Politik

Wie uns die Trump-Zölle verschlingen werden: Akzeptieren oder auf den Schutz der USA verzichten?

Trumps Zollpolitik hat eine neue Ära des Protektionismus eingeläutet, die weit über bloße Wirtschaftspolitik hinausgeht. Seine drastischen Maßnahmen verbinden Handelsfragen mit nationaler Sicherheit und bringen sowohl Verbündete als auch Gegner in eine prekäre Lage. Doch was bedeuten die Trump-Zölle für die Weltwirtschaft, Europa und die Zukunft des globalen Handels?
27.11.2024 14:15
Lesezeit: 2 min
Wie uns die Trump-Zölle verschlingen werden: Akzeptieren oder auf den Schutz der USA verzichten?
Donald Trump, designierter Präsident der USA: Gefährden die geplanten Trump-Zölle die Weltwirtschaft? (Foto: dpa) Foto: Alex Brandon

Trumps Zollpolitik: Protektionismus und Risiken

Zölle sind keine neue Erfindung, doch die Geschichte zeigt ihre begrenzte Wirksamkeit. Ökonomen wie Daron Acemoglu und Simon Johnson warnen vor ihren negativen Folgen: Zölle bringen kaum Arbeitsplätze zurück, senken die Inflation nicht und belasten vor allem die sozial Schwächeren. Protektionismus führt zu wirtschaftlicher Isolation und verschärft globale Spannungen. Trumps Politik zeigt jedoch, wie sehr Zölle heute als geopolitisches Druckmittel eingesetzt werden können, mit erheblichen Risiken für Währungen, Vermögen und die globale Stabilität.

Die Pläne des designierten US-Präsidenten sind radikal: 60 Prozent Zölle auf Importe aus China, 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und 10-20 Prozent auf Produkte anderer Länder. Hinzu kommen Maßnahmen wie die Abschiebung illegaler Arbeiter. Während viele Ökonomen dies als katastrophalen Fehler ansehen, erkennt Trump die Schwächen im bestehenden Handelsregime und nutzt sie, um den Welthandel grundlegend zu revolutionieren. Länder unter dem Schutz der USA müssen mit höheren Verteidigungsausgaben rechnen, während andere mit harten wirtschaftlichen Sanktionen konfrontiert werden.

Trump-Zölle: China im Fokus - Herausforderungen für Europa

Für Europa wird Trumps Politik zur Gratwanderung, die EU steht vor der Wahl: Soll sie Trumps Zölle akzeptieren oder mit einer eigenständigen Handelspolitik gegen China vorgehen? Eine Konfrontation auf zwei Handelsfronten – gegen die USA und China – könnte Europa wirtschaftlich überfordern. Doch ein Schulterschluss mit den USA, möglicherweise in Form von Zöllen gegen China, birgt das Risiko interner Spannungen innerhalb der EU. Pro-amerikanische Länder könnten auf Konfrontation mit China drängen, während pro-chinesische Mitglieder Widerstand leisten.

Die Folgen von Zöllen sind oft drastischer, als sie erscheinen. Studien zeigen, dass die 2018 eingeführten US-Zölle auf Waschmaschinen und Reifen die Preise erheblich steigen ließen – selbst für inländische Produkte. Während einige Arbeitsplätze geschaffen wurden, waren die Kosten enorm: Ein Arbeitsplatz in der Reifenindustrie kostete amerikanische Verbraucher bis zu eine Million Dollar. Diese Beispiele illustrieren, wie Zölle die Verbraucher belasten und wirtschaftliche Ineffizienzen fördern.

Neuordnung der Weltwirtschaft - Trump-Ziele als riskante Gratwanderung

Trump nutzt Zölle als Werkzeug, um eine Neuordnung der Weltwirtschaft zu erzwingen. Doch dieser Ansatz könnte langfristig negative Folgen haben. Länder wie China versuchen, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren, was jedoch nur begrenzt erfolgreich sein dürfte. Derartige Gegenmaßnahmen könnten den internationalen Handel weiter destabilisieren und zu einem stärkeren Fragmentieren der Weltwirtschaft führen.

Zölle sind de facto Steuern, die Haushalte belasten und die wirtschaftliche Effizienz untergraben. Sie fördern Protektionismus, schaffen ineffiziente Strukturen und bedrohen die globale Stabilität. Für Europa stellt Trumps Politik eine schwierige Herausforderung dar: Wie lassen sich wirtschaftliche Interessen mit den sicherheitspolitischen Anforderungen einer zunehmend unberechenbaren Welt verbinden?

Die Antwort auf diese Frage könnte die künftige Ausrichtung der globalen Wirtschaftsordnung bestimmen – mit Auswirkungen, die weit über Zölle hinausgehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Rüstungsexporte steigen auf Rekordwert, mehr als die Hälfte geht an die Ukraine
22.01.2025

Die Regierung von Kanzler Scholz hatte sich ursprünglich vorgenommen, Rüstungsexporte mit einem Kontrollgesetz einzudämmen. Dann kam die...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Prognose 2025 mit Potential und Risiko - Nvidia-Aktie kaufen oder nicht?
22.01.2025

Die Nvidia-Aktie gehört zu den Lieblingspapieren sowohl der institutionellen Investoren als auch der privaten Anleger. Der US-Chipkonzern...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schuhhändler Görtz erneut in die Insolvenz gerutscht
22.01.2025

Einst gab es in fast jeder Fußgängerzone eine Görtz-Schuhfiliale. Doch das Traditionsunternehmen, das 1875 gegründet wurde, ist erneut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IWF-Prognose Weltwirtschaft: USA im Aufwind - Deutschland abgeschlagen
22.01.2025

Die neue IWF-Konjunkturprognose für die Weltwirtschaft zeichnet ein differenziertes Bild für das Wachstum der Industrienationen....

DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie rutscht ab: Jefferies-Analyst senkt Kursziel – jetzt Apple-Aktie kaufen?
21.01.2025

Die Apple-Aktie steht am Dienstag mächtig unter Druck. Ein skeptischer Analystenkommentar sowie schwächere Verkaufszahlen in China sorgen...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt-Entwicklung 2025: Stimmung hellt sich auf, welche Segmente sind die Favoriten?
21.01.2025

Nachdem das Transaktionsvolumen auf dem Immobilienmarkt für zwei Jahre deutlich zurückgegangen war, hat er sich vergangenes Jahr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steigende Sozialabgaben pushen Schwarzarbeit: Handwerk wird unbezahlbar
21.01.2025

Steigende Sozialabgaben sorgen für steigende Preise: Das Handwerk fordert jetzt eine Sozialabgabenbremse, sonst werden Handwerksarbeiten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IfW Kiel zur Trump-Präsidentschaft: "Zeiten der immer schnelleren Globalisierung vorbei"
21.01.2025

Für die deutsche Wirtschaft ist die Präsidentschaft von Donald Trump laut dem Wirtschaftsinstitut IfW Kiel mit erheblichen Unsicherheiten...