Wirtschaft

Online-Handel: Umsätze stagnieren - Verbraucher halten sich zurück

Auch der Online-Handel dümpelt vor sich hin. Nach den Boom-Jahren während der Corona-Krise ist die schlechte Verbraucherstimmung nun auch hier spürbar. Einige E-Commerce-Plattformen widerstehen allerdings dem allgemeinen Trend und performen ausgezeichnet.
13.10.2024 08:42
Lesezeit: 3 min

Der schwächelnde Verbraucherkonsum ist auch für das E-Commerce-Geschäft eine Herausforderung. Wie das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI in einer aktuellen Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2024“ gerade veröffentlichte, wird dieses Jahre eine nominale Steigerung der Umsätze um 1 Prozent bei den 1000 größten Plattformen erwartet, insgesamt 78,3 Milliarden Euro. Unter Berücksichtigung der Preisbereinigung ergibt sich jedoch ein Minus von 3,6 Prozent.

Bereits Im Jahr 2023 gab es einen leicht preisbereinigten Rückgang der Umsätze um 0,2 Prozent. Nach Angaben der Analysten von EHI erklärt sich der aktuelle Umsatzrückgang insbesondere durch die geänderten Konsumpräferenzen der Verbraucher, die sich stärker in Richtung Erlebnis entwickelt haben. Es wird mehr Geld für Konzertbesuche oder Reisen ausgegeben.

Diese Stagnation auf einem hohen Niveau folgt auf ein rasantes Wachstum während der Corona-Jahre, als viele Geschäfte geschlossen waren. Bereits 2022 folgte dann ein Umsatzrückgang. Nach den zweistelligen Wachstumsraten während der Pandemie beschreite die Branche nun eine normale Entwicklung, wie sie auch ohne Corona zu erwarten gewesen wäre, so EHI weiter.

Umsatzsteigerungen nur noch bei einigen großen Anbietern

Die größten Online-Händler in Deutschland sind nach wie vor Amazon mit 14,66 Milliarden Euro Umsatz, Otto mit 4,2 Milliarden und Zalando mit 2,51 Milliarden Euro. Unter den 20 größten Online-Händlern gibt es dabei einige, die auch noch Wachstum generieren können. Neben Amazon mit einem Plus von 1,9 Prozent freuen sich auch Rewe mit plus 16,9 Prozent, die Shop-Apotheke mit plus 15,4 Prozent, Ikea mit plus 6,9 Prozent und Aboutyou mit plus 2,3 Prozent über steigende Umsätze. Verlierer im E-Commerce sind hingegen Saturn mit einem Minus von 20,3 Prozent und Apple mit minus 13,7 Prozent. Aufsteiger in die Top 20 ist der asiatische Anbieter Shein, der beim Umsatz seit 2022 um plus 30,6 Prozent zulegen konnte.

Marktplätze entwickeln sich besser

Die hybriden Marktplätze, die sowohl eigene Umsätze generieren als auch als Marktplatz Umsätze mit Drittanbietern realisieren, verzeichnen als Marktplätze bessere Ergebnisse als mit ihren Eigenumsätzen. Zwar wächst der eigene Amazon-Umsatz auch um 1,9 Prozent, als Marktplatz für Drittanbieter beträgt die Zuwachsrate allerdings ganze 10,9 Prozent. Otto muss einen Umsatzrückgang bei eigenen Umsätzen um 7,1 Prozent verkraften, als Marktplatz kann er hingegen ein leichtes Wachstum um 2,0 Prozent verzeichnen. Auch andere hybride Anbieter, die mit Umsatzrückgängen zu kämpfen haben, performen auf ihren Marktplätzen besser als beim Eigenumsatz.

Asiatische Marktplätze auf dem Vormarsch

Die asiatische Shoppingplattform Shein hat es mit einem Umsatz von 567 Millionen Euro bereits in die Top 20 der Online-Händler geschafft. Aber auch bei den Marktplätzen im B2C-Geschäft spielen asiatische Anbieter bereits eine große Rolle. Aliexpress mit 1,24 Milliarden Euro Umsatz kann ein Plus von 43 Prozent verbuchen. Und auch junge Anbieter wie Temu, die erst seit dem vergangenen Jahr aktiv sind, verbuchen bereits mit 690 Millionen Euro Umsätze, mit denen sie fast schon in der Liga der Top 10 Marktplätze mitspielen können.

EU-Länder laufen Sturm gegen asiatische Billiganbieter

Der boomende Markt mit asiatischen Billigartikeln von Anbietern wie Shein oder Temu sorgt jedoch auch auf politischer Ebene für Unmut. Deutschland macht sich dabei zusammen mit anderen EU-Staaten in Brüssel dafür stark, dass die Einfuhr von Millionen von Produkten, die nicht den europäischen Standards entsprechen, nicht hingenommen werden kann. Die Länder plädieren dafür, Strafen zu verhängen, wenn die europäischen Normen und Sicherheitsstandards nicht eingehalten werden.

Shein und Temu sind vielfach umstritten. Vertreter aus Politik, Verbraucherschutz und dem Handel monieren dabei schlechte Produktqualität, fehlende Kontrollen und auch unfaire Wettbewerbsbedingungen. Insbesondere kritisiert werden Verstöße gegen das Umweltrecht, Verbraucherrecht, Datenschutzrecht und geistige Eigentumsrechte.



Nach Erhebungen des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH kaufen bereits 43 Prozent der deutschen Verbraucher bei Marktplätzen wie Temu und Shein. Insgesamt sollen fünf Prozent aller Bestellungen im deutschen E-Commerce auf diese beiden Anbieter entfallen. Sie haben ihren Marktanteil innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...