CO2 -Zertifikate sind schon heute Realität und sie sind Teil unserer Energiekosten. Auch wenn wir in Deutschland in diesem Jahr niedrigere Energiekosten im Winter erwarten als in den vergangenen beiden Jahren, wird sich das vermutlich nicht als Trend fortsetzen. Wie die Beratungsgesellschaft CO2-online gerade erst einschätzte, werden die Energiekosten für fossile Energien in den kommenden Jahren vielleicht sogar dramatisch steigen aufgrund der erwarteten Preise für die CO2-Zertifikate.
Bis Ende 2026 werden die Preise für CO2-Zertifikate noch jährlich von der Bundesregierung festgelegt und betragen im aktuellen Jahr 2024 45 Euro pro Tonne CO2, ab 2025 dann 55 Euro pro Tonne. Ab dem Jahr 2027 soll sich dann der Preis dafür frei am Markt durch Angebot und Nachfrage entwickeln. Jeder Anbieter von fossilen Energien muss diese dann auf dem freien Markt erwerben, um die sogenannten Treibhausgase ausstoßen zu dürfen.
CO2-Zertifikate werden verknappt
Das Problem: Die Anzahl der CO2-Zertifikate ist limitiert und sie wird jedes Jahr weiter reduziert. Dadurch soll die weitere Umstellung auf erneuerbare Energien vorangetrieben werden. Wenn also ab 2027 die Nachfrage nach fossilen Energien hoch bleibt und ein knapperes Angebot an CO2-Zertifikaten frei gehandelt wird, kann dies zu enormen Preissteigerungen führen.
CO2-Preis ab 2027 äußerst ungewiss – Energiekostenschock ist realistisch
Wie sich der CO2-Preis ab 2027 entwickelt, wird auch entscheidend davon abhängen, wie weit die Energiewende bis dahin fortgeschritten ist. Das hat in einer aktuellen Studie gerade davor gewarnt, dass dies wohl nicht so schnell wie gedacht realisierbar ist und deshalb ein Energiepreisschock ab 2027 unvermeidlich sein wird.
Was bedeuten die CO2-Preise für die Energiekosten?
Aktuell müssen 2024 aufgrund des CO2-Preises für ein ungedämmtes Einfamilienhaus mit Ölheizung bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3000 Litern schon alleine für den CO2-Preis 425 Euro bezahlt werden. Im nächsten Jahr werden das dann schon 523 Euro sein.
Bei Gasheizungen mit einem vergleichbaren Verbrauch von 30.000 Kilowattstunden sieht es zwar etwas günstiger aus, mit 322 Euro in diesem Jahr und erwarteten 394 Euro nächstes Jahr, aber dieser Trend wird sich dann wohl auch in 2026 fortsetzen. Die Bundesregierung plant einen CO2-Preis für 2026 zwischen 55 und 65 Euro pro Tonne.
Ab 2027 wird die Situation dann fast unkalkulierbar
Ab 2027 wird dann der freie Markt das regeln. Modellrechnungen haben bereits CO2-Preise von 200 bis 300 Euro pro Tonne bis 2030 berechnet – mit den entsprechenden Auswirkungen auf Öl- und Gaspreise. Bei einem Preis von 300 Euro hätte dann das beschriebene Einfamilienhaus sage und schreibe alleine 2500 Euro für die CO2-Abgabe zu bezahlen.
Andere Modellrechnungen rechnen sogar mit bis 400 Euro pro Tonne und haben das auf die Kosten für Benziner- und Diesel-Autos umgelegt. Wer dann noch einen Verbrenner fährt, muss sich auf jährliche Mehrkosten von ca. 2000 Euro einstellen. Noch handelt es sich um Modellrechnungen, aber die Tendenzen für die Preisentwicklung werden einschneidende Konsequenzen für die meisten Verbraucher zur Folge haben.
Klimaziele der EU werden weiterhin verschärft
Als wären diese Szenarien nicht schon alarmierend genug, werden zusätzlich die Klimaziele der EU weiterhin verschärft. Aktuell ist der Plan, dass die Treibhausgase bis 2040 um 88 Prozent gesenkt werden und bis zum Jahr 2045 soll dann die totale Klimaneutralität erreicht werden. Immerhin: Bis dahin ist noch etwas Zeit, aber der Weg dürfte äußerst steinig werden.
Bevölkerung überwiegend ablehnend
Wie eine aktuelle, repräsentative Befragung der Hans-Böckler-Stiftung ergab, dass die Mehrheit der befragten Haushalte mit 53 Prozent die CO2-Bepreisung in Deutschland für „eher“ oder „sehr“ inakzeptabel bewertet. Die Bewertung der Maßnahmen ist dabei stark von den Lebensumständen der Befragten abhängig.
Menschen mit einem hohen Einkommen sind eher bereit, die Zusatzkosten zu akzeptieren, wohingegen Menschen mit einem geringen Einkommen grundsätzlich ablehnender sind. Auch ist die Landbevölkerung in Deutschland durchaus kritischer als die Städter.
Finden beispielsweise die Maßnahmen in Hamburg mit 43 Prozent Zustimmung und in Berlin mit immerhin noch 32 Prozent Zustimmung, sind die Zustimmungswerte insbesondere in den ostdeutschen ländlichen Gebieten sowie auch in Niedersachsen und dem Saarland am geringsten.