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Fußballchef bei Red Bull: Jürgen Klopp als Konzernstratege - kann er das?

Lesezeit: 3 min
09.10.2024 15:11  Aktualisiert: 09.10.2024 15:11
Es gibt verschiedene Management-Typen. Strategen, die von langer Hand planen und sich weder aus der Ruhe bringen noch in die Karten schauen lassen. Opportunisten, die nach oben buckeln und nach unten treten. Und knallharte Macher wie Jürgen Klopp, die sich mit ganzem Einsatz und viel Emotion in ihren Job schmeißen. Ist die neue Stelle als Stratege also das Richtige für Klopp?
Fußballchef bei Red Bull: Jürgen Klopp als Konzernstratege - kann er das?
Jürgen Klopp beim Sieg - damals noch als Trainer des FC Liverpool - gegen RB Salzburg in der Red Bull Arena Salzburg (Foto:dpa).
Foto: John Walton

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Ein Jahr lang wollte er Pause machen. Doch jetzt ist Jürgen Klopp zurück – allerdings nicht als Trainer. Anfang 2025 startet er als Global Head of Soccer bei Red Bull.

Strategische Rolle als Herausforderung für Klopps Temperament?

Doch wie lange wird es der charismatische 57-Jährige dort aushalten? Seine geplante Pause von einem Jahr hat nur einige Monate gedauert. Die „Bild“-Zeitung berichtet nun von einem Fünfjahresvertrag mit Red Bull. Aber Jürgen Klopp ist ein Anpacker, ein Macher. Ist eine übergeordnete Management-Position etwas, worin er glänzen kann? Oder wird es ihn langweilen, von langer Hand zu planen? Wird er die Geduld verlieren mit den typischen politischen Machtspielchen in einem großen Konzern? Als Trainer konnte er von der Seitenlinie aus noch eingreifen, anfeuern, war ganz nah dran an seinen Jungs. Die neue Rolle könnte eine Herausforderung für sein hitziges Temperament sein.

„Ich sehe meine Rolle in erster Linie als Mentor für die Trainer und das Management der Red Bull-Clubs, aber letztlich bin ich ein Teil einer Organisation, die einzigartig, innovativ und zukunftsorientiert ist. Wie gesagt, das könnte mich nicht mehr begeistern“, sagte der deutsche Erfolgstrainer. „Die Rolle mag sich geändert haben, aber meine Leidenschaft für den Fußball und die Menschen, die den Fußball zu dem machen, was er ist, hat sich nicht geändert.“ Vielleicht ist ihm die Seitenlinie auch zu langweilig geworden? Was man von Klopp lernen kann, ist die stetige Weiterentwicklung im Einklang mit der eigenen Persönlichkeit. Der Schritt auf die nächste Ebene als Coach von Coaches ist also möglicherweise genau der richtige.

Die Frage ist, ob er es schafft, zu seinen Bedingungen dort zu brillieren - oder ob er im Funktionärs-Sumpf untergeht, wie weiland Oliver Kahn beim FC Bayern. Dass er eine Gallionsfigur sein und sich durchsetzen kann, hat er jedenfalls schon unter Beweis gestellt. Erst im Sommer hatte Klopp nach neun Jahren seinen Trainerposten beim FC Liverpool aufgegeben, mit dem er massig Erfolge feierte. Er wolle erst einmal pausieren, Zeit für die Familie haben und neue Dinge entdecken, hatte er angekündigt. Und auch, dass er ein Jahr lang kein neues Traineramt übernehmen wolle. Angebote als Nationalcoach der USA und von England soll er ausgeschlagen haben. Und auch jetzt hält er Wort, denn Trainer wird er nicht.

Ist Red Bull ein Underdog?

Sein neuer Arbeitgeber ist vielen Fußball-Romantikern ein Dorn im Auge und sorgt in Teilen der Fan-Szene regelmäßig für Proteste in den Stadien. Der Kritikpunkt: Der Brausekonzern kaufe sich mit seinen Millionen den Erfolg. Klopp war bisher bei den Traditionsclubs in Mainz, Dortmund und Liverpool Coach und ist dort nach wie vor äußerst beliebt. Er stand immer auf der Seite der Underdogs und machte sie groß. Doch ist der Riesenkonzern Red Bull ein Underdog?

Klopp soll nun strategisch arbeiten und nicht ins Tagesgeschäft der Vereine eingreifen, wie Red Bull mitteilte. Er ist damit künftig neben dem BVB-Rivalen RB Leipzig auch für die Clubs in Salzburg, Leeds, New York, Bragantino (Brasilien) und Omiya Ardija (Japan) zuständig. Dort soll er die Sportdirektoren bei der Weiterentwicklung der Red-Bull-Philosophie unterstützen. Zudem soll er sein umfangreiches Netzwerk für die Sichtung von Top-Talenten sowie für die Ausbildung und Entwicklung von Trainern einbringen.

Bei Red Bull trifft Klopp auf alte Bekannte. Seit Januar 2022 arbeitet dort auch Ex-Nationalspieler Mario Gomez als Technischer Direktor. Leipzigs Coach Marco Rose trainierte Klopp zu Mainzer Zeiten selbst. Dessen Mainzer Ex-Mitbewohner Sandro Schwarz, jetzt bei den New York Red Bulls in der Major League Soccer, bekam einst von Klopp ebenfalls den Trainer-Segen. Pep Lijnders, ab 2018 Co-Trainer von Klopp beim FC Liverpool und ein enger Vertrauter, ist inzwischen Cheftrainer bei RB Salzburg.

Ich könnte nicht aufgeregter sein!

„Nach fast 25 Jahren an der Seitenlinie könnte ich nicht aufgeregter sein, mich an einem Projekt wie diesem zu beteiligen. Ich will das unglaubliche Fußballtalent, das uns zur Verfügung steht, weiterentwickeln, verbessern und unterstützen“, sagte Klopp. Er hatte erst am Dienstag für sein soziales Engagement abseits des Sports und seinen Einsatz gegen Rassismus den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg erhalten, nachdem er in der Vorwoche den Bundesverdienstorden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekommen hatte. Dort hatte er mit Blick auf das Bundestraineramt gesagt: „Alle hoffen, dass Julian Nagelsmann das viel, viel länger macht als bis 2026.“

Doch so ganz scheint auch Macher Jürgen Klopp seinem neuen Posten nicht über den Weg zu trauen. Laut Sky soll er eine Ausstiegsklausel für den Fall haben, dass er beim Deutschen Fußball-Bund eines Tages als Bundestrainer und Nachfolger von Julian Nagelsmann infrage kommen sollte. Dessen Vertrag läuft bis zur WM 2026.

Falls es Klopp also in seiner neuen Position langweilig wird und er wieder etwas Handfestes zu tun braucht - die meisten Deutschen dürften sich über einen Klopp als Nationaltrainer sehr freuen. Dort kann er seine Qualitäten als Anpacker und emotionaler Fußballlehrer auf jeden Fall an den Mann bringen.

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Maximilian Modler berichtet über spannende Entwicklungen aus den Bereichen Energie, Technologie - und über alles, was sonst noch für die deutsche Wirtschaft relevant ist. Er hat BWL, Soziologie und Germanistik in Freiburg, London und Göteborg studiert. Als freier Journalist war er u.a. für die Deutsche Welle, den RBB, die Stiftung Warentest, Spiegel Online und Verbraucherblick tätig.


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