Finanzen

Family-Offices boomen: Vermögen der Superreichen wird sich bis 2030 fast verdoppeln

Superreiche Familien werden ihr Vermögen bis 2030 um 4 Billionen Dollar auf knapp 10 Billionen vermehren, so eine Prognose der Beratungsgesellschaft Deloitte. Mit dem größeren Vermögen werde auch die Zahl der verwaltenden Family-Offices sprunghaft ansteigen. Der rasante Anstieg reflektiert die zunehmende Vermögens-Konzentration auf der Welt.
14.09.2024 11:00
Aktualisiert: 14.09.2024 14:58
Lesezeit: 3 min
Family-Offices boomen: Vermögen der Superreichen wird sich bis 2030 fast verdoppeln
Superreichen Familien, die sich zur Vermögensverwaltung ein eigenes Family Office leisten können, stehen tolle Zeiten bevor - laut neuen Prognosen wird sich ihr Vermögen bis 2030 fast verdoppeln. (Foto: dpa) Foto: Britta Pedersen

Superreiche Familien stehen einer neuen Studie zufolge in den kommenden Jahren vor weiteren kräftigen Vermögenszuwächsen. Bis 2030 dürften Familien mit eigener Vermögensverwaltungsgesellschaft (Family Office) 9,5 Billionen - 9.500 Milliarden - Dollar schwer sein. Bei einem gegenwärtigen Vermögen solcher ultrareicher Familien von schätzungsweise 5,5 Billionen Euro entspricht das einem Anstieg von 4 Billionen Dollar oder 73 Prozent. Diese Zahlen gehen aus einer Studie der Beratungsfirma Deloitte hervor, bei der 354 Family-Offices aus der ganzen Welt untersucht und befragt wurden.

Zum Vergleich: Die globale Hedgefonds-Branche kommt nach Angaben des Datenanbieters HFR derzeit auf ein kumuliertes Vermögen von grob 4,3 Billionen Dollar. Und der Boston Consulting Group zufolge ist das weltweit verwaltete Vermögen („Assets under Management“) letztes Jahr auf knapp 120 Billionen Dollar angewachsen – auf Deutschland entfallen 4,1 Billionen.

Die Reichen werden immer reicher und suchen Vermögensschutz

Die weltweite Zahl der Family-Offices wird gemäß Deloitte-Prognosen von gegenwärtig 8.030 auf 10.720 im Jahr 2030 klettern. Deren wachsende Popularität führen die Berater unter anderem auf den rasanten Anstieg des weltweiten Privatvermögens, die zunehmende Konzentration der Vermögen und die zahlreichen Verkäufe von Familienunternehmen an internationale Konkurrenten oder Investoren zurück.

„Die Family-Office-Branche wächst kometenhaft“, erklärte Deloitte-Expertin Rebecca Gooch. Ursächlich sei auch, dass mehr reiche Familien ihre Vermögensverwaltung professionalisieren wollen, um ihr Vermögen über viele Generationen hinweg zu schützen und zu vermehren. „Da Family-Offices genau zu diesem Zweck gegründet werden, hat ihre Zahl weltweit stark zugenommen.“ Entsprechend steige auch ihre wirtschaftliche Macht.

Bei der steigenden Anzahl der Family-Offices dürften neue Zweigstellen in Asien den prozentual größten Schub verbuchen, so die Deloitte-Berater. Dort steigt der Wohlstand aktuell am stärksten und entsprechend gibt es immer mehr Reiche, für die sie sich solche Strukturen in der Vermögensverwaltung lohnen. Dahinter folgt Nordamerika. Eine verhaltene Entwicklung zeichne sich für Europa ab, wo das schlechtere wirtschaftliche Klima Spuren hinterlasse.

Family-Offices investieren massiv in KI

Nach einem inflationsbereinigten Rückgang des globalen Vermögens um rund 3 Prozent im Jahr 2022, war letztes Jahr laut „UBS Global Wealth Report“ mit einem Plus von satten 8,4 Prozent wieder ein Jahr der starken realen Vermögenszuwächse. Das dürfte vor allem an der Erholung an den Aktienmärkten liegen, die Anfang 2024 sogar in eine regelrechte Euphorie überschwang. Außerdem ging die Inflation deutlich zurück.

Künstliche Intelligenz ist einer anderen UBS-Studie zufolge derzeit das beliebteste Anlagethema reicher Familien. In den nächsten zwei bis drei Jahren wollen über drei Viertel in den Bereich investieren, wie es in Umfrage der Schweizer Großbank bei über 300 Family Offices rund um den Globus hieß. Danach folgten Gesundheitstechnologie sowie Automation und Robotik. Diese Themen vereine eine gemeinsamen Nenner, erläutert UBS-Anlageexperte Maximilian Kunkel: „Die Welt hat einen Mangel an Arbeitskräften, und deshalb investieren die Unternehmen in diese disruptiven Bereiche.“

Eine Mehrheit (55 Prozent) der von Deloitte befragten Family-Offices will in Zukunft mehr Fokus auf die Diversifikation ihrer Vermögens in verschiedene Assetklassen und geografische Regionen legen.

Welchen Zweck erfüllt ein Family Office?

Family-Offices bestehen meistens aus einer kleinen Gruppe von Beratern, die sich um das Vermögen und die Anlagen, aber auch um Nachfolgeregelungen, Steuern und gemeinnützige Engagements kümmern. Der Erhalt und die Sicherung des Vermögens hat normalerweise Vorrang vor Rendite-Aspekten.

Interessanterweise sind viele Family Offices beziehungsweise die dahinter stehenden Unternehmer-Dynastien in der Gesellschaft kaum bekannt, obwohl sie dutzende Milliarden verwalten. Unter den reichsten Family-Offices Deutschlands kennt man etwa sicherlich die Quandt-Familie (BMW) und vielleicht auch die Wirtgen-Brüder (Baumaschinen-Konzern, 2017 an Deere verkauft). Aber wer hat schon Assoziationen zur „Koehler Group“ (fahrrad.de) oder könnte aus dem Stand heraus sagen, womit die Reimann-Familie groß wurde (Chemiefirma Reckitt Benckiser)? Viele der größten Family-Offices auf der Welt operieren unter dem Radar der Öffentlichkeit.

Ähnliche Dienstleistungen bieten indes auch Vermögensverwaltungsbanken wie die Schweizer UBS oder Julius Bär an. Bei großen Vermögen kann es sich aber lohnen, die Verwaltung von eigenen Mitarbeitern regeln zu lassen.

In Deutschland gibt es laut der Stiftung Familienunternehmen circa 400 Single-Family-Offices, also solche mit nur einem Kunden. Als grober Richtwert, ab wann sich eine solche Struktur lohnt, gilt ein Gesamtvermögen von mindestens 100 Millionen Euro. Multi-Familiy-Offices, die ihre Aktivitäten auf mehrere Familien bündeln, sollen teilweise bereits ab 20 bis 30 Millionen eine Option sein.

Die im Deloitte-Bericht berücksichtigten Family-Offices verwalten im Durchschnitt zwei Billionen Dollar. Die Betriebskosten für Family-Offices mit Vermögen von 250 bis 500 Millionen Dollar beziffert Deloitte auf jährlich durchschnittlich 2,1 Millionen Dollar, bei solchen mit Vermögen über fünf Milliarden Dollar auf rund 21 Millionen Dollar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Jakob Schmidt

                                                                            ***

Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...