Wirtschaft

Inflation durch Lohnkosten: Warum die Preise für Dienstleistungen anziehen

Die Freude über Teuerungsraten unter zwei Prozent währte nur kurz: Im Oktober sind die Preise für viele Alltagsgüter wieder gestiegen – und dieser Trend könnte sich fortsetzen.
12.11.2024 13:09
Lesezeit: 2 min
Inflation durch Lohnkosten: Warum die Preise für Dienstleistungen anziehen
Die Verbraucherpreise in Deutschland stiegen im Oktober 2024 um 2,0 % im Vergleich zum Vorjahr, besonders durch höhere Kosten für Dienstleistungen und Nahrungsmittel. (Foto: dpa) Foto: Helena Dolderer

Überdurchschnittliche Preissteigerungen bei Dienstleistungen und Nahrungsmitteln haben das Leben in Deutschland im Oktober wieder stärker verteuert als in den Monaten zuvor. Die Verbraucherpreise lagen insgesamt um 2,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt bestätigt. Von September auf Oktober 2024 stiegen die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent.

Nach zwei Monaten mit sinkenden Inflationsraten bis auf 1,6 Prozent im September ist dieser Trend vorerst beendet. Volkswirte gehen davon aus, dass die Teuerung in Deutschland bis zum Ende des laufenden Jahres auf moderatem Niveau weiter anziehen wird. Allerdings rechnet keiner der Experten mit einer erneuten Teuerungswelle wie im Jahr 2022. Seinerzeit hatte sich Energie infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine sprunghaft verteuert, in der Folge war die Inflationsrate hierzulande bis auf fast neun Prozent geklettert.

Preistreiber Dienstleistungen

Im Oktober des laufenden Jahres waren Dienstleistungen und Nahrungsmittel die hauptsächlichen Preistreiber. Die Preise für Dienstleistungen wie Gaststättenbesuche, Pauschalreisen oder Autoreparatur zogen binnen Jahresfrist insgesamt um 4,0 Prozent an. Ökonomen erklären dies mit steigenden Lohnkosten, von denen Unternehmen im Dienstleistungssektor stark betroffen seien. „Da die Löhne bis zuletzt deutlich zugelegt haben, dürfte allenfalls die schwache Konjunktur die Preise in den kommenden Monaten bremsen und damit die Teuerungsrate bei den Dienstleistungen allmählich nach unten drücken“, prognostiziert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Auch bei Nahrungsmitteln hat sich der Preisauftrieb verstärkt: Nach 1,5 Prozent im August und 1,6 Prozent im September mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im Oktober 2,3 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Merklich teurer waren im Oktober des laufenden Jahres vor allem Speisefette und Speiseöle (plus 21,3 Prozent). Butter beispielsweise verteuerte sich nach Erkenntnissen der Wiesbadener Statistiker um 39,7 Prozent.

Kraftstoffe und Heizöl günstiger

Günstiger als ein Jahr zuvor waren Tanken und Heizen: Insgesamt verbilligten sich Energieprodukte im Vergleich zum Oktober 2023 um 5,5 Prozent. Im September lagen die Preise für diese Produkte allerdings sogar um 7,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Somit dämpfte die Preisentwicklung bei Energie die Inflationsrate weniger stark als in den Monaten zuvor.

Volkswirte: Inflation noch im Rahmen

Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater verweist darauf, dass die Preise in Deutschland „weiterhin nur im Rahmen der Zielvorgabe der Europäischen Zentralbank“ steigen. Die Euro-Währungshüter streben für den gesamten Euroraum mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei 2,0 Prozent Teuerung an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten dann Investitionen aufschieben - in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), den die EZB für ihre Geldpolitik heranzieht, lag in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Oktober bei 2,4 Prozent.

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