Angesichts der steigenden Energiepreise und des zunehmenden Drucks zur Erfüllung von Nachhaltigkeitsvorgaben stehen viele Unternehmen vor schwierigen Entscheidungen. Gesetzliche Vorgaben wie das Klimaschutzgesetz und CSR-Richtlinien schaffen zwar den rechtlichen Rahmen für eine nachhaltigere Wirtschaft, erhöhen aber auch den Druck, diese Anforderungen zu erfüllen und langfristige Strategien für die Energieversorgung zu entwickeln.
Außerdem sind traditionelle Energieträger wie Öl und Kohle stark von Preisschwankungen betroffen, was es schwierig macht, stabile Betriebskosten zu kalkulieren. Zum Beispiel kann ein plötzlicher Anstieg der Ölpreise die Betriebsausgaben deutlich erhöhen. Die Frage, die sich viele Unternehmen stellen, lautet also: Wie lässt sich der Energieverbrauch effizient senken und gleichzeitig auf umweltfreundlichere Quellen umstellen?
Zertifikate werden teurer: Nachhaltigkeit braucht echte Lösungen
Viele Unternehmen greifen auf Herkunftsnachweise (HKNs) zurück, um ihren konventionellen Strom als „grün“ zu deklarieren. Diese Zertifikate bescheinigen, dass irgendwo in Europa grüne Energie erzeugt wurde. Doch auch wenn sie eine schnelle Lösung darstellen, sind sie keine langfristige Strategie, um die eigenen CO₂-Emissionen zu senken – und sie werden immer teurer. Während ein Ökostrom-Herkunftsnachweis im Jahr 2021 noch etwa 5 Euro pro Megawattstunde (MWh) kostete, ist dieser Preis 2023 bereits auf 6,30 Euro/MWh gestiegen.
Nachhaltige Lösungen erfordern echte Investitionen in grüne Energiequellen. Viele Unternehmen entscheiden sich daher, eigene Anlagen zu installieren oder Strom direkt von erneuerbaren Energiequellen zu beziehen. Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie bieten eine Alternative zu den volatilen fossilen Brennstoffen. Obwohl sie oft hohe Anfangsinvestitionen erfordern, bieten sie langfristig den Vorteil stabiler und oft sinkender Kosten. Ein Beispiel ist ein Fertigungsbetrieb in Süddeutschland, der kürzlich eine Photovoltaikanlage installiert hat, die nun 30-Prozent seines Energiebedarfs deckt.
Handlungsanweisung: Überdenken Sie Ihre Strategie zum Bezug von „grünem“ Strom. Setzen Sie weniger auf teure Zertifikate und investieren Sie stattdessen in eigene erneuerbare Energiequellen, um langfristig Geld zu sparen. Beraten Sie sich mit einem Energieberater, um Ihre Optionen abzuwägen.
Verschiedene Energiequellen nutzen: Langfristig Kosten senken und Nachhaltigkeit fördern
Um Kosten zu senken und gleichzeitig nachhaltig zu bleiben, setzen immer mehr Unternehmen auf einen Mix verschiedener Energiequellen. Die Plattfom Fastercapital dazu: „Ein widerstandsfähiges Energieportfolio zeichnet sich durch einen vielfältigen Mix an Energiequellen aus. Dies mindert die Risiken, die mit einer übermäßigen Abhängigkeit von einer einzigen Quelle einhergehen und stellt eine stabile Energieversorgung sicher, selbst wenn eine Quelle gefährdet ist. Beispielsweise kann eine Mischung aus erneuerbaren Energiequellen wie Solar-, Wind- und Wasserkraft traditionelle fossile Brennstoffe ergänzen.“
Ein Beispiel: Ein mittelständisches Unternehmen in Baden-Württemberg kombiniert Photovoltaikanlagen mit einem langfristigen Vertrag (Power Purchase Agreement, PPA) mit einem Windpark-Betreiber. Diese Lösung sichert nicht nur die Energieversorgung ab, sondern reduziert auch die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten.
Power Purchase Agreements (PPAs): Langfristige Preissicherheit für Unternehmen
PPAs sind besonders attraktiv für Unternehmen, die langfristige Preissicherheit suchen. Diese Verträge ermöglichen es, grünen Strom über mehrere Jahre hinweg zu festen Preisen zu beziehen, was besonders vorteilhaft ist, wenn die Energiepreise stark schwanken. Je nach Modell wird der Strom entweder nach einer Prognose geliefert oder direkt nach der tatsächlichen Produktion.
Sind PPAs auch für KMU geeignet? Ursprünglich waren sie eher für große Unternehmen gedacht, doch mittlerweile gibt es spezialisierte oder angepasste Modelle, die auch für KMU von Interesse sein könnten. Mit der richtigen Planung bieten PPAs eine Möglichkeit, langfristig von stabilen Preisen zu profitieren und gleichzeitig in Nachhaltigkeit zu investieren.
Handlungsanweisung: Wenn Sie planen, langfristig grüne Energie zu nutzen, prüfen Sie den Abschluss eines PPA. Beginnen Sie mit der Suche nach Anbietern, die speziell auf KMU zugeschnittene Modelle anbieten.
Intelligente Steuerung spart Kosten: Smart Grids und Demand Side Management
Neben der Erzeugung von grünem Strom setzen immer mehr Unternehmen auf Technologien wie Smart Grids (intelligente Stromnetze) und Energiespeicher, um den Stromverbrauch zu optimieren. Besonders hilfreich ist das sogenannte Demand Side Management, bei dem energieintensive Prozesse in Zeiten verlagert werden, in denen der Strom günstiger ist – zum Beispiel nachts oder während Zeiten geringer Netzbelastung.
Diese Maßnahmen helfen nicht nur, die Energiekosten zu senken, sondern entlasten auch das Stromnetz. Ein Lebensmittelproduzent in Niedersachsen nutzt beispielsweise ein Smart Grid, um den Stromverbrauch automatisch auf die Zeiten mit den niedrigsten Strompreisen zu verlegen.
Handlungsanweisung: Setzen Sie auf eine intelligente Steuerung Ihres Stromverbrauchs. Implementieren Sie Technologien, die den Energieverbrauch in Zeiten geringer Nachfrage verschieben und so Ihre Energiekosten senken.
So sichern KMU ihre Energieversorgung zukunftsfähig: Ein gutes Team ist der Schlüssel
Fazit: Die Herausforderungen der Energiebeschaffung werden immer komplexer. Doch mit einem Mix aus erneuerbaren Energiequellen, langfristigen Verträgen und moderner Technologie wie Smart Grids können Unternehmen sowohl ihre Kosten unter Kontrolle halten als auch ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Für eine erfolgreiche Energiestrategie ist es unerlässlich, dass verschiedene Abteilungen – von der Buchhaltung über das Energiemanagement bis hin zur Geschäftsführung – eng zusammenarbeiten.
Ein gutes Beispiel ist ein Produktionsunternehmen in Sachsen, das ein interdisziplinäres Team gebildet hat, um regelmäßig die Entwicklung der Energiepreise zu analysieren und Einsparpotenziale zu identifizieren. Durch diese enge Zusammenarbeit konnte das Unternehmen innerhalb eines Jahres seine Energiekosten um 15-Prozent senken.
Handlungsanweisung: Bilden Sie ein unternehmensinternes Energieteam, das regelmäßig Einsparpotenziale identifiziert und die Fortschritte bei der Umsetzung von Energiestrategien überwacht. Eine enge Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens und eine regelmäßige Analyse der verfügbaren Energiequellen sind der Schlüssel, um flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und gleichzeitig die Betriebskosten im Blick zu behalten.