Wirtschaft

Gestiegene Schokoladen-Preise: Wird nun weniger genascht?

Schokolade ist in Deutschland die beliebteste Süßigkeit. Wie bei vielen anderen Lebensmitteln ist auch der Schokoladen-Preis gestiegen. Doch scheint dies die Konsumenten bislang kaum zu stören.
01.12.2024 07:37
Lesezeit: 3 min

Es ist ein schwieriges Jahr für Schokoladen-Liebhaber. Der Schokoladenpreis ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Schoko-Weihnachtsmänner sind je nach Marke und Größe um bis zu 50 Prozent teurer geworden, Lebkuchenherzen um 32 Prozent, Dominosteine um 12 Prozent. Diese Ergebnisse stammen aus einer Auswertung des Preisvergleichsportals Smhaggle für die Deutsche Presse-Agentur. Auch eine Tafel Vollmilch- oder Zartbitter-Schokolade kostet bis zu 17 Prozent mehr. Erst kürzlich wurden die Preise bei Ritter Sport erhöht. Die Alpenmilch-Tafel kostet nun statt 1,49 Euro künftig 1,89 Euro – ein Anstieg von fast 27 Prozent.

Höhere Schokoladenpreise: Auswirkungen auf die Konsumgewohnheiten

Dass der Schokoladen-Preis weiter steigen würde, war bereits zu Beginn des Jahres 2024 abzusehen. Einige Hersteller hatten entsprechende Preiserhöhungen angekündigt. Grund dafür sind schlechte Ernten und das knappe Angebot in den Kakao-Anbauländern, das durch extreme Wetterbedingungen wie Trockenheit, Starkregen und Pflanzenkrankheiten verschärft wurde. Der von der internationalen Kakaoorganisation (ICCO) ermittelte Tagespreis für Kakao stieg im April auf einen Rekordwert von deutlich über 10.000 Euro pro Tonne. Zwar ist dieser Preis seitdem leicht gesunken, bleibt aber weiterhin hoch.

Wie reagieren die Kunden auf die gestiegenen Schokoladenpreise? Noch im Februar gaben fast 40 Prozent der Befragten in einer YouGov-Umfrage an, bei höheren Preisen weniger Schokolade zu konsumieren. Doch bisher hat sich das Verhalten der Konsumenten kaum geändert. Laut Daten des Marktforschers NIQ ist die verkaufte Menge von Produkten wie Tafelschokolade, Pralinen und saisonalen Schokoladenartikeln in den letzten 12 Monaten lediglich um 1,3 Prozent gesunken. Bei Markenprodukten fiel das Minus mit 0,5 Prozent sogar noch geringer aus.

Pro-Kopf-Verbrauch von Schokolade bleibt hoch

„Schokolade ist für viele Menschen mehr als nur eine Süßigkeit“, erklärt Karin von Funck, Konsumgüter-Expertin bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group. Die Süßigkeit sei eng mit positiven Erinnerungen und bestimmten Anlässen wie Weihnachten oder Ostern verbunden. „In einer Welt, die sich rasant verändert und zunehmend stressig wird, bleibt Schokolade für viele ein emotionaler Anker.“

Trotz der Preissteigerungen in den Vorjahren stieg der Pro-Kopf-Verbrauch von Schokolade in Deutschland, laut dem Süßwarenverband, sogar weiter an. Der Verzehr lag im Jahr 2023 bei knapp 9,9 Kilogramm, was einen Anstieg im Vergleich zu den rund 9 Kilogramm im Jahr 2018 darstellt. „Süßigkeiten sind Impuls- und Genussmittel, bei denen die Verbraucher weniger preissensibel sind“, erklärt Armin Valet, Lebensmittel-Experte der Verbraucherzentrale. Besonders bei saisonalen Artikeln wie Schoko-Weihnachtsmännern sei dies der Fall, da viele Menschen sich und anderen etwas Gutes tun wollten.

Rabatte und Eigenmarken: Reaktion auf den hohen Schokoladenpreis

Marken wie Milka, Ritter Sport, Lindt und Ferrero sind für Händler von großer Bedeutung, da sie als Zugartikel gelten, die Kunden anlocken. Fehlen diese Produkte, weichen die Kunden auf andere Läden aus. Daher haben die Hersteller gute Chancen, Preiserhöhungen durchzusetzen. Dennoch sehen sich viele große Lebensmittelkonzerne mit herausfordernden Marktbedingungen konfrontiert. Der hohe Schokoladen-Preis hat dazu geführt, dass immer mehr Konsumenten zu günstigeren Eigenmarken wie „Ja“, „Gut & günstig“ oder „Rewe beste Wahl“ greifen. Diese bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Für die Markenhersteller wird dies zunehmend schwierig. „Markenartikel werden wegen der hohen Preise viel häufiger nur noch im Sonderangebot gekauft“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque im vergangenen Jahr dem „Handelsblatt“. Die Markenhersteller müssen immer öfter Sonderangebote anbieten, um ihre Marktanteile zu halten. Laut einer Umfrage von YouGov wurde ein Drittel des Umsatzes mit Sonderaktionen erzielt – ein deutlich höherer Anteil als bei Alltagsprodukten. „Mit Rabattaktionen versuchen die großen Markenhersteller, Marktanteile zurückzugewinnen, ohne ihre höheren Preise dauerhaft senken zu müssen“, erklärt Handelsexperte Kai Hudetz.

Wie entwickeln sich die Schokoladenpreise?

Bei Eigenmarken stiegen die Schokoladenpreise zuletzt stärker als bei Markenprodukten. So kostet der Lindt-Schoko-Weihnachtsmann aktuell nur knapp 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Andere saisonale Produkte sind jedoch deutlich teurer geworden. Ob dies zu einem Rückgang des Konsums führt, bleibt abzuwarten. Marktforschern liegen hierzu noch keine verlässlichen Zahlen vor.

Was erwartet uns in Zukunft in Bezug auf die Schokoladen-Preise? Verbraucherschützer Valet rechnet damit, dass auch andere Hersteller wie Mondelez (Milka) und Nestlé die Preise weiter anheben könnten. „Das Preisgefüge muss ja wieder passen“, erklärt Valet. Die gestiegenen Preise von Ritter Sport könnten auch dazu führen, dass bei den Kakaolieferanten höhere Rohstoffpreise in den Verträgen angepasst werden müssen. Experten gehen davon aus, dass die Zeiten niedriger Kakaopreise bald vorbei sind. Aufgrund des Klimawandels werden viele Anbauflächen künftig weniger geeignet sein. Auch das Unternehmen Lindt & Sprüngli reagierte auf die schwierige Marktlage. Der Schokoladenhersteller hat die Praxis, unverbindliche Preisempfehlungen auf den Produkten zu drucken, in diesem Jahr ausgesetzt. Die Kakaopreise seien derzeit sehr volatil, so ein Sprecher, weshalb die Preisentwicklung derzeit schwer vorherzusagen sei.

Schokoladenhype: Die Dubai-Schokolade als teures Trendprodukt

Trotz hoher Preise zeigt sich, dass viele Konsumenten den Schokoladenpreis nicht so sehr stört. Ein Beispiel hierfür ist der Hype um die sogenannte Dubai-Schokolade, die für etwa 15 Euro pro Tafel verkauft wird. Dennoch bildeten sich in vielen Städten lange Warteschlangen vor den Geschäften, die diese teuren Schokoladenprodukte führten.

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