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Ausland irritiert über deutsche Wirtschaft: Einst Wachstumslokomotive, heute lahme Ente - das Image ist ruiniert!

Lesezeit: 3 min
18.10.2024 11:15
Wie der BDI-Präsident gerade treffend warnte: „Wir sind auf der Verliererstraße“ – anscheinend auch aus Sicht des Auslandes. Umfragen zufolge hat sich das Image des Wirtschaftsstandortes Deutschland rasant verschlechtert: Wir sind Mittelmaß oder sogar noch schlechter. Internationale Unternehmen investieren lieber woanders. Neben der Bürokratie stört sie noch eine andere Sache besonders. Was also macht uns so viel schlechter als das Ausland? Hier der schonungslose Befund einer aktuellen Studie.
Ausland irritiert über deutsche Wirtschaft: Einst Wachstumslokomotive, heute lahme Ente - das Image ist ruiniert!
Erneuerbare Energie statt Kohle und Atomkraft: Wirtschaftsstandort Deutschland fürs Ausland immer unattraktiver und zu teuer. Ist die Energiewende daran schuld? (Foto: dpa)
Foto: Guido Kirchner

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Die deutsche Wirtschaft schrumpft, die Wachstumsprognose befindet sich im Sinkflug – die Folgen sind auch sichtbar fürs Ausland: Deutschland ist für ausländische Unternehmen nicht mehr attraktiv genug. Sie bewerten das Image des deutschen Wirtschaftsstandorts im Ausland schlechter als noch vor fünf Jahren. Das zeigt eine jetzt vorliegende Umfrage der Auslandshandelskammern (AHK) und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter deutschen und internationalen Unternehmen außerhalb Deutschlands.

Nachlassende Attraktivität des Wirtschaftsstandorts

Demnach finden 48 Prozent der Befragten, dass sich das Image des Wirtschaftsstandorts in den vergangenen fünf Jahren „verschlechtert“ oder „stark verschlechtert“ habe. Auf einer Skala von eins bis fünf (1 bedeutet „schlecht“, 5 bedeutet „sehr gut“) ordnen 60 Prozent der Firmen Deutschland nur im Mittelmaß oder schlechter ein. Ein Viertel der teilnehmenden Unternehmen rät sogar von Investitionen ab.

Befragt wurden 1250 deutsche Unternehmen, Niederlassungen und Tochtergesellschaften sowie Unternehmen mit engem Deutschlandbezug von Ende August bis Mitte September 2024. 53 Prozent der Teilnehmer sind Tochterunternehmen oder Niederlassungen von deutschen Unternehmen, 47 Prozent internationale Unternehmen ohne oder mit Niederlassung in Deutschland.

Die Umfrage-Ergebnisse dürften die Debatte um die Qualität des Wirtschaftsstandorts Deutschland weiter anfachen und decken sich mit den Ergebnissen anderer Erhebungen. So hatte das Ifo-Institut im Frühjahr 180 VWL-Professoren gefragt, wie es aus ihrer Sicht um den deutschen Standort bestellt ist. Im Durchschnitt vergaben sie nur die Schulnote 3,4. Auf der Positivliste der Experten stand immerhin noch die gute Ausbildung der Arbeitskräfte, auf der Negativliste die Bürokratie.

Ungünstige Standortfaktoren als Ursache

Bei der Unternehmensumfrage zeigt sich ein ähnliches Bild. Die befragten Firmen sehen Verbesserungsbedarf vor allem beim Abbau von Bürokratie, danach folgen der Wunsch nach einer „Willkommenskultur“ für ausländische Firmen und ihre Mitarbeiter sowie mehr Planungssicherheit.

Volker Treier, Außenwirtschaftschef der DIHK in Berlin, sieht die Ergebnisse der Umfrage als „klares Alarmsignal“. „Es ist höchste Zeit, dass sich die deutsche Politik wieder auf die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandorts konzentriert“, fordert Treier. „Dafür muss sie die entscheidenden Standortfaktoren verbessern.“

Zuvor hatten sich bereits andere Wirtschaftsvertreter ähnlich besorgt geäußert. So sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, erst kürzlich, dass der Standort Deutschland international nicht mehr wettbewerbsfähig sei. „Wir alle leiden unter hohen Strompreisen, und die Politik muss dringendst an den Ursachen arbeiten“, sagte sie dem Sender Phoenix.

Ausländische Firmen investieren weniger

Die Zahl der Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen in Deutschland hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung EY sank die Zahl der von ausländischen Unternehmen in Deutschland angekündigten Investitionsprojekte im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent auf 733 – und damit auf den niedrigsten Stand seit 2013. Das Jahr 2023 sei das sechste Jahr in Folge mit einer rückläufigen Zahl neuer Projekte, so die Erkenntnis von EY.

Vor allem Unternehmen in China finden laut der AHK-Umfrage, dass der deutsche Wirtschaftsstandort an Attraktivität eingebüßt hat. 56 Prozent der befragten Firmen aus der Volksrepublik gaben an, dass sich das Image von Deutschland in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert habe, weitere 20 Prozent finden sogar, dass es sich „stark verschlechtert“ habe.

Investitionen aus China auf Tiefstand

Diese Entwicklung könnte mit den strengeren Investitionsregeln zusammenhängen, die die aktuelle Bundesregierung und ihre Vorgänger sowie die EU-Kommission in Brüssel erlassen haben. So wird mittlerweile aus Sicherheitsgründen deutlich genauer hingeschaut, wenn chinesische Unternehmen deutsche Firmen übernehmen wollen. Die chinesische Staatsführung rüstet seit Jahren massiv ihr Militär auf und greift dabei auch auf Technologie aus dem Ausland zurück.

Die Investitionen chinesischer Unternehmen in Europa waren 2023 auf den tiefsten Stand seit 13 Jahren gefallen, wie eine Analyse des Berliner China-Thinktanks Merics und des Analysehauses Rhodium Group zeigt. Demnach gingen die Direktinvestitionen aus der Volksrepublik in Europa im vergangenen Jahr auf 6,8 Milliarden Euro zurück – 2022 hatten sie noch bei 7,1 Milliarden Euro gelegen.

Attraktiv für Afrika und Mittleren Osten

Positiver wird der Wirtschaftsstandort Deutschland hingegen laut der AHK-Umfrage von Unternehmen aus Afrika und dem Mittleren Osten sowie in Süd- und Mittelamerika gesehen. So sagen 52 Prozent der Unternehmen in Afrika und dem Mittleren Osten, dass sich der Wirtschaftsstandort Deutschland in den vergangenen fünf Jahren „verbessert“ oder sogar „stark verbessert“ habe, in Süd- und Mittelamerika finden das 40 Prozent.

Doch die Aussichten sind nicht rosig: Erst Anfang Oktober hatte das Bundeswirtschaftsministerium seine Prognose für das laufende Jahr korrigiert. Demnach wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen. Im Frühjahr war sie noch von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Höhe von 0,3 Prozent ausgegangen.

Die Folgen fürs Land werden bald noch sichtbarer sein: Zunahme der Arbeitslosigkeit, wachsende Defizite in den Sozialkassen und einbrechende Steuereinnahmen. Das alles unterstreicht eine zunehmende Verunsicherung der globalen Wirtschaft, was den Standort Deutschland betrifft und legen nahe, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um das Vertrauen ausländischer Unternehmen in den Wirtschaftsstandort zurückzugewinnen.

 

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Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.



 

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