Wirtschaft

Kaffee-Preis steigt: So wirken sich hohe Rohkaffee-Preise auf Espresso, Cappuccino & Co. aus

Die Rohkaffee-Preise erreichen Rekordhöhen, was zu einem deutlichen Anstieg der Kaffeepreise in Deutschland führt. Experten erwarten, dass Verbraucher erst in einigen Monaten die Auswirkungen des Preisanstiegs spüren werden. Besonders betroffen ist Kaffee in Großpackungen, aber auch kleinere Packungen werden teurer.
29.11.2024 08:09
Aktualisiert: 29.11.2024 08:09
Lesezeit: 2 min

Verbraucher in Deutschland müssen im kommenden Jahr mit einem höheren Kaffee-Preis rechnen. „Der Kaffee-Preis steigt“, erklärte Agrarmarkt-Experte Carlos Mera von der Rabobank in London. Besonders Kaffee der unteren Preisklasse in Großpackungen wird voraussichtlich um mindestens 30 Prozent teurer. Geringer betroffen sind kleinere Packungen, Markenkaffee und Kapseln. Der an der Rohstoffbörse ICE in New York gehandelte Preis für Arabica-Bohnen stieg diese Woche auf mehr als 320 US-Cent pro US-Pfund (454 Gramm). Dies stellt den höchsten Preis seit 1977 dar, wenn man die Inflation außer Acht lässt. Allein in diesem Jahr sind die Rohkaffee-Preise um rund 70 Prozent gestiegen. Der Preisanstieg beim Kaffee wird sich für Endverbraucher jedoch erst in etwa 6 bis 9 Monaten bemerkbar machen, so Mera.

Der Börsenpreis bildet die Grundlage für den globalen Kaffee-Preis. Nur ein Teil der weltweiten Bestände wird direkt an der Rohstoffbörse gehandelt, während viele Terminkontrakte nicht zur Lieferung führen. Diese Kontrakte dienen für Hersteller und Weiterverarbeiter als Absicherung gegen Preis- und Lieferrisiken.

Kaffee-Preisanstieg: Hersteller müssen handeln

Auch Marktführer Tchibo sieht weitere Preiserhöhungen als unumgänglich an. „Wir als Kaffeeröster werden handeln müssen. Wann und wie das geschehen wird, lässt sich momentan noch nicht genau sagen. Die Preisdramatik, die wir erleben, wird nicht so schnell verschwinden“, sagte ein Sprecher. Weltweit seien die Kaffeelager leer, und es gebe keinen Puffer, um den Preisanstieg abzufedern. Tchibo hatte bereits im April eine Preiserhöhung aufgrund gestiegener Kosten angekündigt. Die Hauptursache für den Kaffeepreis steigt ist die schwierige Situation im wichtigsten Erzeugerland Brasilien. „Wegen extremer Trockenheit in diesem Jahr sinken die Produktionserwartungen für Arabica-Kaffee. Die Kaffeebäume tragen hauptsächlich Blätter statt Kirschen“, erklärte Experte Mera. Die Ernte werde voraussichtlich noch schlechter ausfallen als die ohnehin enttäuschende letzte Ernte.

Zusätzliche Faktoren wie die weltweit steigende Nachfrage, längere Transportzeiten rund um das Rote Meer sowie die Unsicherheiten im Hinblick auf das verschobene EU-Waldschutzgesetz und mögliche Zölle in den USA tragen ebenfalls zum Preisanstieg beim Kaffee bei. Mera erwartet, dass sich die Situation an den Börsen Anfang 2025 etwas beruhigen könnte. Der Deutsche Kaffeeverband sowie die Kaffeeröster Melitta und Dallmayr wollten sich zu den aktuellen Entwicklungen nicht äußern.

Kaffeekonsum in Deutschland: Wie der Preisanstieg beim Kaffee die Verbraucher betrifft

Bereits in der Vergangenheit mussten Kaffeetrinker tiefer in die Tasche greifen. Zwischen 2020 und 2023 stiegen die Preise für Pads und Kapseln um 25 Prozent, während Bohnenkaffee etwa 20 Prozent teurer wurde. Auch die Kaffee-Erzeuger spüren zunehmend die Auswirkungen des Klimawandels. Laut einer 2022 veröffentlichten Studie von Schweizer Wissenschaftlern könnte die für Arabica-Kaffee am besten geeignete Anbaufläche bis 2050 um etwa 50 Prozent zurückgehen.

Auf die beiden Hauptsorten Arabica und Robusta entfällt laut dem Deutschen Kaffeeverband fast 99 Prozent der weltweiten Kaffeeproduktion. Arabica ist dabei die am weitesten verbreitete Sorte. Rund 60 Prozent des Kaffees, der nach Deutschland importiert wird und hier konsumiert wird, stammt aus Brasilien und Vietnam. In Deutschland trinken die Menschen jährlich im Durchschnitt 164 Liter Kaffee pro Kopf.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...