Politik

Scholz entlässt Finanzminister Lindner: Eskalation in der Ampel-Koalitionskrise

Die Ampel-Koalitionskrise hat sich zugespitzt. FDP-Chef Christian Lindner fordert eine Neuwahl des Bundestags, was zu einer schnellen Reaktion des Kanzlers führte. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Ampel-Koalition zerbricht. Oder?
06.11.2024 21:37
Aktualisiert: 06.11.2024 21:37
Lesezeit: 1 min

Die Krise innerhalb der Koalition spitzt sich weiter zu. Bundeskanzler Olaf Scholz hat Finanzminister Christian Lindner seines Amtes enthoben, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Scholz wird hierzu um 21.15 Uhr im Kanzleramt eine Stellungnahme abgeben. Im Vorfeld hatte Lindner Scholz (SPD) zur Neuwahl des Bundestags aufgefordert. In den bisherigen Gesprächen sei deutlich geworden, dass in der Wirtschafts- und Finanzpolitik keine ausreichende Einigkeit herstellbar sei, so die Worte Lindners, wie sie von Sitzungsteilnehmern wiedergegeben wurden. Der FDP-Chef betonte, dass es im Interesse des Landes sei, rasch Stabilität und Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen.

Lindner regt Vertrauensfrage an

Wie Lindner mitteilte, sollten die Ampel-Parteien, analog zum Jahr 2005, Neuwahlen für Anfang 2025 gemeinsam anstreben, um eine "neue Regierung in Würde" zu ermöglichen. Die FDP sei bereit, den Nachtragshaushalt 2024 zu verabschieden und der geschäftsführenden Bundesregierung anzugehören, bis eine neue Wahl erfolgt ist. In einem vorangegangenen Treffen hatten die Spitzen der SPD, Grünen und FDP zweieinhalb Stunden lang nach Lösungen gesucht, um die Ampel-Koalitionskrise zu entschärfen. Zentrale Themen waren dabei die Bekämpfung des Milliardenlochs im Haushalt 2025 sowie Maßnahmen zur Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft.

Lindner hatte schon zuvor von einem „Herbst der Entscheidungen“ für die Ampel-Koalition gesprochen. Insbesondere ging es ihm dabei um den Haushalt für das kommende Jahr, der am 29. November im Bundestag zur Abstimmung stehen sollte. Zudem drängte er auf eine Wirtschaftspolitik, die Deutschland aus der Krise führen könne. Lindners Vorschläge führten zu weiterem Streit in der Koalition. In seinem Konzept für eine wirtschaftliche Neuausrichtung fordert Lindner die Abschaffung des Solidaritätszuschlags auch für hohe Einkommen und einen anderen Kurs in der Klimapolitik.

Diese Forderungen stießen bei SPD und Grünen auf heftigen Widerstand. Umweltminister Habeck kam Lindner jedoch entgegen und signalisierte Bereitschaft, die durch die Verschiebung des Baus eines Intel-Werks in Magdeburg freigewordenen Fördergelder zur Deckung von Haushaltslücken zu nutzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz soll weg – doch hohe Öl und Gaspreise werden die Bürger belasten
26.04.2025

Die frisch geformte Koalition unter der Führung von Friedrich Merz plant, das Heizungsgesetz abzuschaffen. Doch auch ein Anstieg der Öl-...

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg zwingt EU und China zu einer Annäherung – doch der Preis ist hoch
26.04.2025

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China zwingt die EU zu einem Strategiewechsel. Doch der geopolitische Preis ist hoch...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB in der Zwickmühle: Zinssenkung befeuert Immobilienmarkt – Gefahr einer neuen Kreditblase?
26.04.2025

Der Druck auf die Europäische Zentralbank wächst, während die Zinsen sinken und der EURIBOR neue Tiefstände markiert. Was bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Funkmast auf Futterwiese: Das verdienen Landwirte mit Mobilfunkmasten
26.04.2025

Wer als Landwirt ungenutzte Flächen oder Scheunendächer für Mobilfunkanbieter öffnet, kann mit Funkmasten stabile Zusatzeinnahmen...

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...