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Luftfahrt von Herzen: Mit Heart Aerospace auf Kurzstrecken unter Strom fliegen

In der Nähe von Göteborg in Schweden wird an einem neuartigen hybrid-elektrischem Regionalfahrzeug getüftelt, dass das klimafreundliche Fliegen revolutionieren könnte. Mitte September ist das Flugzeug als Demonstrator vorgestellt worden. In Luftfahrt-Kreisen steigt die Begeisterung und hoffnungsfrohe Erwartung.
27.09.2024 11:01
Lesezeit: 3 min
Luftfahrt von Herzen: Mit Heart Aerospace auf Kurzstrecken unter Strom fliegen
30 Sitze und State of the arts: Das Flugzeug in seiner geplanten Original-Größe als sogenannter Demonstrator. (Foto: Heart Aerospace)

Das Ziel ist weitgesteckt, und viele Luftfahrt-Experten hegen große Zweifel, ob das mit den ehrgeizigen Klima-Zielen wirklich klappt. Umso größer ist das Interesse an einer schwedischen Entwicklung für ein hybrid-elektrisches Regionalflugzeug der Startup-Firma Heart Aerospace aus Göteborg. Ihre Technik lässt Fluggesellschaften neugierig aufhorchen, seitdem Mitte September ein sogenannter Demonstrator auf das Flugfeld am City-Flughafen Säve gerollt wurde. Das geplante Flugzeug soll entweder ausschließlich mit Batterie-Energie fliegen können oder hybrid mit zugeschalteten Turbogeneratoren betrieben werden. Dafür würde zwar weiterhin Kerosin oder nachhaltiger Treibstoff (SAF) gebraucht, aber vergleichsweise wenig – auch um Strom für das Bordnetz zu erzeugen. Vorbestellungen stehen bereits einige in den Büchern.

Mit Batterie 200 Kilometer Reichweite, hybrid sogar 400 Kilometer

Es heißt, schon im Frühjahr 2025 könnte der Stromvogel wirklich abheben und – idealiter – auf Kurzstrecken eingesetzt werden. Dann geht es an die Vorserien-Produktion und um die amtliche Zulassung – in 2026, wenn alles weiterhin so laut Zeitplan verläuft. Zum Ende der Dekade soll das Flugzeug dann nicht nur fliegen, sondern an den Markt gebracht und verkauft werden. Das ist, gemessen am üblichen Produktions-Zyklus für Flugzeuge, schon recht bald. Dass ursprünglich mal 2028 als Zielmarke ausgegeben war, kann man sich gar nicht vorstellen. Auch die Schweden sind inzwischen realistischer und auch entspannter geworden – bei ihren Träumen für das erste Flugzeug dieser Art. Bei reinem Batteriebetrieb erhofft Heart Aerospace 108 nautische Meilen, also rund 200 Kilometer Reichweite, zu erzielen. Im hybrid-elektrischen Betrieb seien dann auch 400 Kilometer drin.

Fachleute fiebern mit, mit welcher Geschwindigkeit die Ingenieure im hohen Norden ihr Vorhaben vorantreiben. Erst im Mai hat es eine umfassende Überarbeitung des Prototyps gegeben. Am 12. September wurde jetzt Fachpublikum und Presse auf dem Flughafen Säve geladen und die ES-30 erstmals vorgestellt. Sie bietet 30 Passagieren Platz und wird nun als „Iron Bird“ am Boden auf Herz und Nieren getestet, wie die Vertreter von Heart Aerospace erläuterten. Es geht dabei vor allem um die Tests der Batterie-Kapazitäten und der Turnaround-Zeiten. Der Name des Demonstrators lautet X1 - wobei das X für „Experimental“ stehen soll, also Heart X1 in der Kurzform. Der Flieger wird von vier Motoren angetrieben – bei einer Spannweite von 32 Metern.

Der Firmenmitbegründer und amtierende Geschäftsführer des Startups, Anders Forslund, erläutert den Anspruch von Heart Aerospace: „Unsere Branche nähert sich einem 30-jährigen Innovations-Zyklus, und wir haben weniger als 25 Jahre Zeit, um die Luftfahrt zu dekarbonisieren. Wir müssen neue Methoden entwickeln, um Netto-Null-Technologien für die Luft- und Raumfahrt schneller auf den Markt zu bringen. Es ist ein Beweis für den Einfallsreichtum und das Engagement unseres Teams, dass wir in der Lage sind, in weniger als zwei Jahren ein 30-sitziges Demonstrationsflugzeug mit einem brandneuen Antriebssystem auf den Markt zu bringen, das wir größtenteils selbst entwickelt haben.“ Bislang ist das Unternehmen mit einer Summe von 145 Millionen Euro als Startup vorfinanziert worden. Ob das überhaupt ausreicht, wird sich wohl 2025 zeigen. Zu den Investoren und Geldgebern gehören Sagitta Ventures, ein dänischer Inkubator, aber auch Größen wie Air Canada und United Airlines sowie der European Innovation Council Fund.

Neue Base am südschwedischen Flughafen Halmstad

Die Aufgaben sind höchst komplex und die Mannschaft verständlicherweise nicht mit den großen Herstellern vergleichbar. Neben Entwicklung und Erprobung geht es darum, eine komplette Fertigung für die anspruchsvollen Verbundwerkstoffe einzurichten. Management und Betreuung künftiger Kunden erfordern wiederum ganz andere Skills, sind aber gleichermaßen herausfordernd. Absehbar ist erst einmal ein Umzug des Unternehmens geplant. Der Flughafen in Göteborg wird für den Flugverkehr geschlossen. Deshalb plant Heart Aerospace, zum Kattegat auf den Flughafen von Halmstad auszuweisen und überzusiedeln mit ihrer Entwicklungsabteilung.

Große Hoffnungen werden beim Produkt natürlich in die Entwicklung leistungsstärkerer neuer Batterien gesetzt, an denen weltweit geforscht und gearbeitet wird. BAE zählt hier zu den Partnern. Heart Aerospace geht davon aus, dass ihr zukunftsträchtiger Regionaljet dann auf bestimmt 600 Kilometer Reichweite kommen könnte. Für das Fliegen scheint allmählich damit ein neues Zeitalter anzubrechen.

 

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Peter Schubert

                                                                            ***

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.

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