Panorama

Gen Z: Die junge Generation erpresst die ältere

Die Babyboomer gehen jetzt in Rente. Die junge Generation Z hat aber viele Ansprüche an das Arbeitsleben - und erpresst somit Unternehmen, die dringend Arbeitskräfte brauchen. Ein Statusbericht. 
02.11.2024 15:56
Lesezeit: 2 min

Für die Rente in Deutschland sieht es schlecht aus. Wenn sich jetzt Millionen von Babyboomern zur Ruhe setzen und nicht mehr arbeiten, sind weit und breit nicht ausreichend junge Erwerbstätige in Sicht, die die Rentenkassen mit ihren Beiträgen auffüllen. Das umlagefinanzierte Rentensystem steht aufgrund des demografischen Wandels vor einem Kollaps, wie die Bundesvorsitzende der Jugendorganisation der FDP, Franziska Brandmann, herausstellte.

Demografische Konflikte auf dem Arbeitsmarkt und für die Rente

Verteilungskonflikte drohen besonders deshalb, weil eben die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden 12 Jahren ins Rentenalter kommen. Insgesamt 16,5 Millionen Babyboomer müssen von den Rentenbeiträgen der jungen Generation finanziert werden. In diesem Zeitraum treten aber nur 12,5 Millionen junge Erwerbstätige in das Berufsleben ein und können Beiträge zur Rentenkasse leisten. Das umlagefinanzierte Rentensystem wird zu einem Problem, da die Erwerbstätigen dann nicht mehr die Rentenlast stemmen können. Zur Erwerbstätigenzeit der Babyboomer war das kein Problem, da sie in ihrer Vielzahl den Rentenbedarf in Deutschland durch ihre Beiträge zur Rentenkasse verkraften konnten.

Gen Z als anspruchvoller Arbeitnehmer

Problematisch wird aber auch die Arbeitseinstellung der jungen Generation. Gerade der Gen Z, also der Generation, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurde und gerade erst auf den Arbeitsmarkt strömt, wird von Seiten der Politik und Wirtschaft oft vorgeworfen, keine leistungsorientierte Arbeitsmoral zu haben. Krankfeiern, 4- Tage-Woche und allerlei Sonderwünsche seien der Standard. Da der Arbeitsmarkt und auch die Rentenkasse aber auf diese jungen Erwerbstätigen angewiesen sind, sind Unternehmen vielfach erpressbar und müssen die Arbeitseinstellung dieser Generation hinnehmen. Sie verlangt es einfach.

Die Gen Z legt großen Wert auf eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben und will rechtzeitig die Arbeit beenden und sich nicht länger als nötig mit der Arbeit beschäftigen, wie vielfach aus Studien hervorgegangen ist. Sie bevorzugt flexible Arbeitszeiten und hohe Autonomie bei der Zeitplanung. Viele wünschen sich zudem mehr Möglichkeiten, selbst zu entscheiden, wo sie arbeiten möchten. Auch erwarten sie oft schnellere Karriereschritte als andere Generationen. Die Gen Z ist sehr sensibel für Unternehmenswerte wie Vielfalt, Nachhaltigkeit und Transparenz und ist schnell wechselbereit, wenn diese Werte in einem Unternehmen nicht gelebt werden.

Deutsche Unternehmen in Not

Keine guten Voraussetzungen für die deutschen Unternehmen. Arbeitsmoral und Leistungsbereitschaft sind eher gering, die Flexibilitätsansprüche fordern Unternehmen heraus, die schnelle Wechselbereitschaft erzeugt hohe Kosten im Personalbereich und die hohen Ansprüche an Gehalt und Karrieremöglichkeiten stellt die Unternehmen ebenfalls vor Herausforderungen und zusätzliche Kosten. Das alles findet in einem eh schon depressiven Wirtschaftsklima statt, in dem die Unternehmen mit vielfältigen Herausforderungen zu kämpfen haben.

Wie sollen wir die Rentenkassen wieder füllen?

Waren es im Jahr 2022 noch 100 Arbeitnehmer, die 30 Menschen im Rentenalter finanzieren mussten, so werden es nach Berechnungen des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW) im Jahr 2040 41 Rentner sein, die über das Rentensystem versorgt werden müssen. Die Beiträge zur Rentenversicherung werden zwangsläufig steigen. Laut Wirtschaftswissenschaftler Jochen Pimpertz könnte dies bis zum Jahr 2035 einen Rentenbeitrag von 22,3 Prozent des Bruttogehaltes bedeuten.

Auch aus diesem Grund laufen zahlreiche Bemühungen, Menschen über das aktuelle Rentenalter von 67 Jahren zu beschäftigen und Anreize dafür zu schaffen. Denn nicht die Arbeit ist zu knapp, es fehlen einfach die Arbeitskräfte, Leistungsträger und Beitragszahler für die Rentenkasse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...