Unternehmen

Erneuter Stellenabbau? Bosch von Autokrise voll erfasst - wirtschaftliche Talfahrt geht weiter

Lesezeit: 2 min
01.11.2024 06:04
Die Krise der Autoindustrie trifft Bosch mit voller Wucht: Der Technologiekonzern kappt infolge der Konjunkturflaute seine Prognose. Darüber hinaus ist nicht klar, ob es beim angekündigten Stellenabbau von mehr als 7.000 Jobs in Deutschland bleibt. Was Vorstandschef Stefan Hartung sagt, klingt nach einem weiteren Bosch-Stellenabbau.
Erneuter Stellenabbau? Bosch von Autokrise voll erfasst - wirtschaftliche Talfahrt geht weiter
Automobilzulieferer Bosch steckt in der Krise wegen ausbleibender Aufträge. Droht nun ein weiterer Stellenabbau bei Bosch? (Foto: dpa)
Foto: Bernd Weißbrod

Benachrichtigung über neue Artikel:  

„Aktuell kann ich nicht ausschließen, dass wir die personellen Kapazitäten weiter anpassen müssen", sagt Vorstandschef Stefan Hartung. Europas größter Autozulieferer und Technologiekonzern Bosch kappt infolge der Konjunkturflaute seine Prognose und schließt einen zusätzlichen Stellenabbau nicht aus. „Bosch wird 2024 seine wirtschaftlichen Ziele nicht erreichen“, betont Vorstandschef Stefan Hartung gegenüber dem Tagesspiegel.

Unter dem Strich werde man 2024 beim Umsatz „leicht unter Vorjahr liegen“. Bosch hatte 2023 knapp 92 Milliarden Euro erwirtschaftet und war zuletzt von einem Zuwachs im laufenden Jahr ausgegangen. „Unsere Umsatzrendite wird maximal vier Prozent betragen“, kündigte Hartung an. Im Vorjahr waren es fünf Prozent gewesen. Das Ziel von sieben Prozent im Jahr 2026 behalte Bosch „dennoch fest im Blick“, wurde der Bosch-Chef weiter zitiert.

Stellenabbau: Bosch von Krise der Autobauer getroffen

Als Autozulieferer macht dem Stiftungsunternehmen die Krise der Autoindustrie schwer zu schaffen. Dabei kommen die schwache Konjunktur und der zögerliche Anlauf der Elektromobilität zusammen. Wegen der ausbleibenden Aufträge hatte Bosch Personalvorstand Stefan Grosch vor geraumer Zeit im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung verstärkte Sparmaßnahmen avisiert. Bosch hat zwar an den deutschen Standorten seiner Mobilitätssparte betriebsbedingte Kündigungen bis 2027 ausgeschlossen. Stellen können aber trotzdem abgebaut werden, beispielsweise über Abfindungsprogramme.

Hartung forderte die Bundesregierung auf, ihren Koalitionsstreit zu beenden und die Industrie rasch zu unterstützen. „Die Probleme liegen auf der Hand“, sagte der Bosch-Chef. Man müsse jetzt vom Reden ins Handeln kommen und noch vor der Bundestagswahl konkrete Maßnahmen auf den Weg bringen, um die Wirtschaft auf kurze und lange Sicht zu stärken. Der von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigte Industriepakt könne nur gelingen, „wenn wir parteipolitische Differenzen beiseitelegen und uns der Sache widmen“, sagte Hartung weiter.

Stellenabbau und Arbeitszeitreduzierung

In den vergangenen Monaten waren mehrmals Pläne von Bosch bekanntgeworden, weltweit Stellen zu streichen. Insgesamt geht es um mehr als 7.000 Jobs. Betroffen sind zu einem großen Teil deutsche Standorte – unter anderem in Bereichen der Autozuliefersparte, aber auch in der Werkzeugsparte und bei der Hausgeräte-Tochter BSH.

In der Autozulieferung wollte Bosch zuletzt auch Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihre tarifliche Arbeitszeit zurückstufen – von 40 auf 35 Stunden. Als Grund für die Pläne nannte der Konzern vor allem den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Dagegen hatten Mitte März dem Betriebsrat zufolge bundesweit rund 25.000 Beschäftigte protestiert. Durch Verhandlungen waren die Sparpläne zuletzt etwas abgemildert worden.

Größte Transaktion in der Unternehmensgeschichte

Während Bosch in der Mobilitätssparte und bei den Elektrowerkzeugen Arbeitsplätze streicht, kündigte das Stiftungsunternehmen Ende Juli den größten Zukauf in der Unternehmensgeschichte an. Im Geschäft mit Wärmepumpen und Klimageräten will sich der Technologiekonzern weltweit besser aufstellen. So ist geplant, das Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungsgeschäft für Wohn- und kleine Gewerbegebäude vom irischen Gebäudetechnik-Konzern Johnson Controls zu übernehmen.

Außerdem will Bosch im Zuge der Übernahme ein Gemeinschaftsunternehmen von Johnson Controls und dem japanischen Industriekonzern Hitachi erwerben. Der Kaufpreis beträgt insgesamt acht Milliarden US-Dollar, also rund 7,4 Milliarden Euro. "Wir können diese Transaktionen komplett aus eigener Kraft finanzieren", sagte Bosch-Chef Hartung bei Bekanntgabe der Pläne.

 



Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Russland: Ölkatastrophe könnte 200.000 Tonnen Boden verseuchen
23.12.2024

Zwei Tanker sind vor mehr als einer Woche im Schwarzen Meer verunglückt, seither läuft Öl aus. Die Folgen für die Umwelt zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen EU: 13,5 Milliarden Euro für Deutschland
23.12.2024

Mehr saubere Energie und Digitalisierung: Deutschland erhält 13,5 Milliarden Euro aus Brüssel – und weitere Finanzhilfen könnten...

DWN
Panorama
Panorama Privater Gebrauchtwagenmarkt: Diese Vorteile bieten Privatkäufe für Käufer und Verkäufer
23.12.2024

In einer aktuellen Analyse haben die Experten des Internetportals AutoScout24 den Privatmarkt für Gebrauchtwagen untersucht. Laut einer...

DWN
Politik
Politik Steuerverschwendung: Regierung verschleudert massiv Steuergelder auch ans Ausland - ohne jede Prüfung
23.12.2024

Angeblich muss die Politik künftig unbegrenzt Schulden machen, weil der Staat zu wenig Geld hat: Doch Deutschland hat kein...

DWN
Politik
Politik Trump will Panama-Kanal und Grönland
23.12.2024

Trump zeigt sich auf dem AmericaFest kampfbereit. In einer Rede voller provokanter Forderungen greift er zentrale Themen seiner kommenden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Industrien retten: Hubertus Heils Strategien gegen Konjunkturkrise und Arbeitsplatzverlust
23.12.2024

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht in der aktuellen Konjunkturkrise eine massive Gefahr für die industrielle Basis...

DWN
Panorama
Panorama Überraschender Kulturwandel: Liebe zum Bargeld schwindet immer mehr
23.12.2024

Es gleicht einem Erdbeben. Aber auch die Deutschen scheinen die Vorzüge von Plastikkarten beim Zahlen und einlaufen zu schätzen. das...

DWN
Finanzen
Finanzen Antizyklisches Investieren: Lässt sich damit der Markt schlagen?
23.12.2024

Wer antizyklisch investiert, macht das Gegenteil dessen, was die meisten Anleger tun. Ist dabei eine höhere Rendite zu erwarten als bei...