Panorama

Klimaschutz-Ranking: Deutschland verliert leicht an Boden

Deutschland verliert im internationalen Vergleich im Klimaschutz-Ranking an Platzierung. In der EU schneiden viele Staaten besser ab. Hintergrund für die schlechtere Platzierung Deutschlands im Klimaschutz-Ranking ist ein zentrales Problem. Überraschungen gibt es bei den größten Absteigern im Ranking.
20.11.2024 12:30
Aktualisiert: 20.11.2024 12:30
Lesezeit: 2 min

Deutschland ist im aktuellen Klimaschutz-Ranking, das am Mittwoch im Rahmen der Weltklimakonferenz in Baku von den Umweltorganisationen Germanwatch und dem NewClimate Institute präsentiert wurde, auf Platz 16 gelandet. Damit hat sich die Bundesrepublik im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze verschlechtert. Hauptursache für diesen Rückgang sind die schwierigen Bereiche Verkehr und Gebäude, die noch immer zu wenig elektrifiziert werden, erklärte Jan Burck, Hauptautor bei Germanwatch. Auch die schleppende Modernisierung von Heizungen in Gebäuden ist ein Grund für die Platzierung.

Positiv hervorzuheben sind die Fortschritte im Bereich der Erneuerbaren Energien, allerdings betrifft dies vor allem den Stromsektor. Mit Platz 16 erreicht Deutschland nur noch die Bewertung „mäßig“ statt „gut“, und sechs EU-Staaten schneiden besser ab.

Erneuerbare Energien nehmen Fahrt auf

Im Klimaschutz-Ranking wird zudem festgestellt, dass in vielen Staaten mit hohen Treibhausgasemissionen die Elektrifizierung und der Ausbau Erneuerbarer Energien „mit Wucht auf der Überholspur“ vorangetrieben werden. Dies hat jedoch nur wenige Länder dazu bewegt, sich konsequent von fossilen Energieträgern, insbesondere Gas, zu verabschieden. Dennoch wird der Höhepunkt der globalen Emissionen als bald erreicht angesehen. „Nun kommt es darauf an, dass wir in einen schnellen Sinkflug kommen. Und da könnte die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus ein Bremsklotz werden“, sagte Niklas Höhne vom NewClimate Institute und Mitautor des Berichts. Die vier Schlusslichter im Index – Iran, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Russland – gehören zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. „Dort ist keine Abkehr vom fossilen Geschäftsmodell erkennbar“, erklärte Höhne.

Der Index bewertet die Klimaschutzbemühungen von 63 Ländern sowie der EU, die zusammen mehr als 90 Prozent der globalen klimaschädlichen Treibhausgasemissionen verursachen.

Erste Plätze bleiben unbesetzt

Wie in den Vorjahren bleiben die ersten drei Plätze im Klimaschutz-Ranking unbesetzt. Laut den Autoren des Indexes erfüllt kein Land ausreichend die Anforderungen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Dies bezieht sich auf das 2015 in Paris vereinbarte Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Dänemark führt das Klimaschutz-Ranking auch in diesem Jahr an. Die beiden größten Emittenten, China und die USA, befinden sich in der Kategorie „sehr schlecht“ (Plätze 55 und 57). In China gibt es zwar einen beispiellosen Boom bei den Erneuerbaren Energien, doch es mangelt an einer klaren Abkehr von Kohle, Öl und Gas. In den USA ist der Ausstoß von Treibhausgasen pro Kopf mit 15,8 Tonnen Kohlendioxid immer noch sehr hoch. Die mögliche Rückkehr von Donald Trump wird als negative Nachricht für die Klimapolitik angesehen, jedoch bleibt abzuwarten, wie stark diese die Entwicklung behindern wird. „Auch Trump kann den Boom der erneuerbaren Energien nicht aufhalten“, so Höhne.

Klimaschutz-Ranking: Absteiger im Ranking

Zu den größten Absteigern im aktuellen Klimaschutz-Ranking gehören die Schweiz (minus zwölf Plätze auf Platz 33), Finnland (minus elf Plätze auf Platz 37) und Argentinien (minus sechs Plätze auf Platz 59). Alle drei Länder haben bei der Bewertung ihrer Klimapolitik deutlich schlechtere Ergebnisse erzielt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...