Wirtschaft

Deutsche Industrie sieht Standort bedroht wie nie zuvor

Es sind alarmierende Ergebnisse einer Studie, die der Bundesverband der Deutschen Industrie präsentiert. Die industrielle Wertschöpfung sei akut bedroht.
10.09.2024 13:30
Aktualisiert: 10.09.2024 13:30
Lesezeit: 1 min
Deutsche Industrie sieht Standort bedroht wie nie zuvor
Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), spricht am 02. Juni beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum. (Foto: dpa) Foto: Monika Skolimowska

Die Industrie sieht den Standort Deutschland mehr als je zuvor unter Druck. Rund ein Fünftel der industriellen Wertschöpfung in Deutschland sei bedroht, heißt es in einer Studie der Strategieberatung Boston Consulting Group und dem Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).

Deindustrialisierung „ist teils schon eingetreten“

BDI-Präsident Siegfried Russwurm sprach am Dienstag in Berlin von einem „lauten Weckruf“ der Industrie für dringend notwendige Veränderungen in Deutschland. „Das Risiko einer De-Industrialisierung durch die stille Abwanderung und Aufgabe gerade vieler Mittelständler nimmt kontinuierlich zu und ist teils schon eingetreten.“

Es sei vor allem die Summe struktureller Probleme, die den Wirtschaftsstandort ausbremse. Schnelle Konjunkturprogramme seien keine Lösung dafür. Bemängelt werden unter anderem hohe Energiepreise, die Steuerlast, Arbeitskräftemangel und aufwändige bürokratische Berichtspflichten. „Politisches Mikromanagement und fehlender marktwirtschaftlicher Reformwillen lähmen die Unternehmen.“ Mangelnde Investitionen in den letzten 30 Jahren hätten außerdem dazu geführt, dass es Defizite im Glasfaserausbau, dem Bildungsniveau und der Verkehrsinfrastruktur gebe.

Um auch in Zukunft international wettbewerbsfähig zu sein, sind laut Studie bis 2030 private und öffentliche Mehrinvestitionen in Höhe von 1,4 Billionen Euro nötig. Gut zwei Drittel davon seien private Investitionen, die aber zum ganz überwiegenden Teil noch nicht beziehungsweise nicht ausreichend angereizt seien. Den Rest sollte der Staat beisteuern.

Industriestandort am Scheideweg

Russwurm forderte einen „großen Wurf“, um Deutschland im internationalen Wettbewerb wieder nach vorne zu bringen und Ziele bei der klimafreundlichen Transformation der Wirtschaft erreichen zu können. Der Industriestandort Deutschland stehe am Scheideweg und vor Jahren der Entscheidung, heißt es in der Studie. Deutschland müsse sich als Industrienation neu erfinden.

Die deutsche Wirtschaft steckt mitten in einer Wachstumsschwäche. Die Bundesregierung arbeitet an der Umsetzung einer Wachstumsinitiative. Geplant sind zum Beispiel Verbesserungen bei Abschreibungen von Investitionen und bei der Forschungszulage. Außerdem will die Ampel Bürokratie abbauen. Der BDI hält die Pläne aber für nicht ausreichend.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Politik
Politik Demokratie unter Dauerstress: Der globale Trend zur Autokratie
26.12.2025

2026 könnte zum Wendepunkt werden: Von Washington bis Berlin geraten liberale Demokratien unter Druck. Autokraten gewinnen Einfluss,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Zahlungen per Smartphone steigen sprunghaft an
25.12.2025

Immer mehr Menschen zücken zum Bezahlen das Smartphone. Hinter den allermeisten Transaktionen stecken heute noch Debitkarten. Das könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenpleite: Was passiert mit meinem Geld?
25.12.2025

Es ist eine tiefe Angst vieler Menschen – die eigene Bank, der man sein Erspartes anvertraut hat, geht bankrott. Erfahren Sie hier, wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...