Wirtschaft

Deutsche Firmen in China kämpfen mit schwacher Nachfrage und Konkurrenzdruck

Deutsche Firmen in China sind pessimistischer denn je. Die Geschäftsklimaumfrage der AHK zeigt: Schwache Nachfrage, Preisdruck und die Bevorzugung chinesischer Unternehmen stellen große Herausforderungen dar. Trotzdem bleiben viele deutsche Unternehmen investitionsbereit und setzen verstärkt auf Lokalisierung.
05.12.2024 07:15
Lesezeit: 2 min
Deutsche Firmen in China kämpfen mit schwacher Nachfrage und Konkurrenzdruck
Deutsche Firmen in China setzen trotz Herausforderungen auf Lokalisierung und Innovation. (Foto: dpa) Foto: -

Deutsche Firmen in China zunehmend pessimistisch

Deutsche Firmen in China sehen ihre Zukunft wegen der wirtschaftlichen Probleme im Land und zahlreicher Herausforderungen so düster wie nie zuvor. Laut der aktuellen Geschäftsklimaumfrage der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) erwartet nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen positive Entwicklungen in ihrer Branche im nächsten Jahr – ein historischer Tiefstand. Laut der AHK glauben 29 Prozent der deutschen Firmen in China sogar an einen Rückgang.

"Im Allgemeinen müssen wir sagen, dass die Stimmung besonders auf kurzfristige Sicht nicht gut ist", erklärte Maximilian Butek, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der AHK in Ostchina, in Shanghai. Einige Unternehmen hätten daher beschlossen, vorerst keine neuen Investitionen in China zu tätigen.

Deutsche Firmen in China setzen auf Lokalisierung

China bleibt als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt für deutsche Unternehmen ein zentraler Absatzmarkt, auch wenn der Konkurrenzdruck stetig zunimmt. Doch 56 Prozent der befragten Unternehmen sehen die schwache Nachfrage in China mittlerweile als größtes Problem, gefolgt von Preisdruck (52 Prozent). Laut AHK gibt es einen Trend zur stärkeren Lokalisierung, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern: 40 Prozent der Firmen arbeiten inzwischen unabhängiger von ihren deutschen Zentralen.

Das neue Leitprinzip lautet: "In China für China" – mit lokal angepassten Produkten sollen die Anforderungen des chinesischen Marktes besser erfüllt werden. Viele Unternehmen wollen zudem ihre Forschung und Entwicklung vor Ort ausbauen oder enger mit chinesischen Firmen kooperieren.

Nachfrage-Schwund bleibt zentral

Die anhaltende Immobilienkrise im Land verstärkt den Nachfragerückgang erheblich. Viele Chinesen hatten ihr Vermögen in Immobilien angelegt, deren Wert nun gefallen ist, was die Konsumlaune dämpft. "China versucht, sich von einer angebotsgetriebenen zu einer konsumgetriebenen Wirtschaft zu wandeln", so Butek. Doch das nötige Konsumentenvertrauen fehlt, und die Regierung hat bislang keine Lösung für diese Probleme gefunden.

Von den 546 befragten Unternehmen, die zu den etwa 2.100 AHK-Mitgliedern in China gehören, spüren viele die Auswirkungen dieser Krise direkt. Insgesamt sind rund 5.000 deutsche Firmen in der Volksrepublik tätig.

Handelskonflikte und Konkurrenzdruck

Zusätzlich steht China wegen eines möglichen Handelskonflikts mit der US-Regierung unter Druck. Gleichzeitig laufen Verhandlungen mit der EU, um Zusatzabgaben auf Elektroautos zu verhindern. Chinesische Hersteller produzieren häufig mehr Fahrzeuge, als der Markt aufnehmen kann, und versuchen, durch Expansion ins Ausland ihre Verluste zu begrenzen.

Auch die Bevorzugung heimischer Produkte erschwert deutschen Firmen das Geschäft. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen sieht darin mittlerweile eine der größten Herausforderungen. Zusätzlich leiden sie weiterhin unter bekannten Problemen wie der Verletzung geistiger Eigentumsrechte, Benachteiligungen bei öffentlichen Ausschreibungen und der bevorzugten Behandlung chinesischer Unternehmen.

Deutsche Firmen in China bleiben standhaft

Trotz aller Hürden wollen deutsche Firmen in China nicht aufgeben: 92 Prozent der Befragten ziehen laut AHK keinen Rückzug aus China in Betracht. Allerdings plant mehr als ein Drittel vorerst keine weiteren Investitionen. Butek erklärte, dass viele dieser Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits umfassend investiert hätten. Dennoch bleibt China attraktiv: 51 Prozent der Firmen wollen weiterhin in den Standort investieren, auch wenn dieser Wert im Vergleich zu früheren Jahren zurückgegangen ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...