte Trump gegenüber Sean Hannity bei Fox News. Ohne Beweise vorzuweisen, behauptete Trump, er "habe gehört", Harris bekäme die Fragen von ABC vorab.

Harris muss im Mikrofon-Streit zurückstecken

ABC hatte kürzlich die Regeln für das erste TV-Duell zwischen Trump und Harris bekannt gegeben. Vorher gab es eine Debatte um die Mikrofone. Der Streit drehte sich darum, ob diese während des Sprechens des Gegners stummgeschaltet werden. Jetzt scheint eine Lösung gefunden: Bei dem TV-Duell am 10. September (Ortszeit/11. September MESZ) sollen die Mikrofone des gerade nicht Sprechenden stummgeschaltet werden.

Hier musste Harris offenbar einlenken. Ein Sprecher ihres Wahlkampfteams erklärte letzte Woche, man habe bevorzugt, dass die Mikrofone während der gesamten Debatte angeschaltet bleiben. "Wir vermuten, dass Trumps Berater das stumme Mikrofon bevorzugen, da sie nicht glauben, dass Trump sich 90 Minuten lang wie ein Präsident verhalten kann", hieß es in einer Erklärung. Harris schrieb am Wochenende: "Lasst uns transparent debattieren – die Mikrofone sollten die ganze Zeit an bleiben."

Lehren aus dem TV-Duell zwischen Trump und Biden

Trump scheint aus seinem letzten TV-Duell mit Joe Biden, dem damaligen demokratischen Bewerber, gelernt zu haben. Dort wurden ebenfalls die Mikrofone des jeweils Schweigenden stummgeschaltet. Diese Regelung soll von Bidens Team ausgegangen sein, um zu verhindern, dass Trump den 81-jährigen Biden unterbricht. Beobachter stellten im Nachhinein fest, dass Trump durch das stumme Mikrofon eher einen Vorteil hatte, da der 78-Jährige dadurch kontrollierter wirkte. Bidens Auftritt war ein Desaster und führte zu seinem Rückzug aus dem Rennen.

Trump war verärgert darüber, dass Harris diese Regeln ändern wollte und drohte indirekt, das TV-Duell platzen zu lassen. Das damalige Duell zwischen Trump und Biden wurde vom liberalen Sender CNN ausgerichtet, nun übernimmt ABC. Trump bezeichnete den Sender im Gespräch mit Hannity als "unehrlich" und verwies auf eine Verbindung zwischen Harris und einer Managerin des Senders. Er erklärte, dass er nur zugestimmt habe, weil Harris' Team darauf bestanden hatte. Ursprünglich hatte Trump dem TV-Duell zugestimmt, als Biden noch im Rennen war.

Nur Stift, Papier und Wasser beim TV-Duell erlaubt

ABC gab an, dass das TV-Duell 90 Minuten dauern werde und zwei Werbepausen geplant seien. Eröffnungsstatements soll es keine geben, die Schlussworte der Kandidaten sind auf zwei Minuten begrenzt.

"Requisiten oder vorbereitete Notizen sind auf der Bühne verboten", so ABC weiter. Harris und Trump erhalten lediglich einen Stift, einen Papierblock und eine Wasserflasche. Trump behauptete bei Fox News, dass Harris gefordert habe, Notizen ins TV-Duell mitnehmen zu dürfen.

Townhall bei Fox News ohne Zuschauerfragen

Trumps Gespräch mit Hannity am Mittwochabend (Ortszeit) war eine sogenannte Townhall. Normalerweise sind bei diesem Format auch Publikumsfragen zugelassen. In der einstündigen Sendung auf Fox News aus Pennsylvania blieb das Publikum jedoch stumm. Laut "The Hill" sollten die Fragen an Trump erst am Donnerstag ausgestrahlt werden. Hannity lobte Trump während der Sendung überschwänglich. Er sagte: "Sie haben einen hohen Preis dafür bezahlt, in die Politik zu gehen." Trump werde von der Justiz verfolgt, obwohl er sich eigentlich ein entspanntes Leben machen könnte, so Hannity.

Fox News hatte zeitweise Abstand zu Trump genommen und den damaligen republikanischen Kandidaten Ron DeSantis unterstützt. Inzwischen steht der Sender wieder geschlossen hinter Trump. Eine TV-Debatte, die von Fox News ausgerichtet wird, ist im aktuellen Wahlkampf nicht vorgesehen – obwohl Trump das mehrfach ins Spiel brachte. Es ist möglich, dass das TV-Duell auf ABC die einzige Debatte zwischen Trump und Harris bleiben wird. Mit dem Rückzug von Biden wurden die ursprünglich geplanten TV-Duelle über den Haufen geworfen.

TV-Duell Trump-Harris: Ein knappes Rennen wird erwartet

Die Präsidentschaftswahl am 5. November dürfte ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris werden. Umfragen sehen beide etwa gleichauf. Der geringe Abstand liegt im Bereich der Fehlertoleranz. Allerdings hat der Wahlkampf durch Harris' Kandidatur an Dynamik gewonnen. Trump wurde von Bidens Rückzug offenbar überrascht – er war stark auf Biden fixiert und muss nun seine Strategie anpassen. Er bezeichnet Harris als "radikale Linke".

Am Mittwochabend (Ortszeit) meldete sich eine altbekannte Kritikerin zu Wort: Liz Cheney erklärte, sie werde bei der Wahl für Harris stimmen. Diese Aussage kam nicht überraschend. Dass jedoch eine Republikanerin öffentlich zur Wahl einer Demokratin aufruft, bleibt ungewöhnlich. Trump hingegen freute sich darüber, dass sich der Bruder von Tim Walz, dem demokratischen Vizekandidaten, kritisch über diesen äußerte. Jeff Walz’ Facebook-Posts sorgten in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen.


Mehr zum Thema:  
Wahlen > USA >

DWN
Politik
Politik US-Industriepolitik: Warum Biden und Trump unterschiedliche Wege zur Industrieankurbelung wählen
02.01.2025

Die US-Industriepolitik steht im Fokus der wirtschaftlichen Debatten zwischen Trump und Biden. Während die Biden-Regierung mit...

DWN
Politik
Politik Russland stoppt Gaslieferungen: Moldau unter Druck, Rumänien hilft aus
02.01.2025

Russland setzt Moldau mit einem Gaslieferstopp unter Druck. Vor allem Transnistrien, die prorussische Separatistenregion, spürt die Folgen...

DWN
Politik
Politik Estlink 2: Kabelschäden ohne Folgen für Anschluss an EU-Stromnetz
02.01.2025

Estlink 2: Der Ausfall des Unterseekabels sorgt für Unsicherheit in den baltischen Staaten. Dennoch bleibt die litauische Regierung...

DWN
Finanzen
Finanzen Strompreise 2025: Wie sich Kosten durch Netzentgelte und Umlagen entwickeln
02.01.2025

Strompreise 2025 bleiben ein heißes Thema: Verbraucher:innen erwarten steigende Kosten durch höhere Netzentgelte und CO2-Preise. Doch...

DWN
Politik
Politik CSU verschärft Ton in der Migrationspolitik
02.01.2025

Zur CSU-Winterklausur gehören traditionell lautstarke Forderungen an die Bundesregierung. Dieses Mal hofft die Partei, viele davon nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis anno 2025: Konflikte und Verschuldungen bleiben die Hauptsorgen der Anleger
02.01.2025

Die Gold-Verwalter von BullionVault in London haben mal wieder seine Kunden befragt, warum sie in Gold und Edelmetalle investieren....

DWN
Panorama
Panorama New Orleans und ein explodierter Cybertruck vor Trumps Hotel: Gibt es einen Zusammenhang?
02.01.2025

Mit voller Absicht soll der Attentäter in die Menge gerast sein und 15 Menschen getötet haben. Das FBI geht von einem Terroranschlag aus,...

DWN
Politik
Politik „Im Sinne der USA“: Warum ein Investor aus Miami Nord Stream 2 kaufen möchte
02.01.2025

Der potenzielle Nord Stream 2 Investor Stephen Lynch möchte die Pipeline kaufen. Dies sei im Interesse der USA. Kann der Kauf der...