Wirtschaft

Brics-Gipfel 2024: Syrien und Kuba wollen beitreten - Guterres will offenbar mit Putin reden

Das Brics-Bündnis zieht mehr und mehr Staaten des Südens an: Ein weiteres arabisches Land beabsichtigt, der BRICS-Gruppe beizutreten. Der syrische Botschafter in Russland bestätigte, dass auch Damaskus einen Antrag gestellt hat. Auf dem diesjährigen BRICS-Gipfel vom 22. bis 24. Oktober wird über die Aufnahme neuer Mitglieder entschieden. Werden die BRICS-Staaten zur neuen Stimme des globalen Südens?
23.10.2024 13:55
Lesezeit: 3 min

Die Türkei hat am 4. September als erstes Nato-Mitglied und offizieller EU-Beitrittskandidat einen Antrag auf Beitritt in die Brics-Gruppe gestellt. Nun hat Syrien nachgezogen und ebenfalls einen Beitrittantrag gestellt, nach Kuba.

Syrien hat einen Antrag auf Beitritt eingereicht

Dies gab der Botschafter des Landes in Moskau, Baschar al-Dschaafari, am Rande des Nordkaukasus-Forums in Russland am 5. Oktober bekannt. „Wir sind sehr daran interessiert, der Brics-Gruppe beizutreten“, wird der Diplomat und ehemalige syrische UN-Botschafter von mehreren arabischen Medien zitiert: „Wir haben einen schriftlichen Antrag auf Beitritt Syriens zur Organisation gestellt.“

Die BRICS wurde 2006 von Brasilien, Russland, Indien und China gegründet. In diesem Jahr hat Russland den Vorsitz in der Vereinigung. Das Hauptereignis wird der Brics-Gipfel in Kasan vom 22. bis 24. Oktober sein.

BRICS-Gipfel 2024 in Kasan

Eine Entscheidung über die Erweiterung der Gruppe könnte auf dem stattfindenden Brics-Gipfel erwartet werden, der jedes Jahr stattfindet. Denn der wichtigste Tagungspunkt ist die Entscheidung über mögliche neue Mitglieder. Ein Anwachsen der Bewegung könnte die bisherigen globalen Machtverhältnisse grundsätzlich verändern. Ziel der Treffen ist es, die Position der Mitgliedsstaaten insbesondere gegenüber den USA und der EU zu stärken.

Es wird der erste Gipfel sein, auf dem neben den bisherigen Mitgliedern (die Gründungsmitglieder Brasilien, Russland, Indien und China – 2006 – sowie das 2021 beigetretene Südafrika) auch die 2024 neu aufgenommenen Länder vertreten sein werden, und nämlich Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Auf dem Weg zu einer multipolaren Weltordnung?

Dieses Jahr lautet die Themenstellung „Weitere Stärkung des Multilateralismus für gleichwertige globale Entwicklung und Sicherheit“. Unter diesem „Dach“ will man sich mit den Feldern Politik und Sicherheit, Wirtschaft und Finanzen sowie Kultur und humanitären Fragen befassen. Und ergänzend wird mit eingeladenen Vertretern aus Asien, Afrika, des Nahen Ostens und Lateinamerikas das Thema „Brics und der globale Süden – Gemeinsam die Welt von morgen aufbauen“ erörtert. Das zeigt einen hohen Stellenwert, den man seitens Brics der Kooperation mit den Entwicklungs- und Schwellenländern „auf Augenhöhe“ einräumt.

Neben den formellen Mitgliedstaaten sind eine große Zahl von Ländern als Gäste eingeladen. Unter den angemeldeten insgesamt 32 Delegationen befinden sich 24 Staats- und Regierungschefs, darunter diejenigen aller Mitgliedstaaten. Auch Chinas Staatspräsident hat seine Teilnahme an dem Gipfel mitteilen lassen.

Brics-Gipfel: Guterres will offenbar mit Putin reden

Zudem hatte der Direktor des Informationszentrums der Vereinten Nationen in Moskau, Wladimir Kusnetsow, angekündigt, dass UN-Generalsekretär António Guterres zum Brics-Gipfel nach Russland reisen werde. Sollte sich dies bestätigen, wäre das Guterres erster Besuch in dem Land seit April 2022, wenige Wochen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Der UN-Generalsekretär hatte in der Vergangenheit die russische Offensive in der Ukraine immer wieder stark kritisiert. Die Ukraine reagiert erbost über den möglichen Guterres-Besuch bei „Kriegsverbrecher Putin“.

Das Treffen der beiden Politiker soll am Donnerstag am Rande des Gipfeltreffens stattfinden, kündigte am Montag ein Kreml-Sprecher in Moskau an.

Putin lädt Peseschkian nach Russland ein

Außerdem wird auch der iranische Präsident beim Brics-Gipfel in der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tatarstan erwartet. Kremlchef Wladimir Putin hatte bei einem ersten persönlichen Treffen mit Irans Präsident Massud Peseschkian die guten Beziehungen zwischen Moskau und Teheran hervorgehoben. „Die Beziehungen zum Iran haben für uns Priorität, und sie entwickeln sich sehr gut. In diesem Jahr sehen wir ein Wachstum des Handelsvolumens“, sagte Putin nach Kremlangaben in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat, wo beide Präsidenten auch an einem internationalen Forum teilnahmen.

Der Westen hat beide Staaten mit Sanktionen belegt. Putin betonte bei dem Forum in Aschgabat mit zahlreichen Staatschefs, dass der Aufbau einer neuen Weltordnung – weg von einer Dominanz der USA – unumkehrbar sei.

BRICS-Beitritt mehr Vor- als Nachteile

Drei Wochen vor dem Brics-Gipfel hat auch Kubas Außenminister Wladimir Putin gebeten, den Karibikstaat in die Gruppe aufzunehmen. Dies teilte Außenminister Carlos Miguel Pereira auf X mit. „Kuba hat in einem Brief an den russischen Präsidenten offiziell seine Aufnahme als Partnerland der Brics beantragt“, schrieb Pereira. Die Gruppe etabliere sich als „wichtiger Akteur in der globalen Geopolitik“ und als „Hoffnung für die Länder des Südens“, so der Kubaner.

Für Havanna bietet ein Brics-Beitritt Vorteile: EU-Länder, die neben Venezuela, China und Russland derzeit noch die wichtigsten Handelspartner sind, werden mit ihrer wirtschaftlichen Entwicklung immer unberechenbarer. Und während die USA und die EU international an Bedeutung verlieren, steigen die Brics-Staaten auf. Seit mindestens zwei Jahren haben sie einen deutlich größeren Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung als die G7-Länder.

Was bedeutet die mögliche Erweiterung für die Zukunft der Staatengruppe Brics und für die „regelbasierte Weltordnung“, auf deren Aufrechterhaltung die demokratischen Länder des Westens pochen?

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...