Während Corona sank die Lebenszufriedenheit deutlich. Nun steigt sie in den meisten Bundesländern wieder. Neu an der Spitze: ein Stadtstaat.
Glücksatlas 2024: Deutsche wieder auf Glückskurs
Die Lebenszufriedenheit in Deutschland ist einer Befragung zufolge deutlich gestiegen. Sie sei im Vergleich zum Vorjahr um 0,14 Punkte höher und habe mit 7,06 Punkten wieder das Niveau der 2010er Jahre erreicht, heißt es im Glücksatlas 2024, einer regelmäßigen Studie zur Lebenszufriedenheit der Deutschen. „Deutschland ist wieder auf Glückskurs“, sagte Bernd Raffelhüschen, wissenschaftlicher Leiter des Glücksatlas und Professor an der Universität Freiburg, laut Mitteilung. Partner des Glücksatlas ist die Süddeutsche Klassenlotterie.
„Wir haben die Corona-Folgen weitgehend überwunden, und auch die Auswirkungen der Inflation gehören der Vergangenheit an.“
Der Rekordwert (7,14) des letzten Vor-Corona-Jahres 2019 sei zwar noch nicht wieder erreicht. „Doch 2024 markiert das Jahr, in dem – zumindest hinsichtlich der subjektiven Bewertung des eigenen Lebens – die Krisen der Jahre 2020 bis 2023 für einen Großteil der Bevölkerung überwunden sind.“
Unterschiede im Glücksranking der Regionen
Am erfreulichen Anstieg der Lebenszufriedenheit in Deutschland nehmen aber nicht alle Bundesländer im gleichen Ausmaß teil. Nur in Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Brandenburg wurde das Vor-Corona-Niveau erreicht oder sogar übertroffen.
Vier Bundesländer – Hessen, Sachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern – verzeichnen 2024 hingegen einen Rückgang der Lebenszufriedenheit. Auffällig ist auch, dass die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland wieder gestiegen ist: Das ostdeutsche Glücksniveau (6,79 Punkte) liegt 0,34 Punkte unterhalb des westdeutschen (7,13). 2021 war dieser Unterschied fast verschwunden.
Westdeutsche zufriedener als Ostdeutsche
Die Rückkehr zum Zufriedenheitstrend der 2010er-Jahre bedeutet auch eine „Normalisierung“ regionaler Unterschiede. Westdeutsche Bundesländer dominieren 2024 erneut das obere Drittel des Rankings, während ostdeutsche Länder ins Mittelfeld oder ans Ende zurückgefallen sind. Die während der Coronazeit zu beobachtende Durchmischung der Regionen hat somit nachgelassen. Dies liegt daran, dass ostdeutsche Bundesländer wie Sachsen wieder zurückgefallen sind, während westdeutsche Länder wie Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sich ins obere Mittelfeld zurückgekämpft haben.
Weil der Erholungsprozess nicht in allen Bundesländern gleich verläuft, weitet sich aktuell auch der Abstand zwischen dem glücklichsten (Hamburg) und dem unglücklichsten Bundesland (Mecklenburg-Vorpommern) auf 1,21 Punkte stark aus. 2019 betrug er nur 0,68 Punkte.
Deutsche Familien unzufrieden
Die Lebenszufriedenheit sei insbesondere bei denjenigen gestiegen, die während der Corona-Pandemie besonders belastet waren, heißt es im Glücksatlas: bei Alleinlebenden, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie berufstätigen Müttern. Tarifabschlüsse und der Rückgang der Inflation hätten zur Lebenszufriedenheit beigetragen. Dadurch stieg die Zufriedenheit mit dem Einkommen um 0,17 Punkte auf 6,81 Punkte.
Allerdings bleibt die Familienzufriedenheit weiterhin hinter dem Vor-Corona-Niveau zurück. Mit aktuell 7,53 Punkten ist sie noch deutlich vom Wert von 8,02 Punkten aus der Zeit vor der Pandemie entfernt. Familien kämpfen nach wie vor nicht nur mit den Folgen der Pandemie, sondern auch mit den weiterhin hohen Lebenshaltungskosten.
Glücksranking der Bundesländer: Hamburger am glücklichsten
Ranking 1 - 6
Den neuen Spitzenplatz des Glücksrankings der Bundesländer erobert 2024 Hamburg. Der Stadtstaat glänze durch eine hohe Wirtschaftskraft, eine gute Gesundheitsversorgung, gute Schulen und Betreuungseinrichtungen, heißt es.
Mit 7,38 Punkten setzen sich die Hanseaten deutlich vom Zweitplatzierten Bayern (7,23 Punkten) ab. Erst auf Platz drei folgt punktgleich Schleswig-Holstein (7,23), das jahrelang das Glücksranking anführte. Der Rückgang begann schon während der Coronazeit: Verstädterung, Landflucht und Überalterung bremsen die Erholung.
Mit 7,17 Punkten liegt die Lebenszufriedenheit der Nordrhein-Westfalen (Rang 4) wieder exakt auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Auf den Rängen 5 und 6 liegen die beiden „Gewinner“ des Jahres: Rheinland-Pfalz (7,11 Punkte) und Baden-Württemberg (7,10 Punkte).
Somit dominiert der Westen das obere Drittel des Rankings.
Ranking 7 - 9
Auf Rang 7 folgt mit Sachsen-Anhalt (7,08 Punkte) das bestplatzierte ostdeutsche Bundesland. Die Niedersachsen erobern Platz 8 mit 7,02 Punkten, was eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr darstellt. Hessen ist der einzige westdeutsche Flächenstaat, in dem die Lebenszufriedenheit 2024 (7,01 Punkte) im Vergleich zum Vorjahr sogar gesunken ist, was einen Abstieg von Platz 4 auf den 9. Platz bedeutet.
Ranking 10 - 16
Die Ränge 10, 11 und 12 belegen Brandenburg (6,99 Punkte), Thüringen (6,90 Punkte) und Sachsen (6,87 Punkte). Das untere Mittelfeld wird somit von drei ostdeutschen Flächenländern besetzt, die ähnliche Stärken und Schwächen verbindet.
Bremen liegt mit 6,76 Punkten auf Platz 13 und verzeichnet damit einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Dagegen ist die Lebenszufriedenheit im Saarland deutlich auf 6,73 Punkte gestiegen und klettert auf Platz 14.
Berlin liegt zum dritten Mal in Folge auf dem vorletzten Platz und stagniert. Am Ende des Rankings steht erneut Mecklenburg-Vorpommern mit 6,17 Punkten, was 0,02 Punkte weniger als 2023 sind und 1,21 Punkte weniger als bei den siegreichen Hamburgern.
Die Skala geht von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (vollkommen zufrieden).
Der SKL Glücksatlas ist die aktuellste regelmäßige Studie zur Lebenszufriedenheit der Deutschen. Seit 2022 ist die SKL (Süddeutsche Klassenlotterie) Partner des Glücksatlas. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg.
Für die Umfrage wurden von Juli 2023 bis Juni 2024 insgesamt 12.452 Menschen ab 16 Jahren durch das Institut für Demoskopie Allensbach zur allgemeinen Lebenszufriedenheit befragt. Zu den Lebensbereichen Arbeit, Einkommen, Familie und Gesundheit wurden vom IfD Allensbach von Februar bis April 2024 insgesamt 3.161 Bürger ab 16 Jahren befragt. Das Berliner Meinungsforschungsinstitut Ipsos befragte 2.000 Deutsche zwischen 18 und 65 Jahren zu Ost-West-Unterschieden.