Wirtschaft

Steigende Existenzangst: Deutsche Unternehmen kämpfen ums Überleben

Fast jedes vierzehnte Unternehmen sieht sich derzeit in seiner Existenz bedroht. 7,3 Prozent der befragten Betriebe äußerten sich in einer Erhebung des Münchner Ifo-Instituts im Oktober entsprechend. Das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor und 2,5 Prozentpunkte mehr als Anfang 2023.
16.11.2024 09:03
Lesezeit: 1 min
Steigende Existenzangst: Deutsche Unternehmen kämpfen ums Überleben
Mitarbeiter im VW-Werk Emden. Auf einer Reise durch den Nordwesten besucht der Bundeswirtschaftsminister mehrere Unternehmen in Niedersachsen (Foto: dpa). Foto: Sina Schuldt

Existenzängste auf dem Vormarsch: Ifo-Umfrage zeigt beunruhigenden Trend

Die aktuellen Werte liegen zwar deutlich unter den Höchstständen vergangener Krisenjahre – etwa 13,7 Prozent Anfang 2022 oder 21,8 Prozent in der Corona-Hochphase Mitte 2020 – dennoch beunruhigt der Anstieg die Wirtschaftsexperten.

Der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, bewertet die Entwicklung negativ: „Der kontinuierliche Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen dürfte sich fortsetzen“, sagte er. „Neben fehlenden Aufträgen macht der steigende internationale Wettbewerbsdruck vielen Unternehmen derart zu schaffen, dass sie ihre Zukunft akut gefährdet sehen.“

Branchen im Fokus: Wer kämpft ums Überleben?

Besonders betroffen zeigt sich laut der Umfrage das verarbeitende Gewerbe: 8,6 Prozent der Unternehmen berichteten von tiefgreifenden wirtschaftlichen Problemen, ein Anstieg um 2,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Oktober 2023. Auch der Einzelhandel kämpft verstärkt mit Existenzsorgen: Hier stieg der Anteil der betroffenen Betriebe von 10,3 Prozent im Vorjahr auf 13,8 Prozent.

Im Bauhauptgewerbe zeigte sich hingegen eine leichte Verbesserung, trotz der Krise im Wohnungsbau. Hier sank der Anteil der Unternehmen in existenziellen Schwierigkeiten von 8,9 auf 7,9 Prozent. Eine ähnliche Entspannung ist im Dienstleistungssektor zu beobachten, wo der Anteil von 6,8 Prozent auf 5,8 Prozent zurückging.

Ursachen für die Krise: Warum steigt der Druck?

Ein Hauptfaktor für die steigenden Existenzängste sind fehlende Aufträge in Kombination mit einem wachsenden internationalen Wettbewerbsdruck. Wohlrabe verweist zudem auf die steigende Zahl der Unternehmensinsolvenzen, die deutlich über dem Niveau der Vorjahre liegt.

Ein Blick zurück: Wie stark war die Belastung in der Vergangenheit?

Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit den Spitzenwerten vergangener Krisen, zeigt sich ein Unterschied: Während in den Jahren 2020 und 2021 vor allem Dienstleister und der Einzelhandel die hohen Werte nach oben trieben, sind es heute vermehrt das verarbeitende Gewerbe und der Einzelhandel.

Trotz der niedrigeren Werte im Vergleich zu 2020 warnen Experten davor, die aktuelle Entwicklung zu unterschätzen. Die steigende Insolvenzwelle und die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen könnten die Lage vieler Unternehmen in den kommenden Monaten weiter verschärfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Migration: Deutsche Wohlfahrtsverbände gegen verschärfte Migrationspolitik
06.05.2025

Zum Start der neuen Bundesregierung haben sich 293 Wohlfahrtsverbände gegen geplante Verschärfungen in der Migrationspolitik gewandt. Sie...

DWN
Panorama
Panorama Konklave beginnt am 7. Mai: Alles richtet sich auf den neuen Papst
06.05.2025

Mehr als 130 Kardinäle bereiten sich auf das abgeschottete Konklave vor. Bis dahin wird noch verhandelt – und spekuliert über den neuen...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeldobergrenze kommt: Neues EU-Gesetz schränkt Zahlungen mit Bargeld ein
06.05.2025

Autos, Schmuck oder Goldmünzen: Die EU hat eine neue Obergrenze für Bargeld festgelegt. Diese sollte man als Bürger unbedingt kennen und...

DWN
Politik
Politik "Gesichert rechtsextremistisch": Das Ende der AfD der "Alternative für Deutschland"?
05.05.2025

Nach der Einordnung der gesamten AfD als "gesichert rechtsextremistisch" durch den Verfassungsschutz hat sich die Debatte um ein...

DWN
Politik
Politik 18 für Deutschland: Regierungsteam der Bundesregierung Deutschland 2025 steht fest
05.05.2025

Ein halbes Jahr nach dem Bruch der Ampelkoalition sind die Voraussetzungen für den Regierungswechsel geschaffen. Jetzt muss die neue...

DWN
Politik
Politik AfD gesichert rechtsextremistisch: AfD klagt gegen Verfassungsschutz-Einstufung
05.05.2025

Der Verfassungsschutz hat die gesamte AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Eine Veröffentlichung des internen Gutachtens ist...

DWN
Politik
Politik Rechnungshof kritisiert mangelnde Kontrolle bei Bargeldgeschäften - und andere Geldverschwendung
05.05.2025

Laut dem Bundesrechnungshof entgehen dem Staat jährlich Steuereinnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe – insbesondere in Bereichen, in...

DWN
Finanzen
Finanzen BASF-Aktie unter Druck: Dividendenkürzung, Kursverluste - und Chancen für Anleger beim DAX-40-Wert
05.05.2025

Die BASF-Aktie ist zum Wochenstart mächtig unter die Räder gekommen. Der Ludwigshafener Chemiekonzern hat die Dividende gekürzt - und...