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Stellenabbau: Bosch tätigt größten Zukauf der Firmengeschichte und reduziert Kosten

Lesezeit: 3 min
22.08.2024 20:03  Aktualisiert: 01.01.2030 09:00
Technologiekonzern Bosch übernimmt die Sparte für Klima- und Heiztechnik von Johnson Controls und Hitachi. Bei der Transaktion wechseln insgesamt 7,4 Milliarden Euro den Besitzer. Gleichzeitig baut der deutsche Traditionskonzern über 3.000 Stellen in der Automobilbranche ab. Notwendige Neuausrichtung, um rentabel zu bleiben? Erfahren Sie den Hintergrund der Transaktion und welche negativen Auswirkungen das für den deutschen Standort hat.
Stellenabbau: Bosch tätigt größten Zukauf der Firmengeschichte und reduziert Kosten
Technologiekonzern Bosch übernimmt die Sparte für Klima- und Heiztechnik von Johnson Controls und Hitachi. Der globale Markt für Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungen soll bis 2030 um 40 Prozent wachsen. (Foto: Bosch)

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Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Technologiekonzern Bosch die Sparte für Klima- und Heiztechnik von Johnson Controls und Hitachi übernimmt. Bei der Transaktion wechseln insgesamt 7,4 Milliarden Euro den Besitzer – laut Pressemitteilung für Bosch-Chef Stefan Hartung „Die größte Transaktion in der Bosch-Geschichte und wichtiger Meilenstein in der Umsetzung der Unternehmensstrategie 2030.“

Transaktionen von Weltkonzernen

„Eine Vorstellung davon, wie ein erfolgreicher Verkauf abläuft, kann man bekommen, wenn man die Transaktionen von Weltkonzernen verfolgt. Die Summen, die dort gehandelt werden, übersteigen zwar oft den Wert mittelständischer Unternehmen um ein Vielfaches, das ändert aber nichts am grundsätzlichen Ablauf eines Unternehmensverkaufs“, erklärt Experte Fabian Zamzau der Otter Consult GmbH. Die 8-Milliarden-Euro-Transaktion von Bosch findet er besonders interessant.

Abstoßen von weniger rentablen Unternehmenszweigen

Bosch streicht in Deutschland 3.200 Arbeitsplätze aus der Automobilbranche. Diese sollen durch Kündigungen und durch eine Nicht-Nachbesetzung von frei werdenden Stellen aufgrund eines Renteneintritts erzielt werden.

Gleichzeitig übernimmt der Weltkonzern mit der Klima- und Heiztechnik von Johnson Controls und Hitachi 26.000 Mitarbeiter an 30 Standorten auf der ganzen Welt. Der Hintergrund: Bosch erachtet die Klima- und Heiztechnik als deutlich erfolgversprechender für die Zukunft.

Daher trennt sich der Konzern von seiner weniger profitablen Automobilbranche und konzentriert sich auf einen Sektor mit besseren Aussichten. Dieses Vorgehen empfiehlt Fabian Zamzau auch mittelständischen Unternehmen: Durch das Abstoßen von weniger rentablen Unternehmenszweigen und den Zukauf aussichtsreicherer Sektoren bleiben Firmen langfristig erfolgreich.

Klima- und Heizungstechnik rentabler als Autobranche

Die Transaktion mit Johnson Controls und Hitachi ist kein Zufall. Bei Johnson Controls handelt es sich um ein typisches US-amerikanisches Unternehmen, während Hitachi aus Japan stammt. Durch die Übernahme kann Bosch seine Marktpräsenz in diesen beiden Ländern deutlich erhöhen. Die Kosten hierfür, die sich auf 7,4 Milliarden Euro belaufen, sind enorm; allerdings liegen die prognostizierten Umsätze für die Heiz- und Klimasparte bei neun Milliarden Euro. Die Investition sollte damit in wenigen Jahren refinanziert sein. Dafür sind noch weitere Maßnahmen notwendig.

Sparkurs: Bosch drosselt Arbeitszeiten in Deutschland

Bosch kürzt auch die Arbeitszeit von 2.300 Angestellten seiner Tochterfirma Bosch Engineering. Die wöchentliche Arbeitszeit wird demnach an allen deutschen Standorten reduziert. Das sehe eine im Juli mit den Arbeitnehmervertretern geschlossene Gesamtbetriebsvereinbarung vor. Die wöchentliche Arbeitszeit soll demnach zunächst Anfang Oktober von 40 auf 37 Stunden gesenkt werden. Zum 1. Januar fällt eine weitere Stunde weg, wie es vom seitens des Unternehmens heißt. Die Gehälter werden auch entsprechend gekürzt.

Mit der Arbeitszeitverkürzung reagiere Bosch Engineering zum einen auf die bestehenden Überkapazitäten und zum anderen auf den hohen Kostendruck. Der Großteil (insgesamt rund 2.100 Menschen) arbeitet am Hauptsitz der Bosch-Tochter in Abstatt bei Heilbronn. Der Rest ist an einem Standort in Holzkirchen bei München beschäftigt. In dem Unternehmen gilt im Übrigen nicht der Tarifvertrag der IG Metall.

Stellenabbau: Zigtausend Bosch-Beschäftigte protestierten

In den vergangenen Monaten waren mehrmals Pläne von Bosch bekanntgeworden, weltweit Stellen zu streichen. Insgesamt gehe es um mehr als 7.000 Jobs. Betroffen sind zu einem großen Teil deutsche Standorte. Unter anderem in den Bereichen der Autozuliefersparte, aber auch in der Werkzeugsparte und bei der Hausgerätetochter BSH.

Im Autozulieferungssektor wollte Bosch zuletzt auch Tausende Mitarbeiter auf ihre tarifliche Arbeitszeit zurückstufen, was dann von 40 auf 35 Stunden sein würde. Als Grund für die Pläne nannte der Konzern vor allem den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Dagegen hatten Mitte März dem Betriebsrat zufolge bundesweit rund 25.000 Beschäftigte protestiert. Durch Verhandlungen waren die Sparpläne zuletzt aber etwas abgemildert worden.

Die Bosch-Tochter ist auf Entwicklungen im Fahrzeugbereich spezialisiert. Auf Grundlage von erprobter Technik entwickelt sie individuelle Mobilitätssysteme für Kunden außerhalb des Automobilsektors. Bosch Engineering bietet unter anderem Produkte für Sportwagen und Züge an. Entwickelt werden aber beispielsweise auch Sensoren für Assistenzsysteme von Landmaschinen, Motoren für Weinbergtraktoren und elektrifizierte Bootsantriebe.

Hier finden Sie die aktuelle Pressemitteilung von Bosch zu den Chancen und Herausforderung der Transformation.

 

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Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.



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