Wirtschaft

OECD sieht Deutschland 2025 als Schlusslicht bei Wachstum unter Industrieländern, mehr positive Prognosen für 2026

Die Weltwirtschaft zeigt sich trotz Kriegen und Krisen robust. Deutschland hinkt im neuen Konjunkturausblick der Industriestaatenorganisation OECD hinterher. Aber ein Aufschwung zeichnet sich ab.
04.12.2024 14:52
Aktualisiert: 04.12.2024 14:52
Lesezeit: 2 min
OECD sieht Deutschland 2025 als Schlusslicht bei Wachstum unter Industrieländern, mehr positive Prognosen für 2026
Hamburg an der Elbe: Containerschiffe werden von Kränen beladen. Die OECD rät der Regierung an, Klarheit zu schaffen bei der Finanzierung und der Umsetzung der grünen Transformation. (Foto: dpa) Foto: Jürgen Fromme

Deutschland wird beim Wirtschaftswachstum nach einer Prognose der OECD im kommenden Jahr das Schlusslicht unter den Industrieländern sein. Für 2025 werde für Deutschland ein Wachstum von lediglich 0,7 Prozent erwartet, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris mit. Im Jahr 2026 wird dann allerdings mit einem Wachstum von 1,2 Prozent gerechnet.

Die Industriestaaten-Organisation korrigierte ihre Vorhersage für das deutsche Wirtschaftswachstum damit abermals nach unten. Bereits im September hatte die OECD ihre Prognose für Deutschland leicht gesenkt und für 2025 ein Konjunkturplus von damals noch 1,0 Prozent vorhergesagt. Für das zu Ende gehende Jahr rechnen die OECD-Wirtschaftsexperten mit einer Stagnation in Deutschland. Die Bundesregierung erwartet ein leichtes Schrumpfen der Wirtschaft.

Schwaches China-Geschäft bremst deutsche Wirtschaft

Als einen Grund für die schwache Wirtschaftslage nannte die OECD-Wirtschaftsexpertin Isabell Koske den schwachen Export nach China, womit Deutschland stärkere Handelsverflechtungen habe als andere Länder. Außerdem mache der deutschen Industrie auch die Konkurrenz chinesischer Hersteller zu schaffen, gerade im Automobilsektor, sagte Koske in Paris.

Nach der aktuellen Geschäftsklimaumfrage der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) blicken deutsche Firmen in China wegen der Wirtschaftsprobleme im Land und zahlreicher Hürden so pessimistisch wie noch nie in die nähere Zukunft. Nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen erwartet demnach positive Entwicklungen für ihre Branche in der Volksrepublik für das kommende Jahr - ein historischer Tiefstand.

Schuldenbremse hemmt Wachstum

Ein weiterer Grund für das schwache Wachstum in Deutschland sei die im Vergleich zu anderen EU-Ländern restriktivere Fiskalpolitik in Deutschland mit der Wiedereinsetzung der Schuldenbremse, sagte Koske. Allerdings habe dies zuletzt auch zu einem starken Rückgang der Inflation beigetragen. Unsicherheiten über die Finanzierung und Umsetzung einer klimafreundlicheren Produktion hätten das Vertrauen von Investoren und Verbrauchern in Deutschland zusätzlich gedrückt, ebenso wie die politischen Unsicherheiten angesichts einer vorgezogenen Bundestagswahl.

Einer künftigen Regierung riet die OECD-Expertin, Klarheit zu schaffen bei der Finanzierung und der Umsetzung der grünen Transformation. Die OECD sei für eine Reform der Schuldenbremse, um mehr Raum für Investitionen zu schaffen. Zur Finanzierung der Transformation könne auch das Streichen von umweltschädlichen Subventionen beitragen, wie etwa das Dienstwagenprivileg oder der Dieselsubvention, sagte Koske.

Weltweit robuste Konjunktur

Weltweit erwartet die OECD im kommenden Jahr und auch 2026 ein Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent, wobei die Aussichten je nach Region sehr unterschiedlich sind. Im Euroraum wird nur mit einem Plus von 1,3 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent gerechnet. Für die USA wird dagegen ein Wachstum von 2,8 Prozent im kommenden Jahr prognostiziert, bevor es sich auf 2,4 Prozent im Jahr 2026 abschwächt. In China wird 2025 ein Anstieg von 4,7 Prozent und 2026 von 4,4 Prozent vorhergesagt.

„Die Weltwirtschaft hat sich als widerstandsfähig erwiesen. Die Inflation ist weiter zurückgegangen und hat sich den Zielen der Zentralbanken angenähert, während das Wachstum stabil geblieben ist“, sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann. Allerdings gebe es anhaltende Unsicherheiten. Eine Verschärfung der Konflikte im Nahen Osten könnte die Energiemärkte stören und Vertrauen und Wachstum beeinträchtigen. Zunehmende Handelsspannungen könnten das Wachstum beeinträchtigen.

Auch Wachstumsschub möglich

Andererseits sei auch ein Wachstumsschub denkbar, wenn sich die Kaufkraft schneller als erwartet erhole und sich das Verbrauchervertrauen verbessere, erklärte die OECD. Eine baldige Lösung der großen geopolitischen Konflikte könnte ebenfalls die Stimmung verbessern und die Energiepreise senken.

Die in Paris ansässige Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vereint Länder, die sich zu Demokratie und Marktwirtschaft bekennen. Mittlerweile sind neben großen Volkswirtschaften wie Deutschland, den USA und Japan auch Schwellenländer wie Mexiko und Chile Mitglied.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Stabilität geht vor: BTCMiner führt Verträge mit Kapital- und Zinsgarantie für konservative Anleger ein

Trump kündigt globale Zölle an und führt damit zu einer Umschichtung risikoscheuer Fonds in Krypto-Assets – BTC Miner Cloud Mining...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Urlaub trotz Selbstständigkeit: Wie Unternehmer richtig abschalten können – 7 konkrete Tipps
01.08.2025

Selbstständige genießen ihre Freiheit – doch sie hat ihren Preis. Gerade beim Thema Urlaub zeigt sich: Auszeiten zu nehmen fällt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wirtschaft dümpelt dahin – und Deutschland bremst alle aus
01.08.2025

Die Eurozone wächst kaum, Deutschland steckt in der Rezession, Italien schrumpft – nur Spanien überrascht. Europas Wirtschaft verliert...

DWN
Finanzen
Finanzen Mutares-Aktie stürzt ab: BaFin-Untersuchung besorgt Anleger
01.08.2025

Ein tiefer Kurssturz, kritische Fragen der Finanzaufsicht und Erinnerungen an frühere Skandale: Die Mutares-Aktie steht zum Ende der...

DWN
Finanzen
Finanzen SFC Energy-Aktie stürzt ab: Jahresprognose deutlich reduziert – drastische Gewinnwarnung
01.08.2025

Die SFC Energy-Aktie gerät massiv unter Druck: Der Brennstoffzellenspezialist korrigiert seine Jahresziele – mit drastischen Folgen für...

DWN
Finanzen
Finanzen Daimler Truck-Aktie stabilisiert sich nach Kursrutsch: Trump-Zölle belasten Nachfrage beim Nutzfahrzeughersteller
01.08.2025

Daimler Truck kämpft mit einem dramatischen Nachfrageeinbruch in Nordamerika – trotz starker Halbjahreszahlen. Die Daimler Truck-Aktie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Regierungsbeamter: Inkrafttreten der US-Zölle verschoben auf 7. August
01.08.2025

Die US-Regierung verzögert den Start ihrer geplanten US-Zölle – betroffen sind auch EU-Importe. Präsident Trump verschärft den Ton...

DWN
Panorama
Panorama Brückensanierung: Bundestag gibt über eine Milliarde Euro frei
01.08.2025

Ein Investitionsstopp hätte den Sanierungsstau auf deutschen Autobahnen massiv verschärft. Nun steuert die Politik gegen – mit über...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Medikamentenpreise: Trump geht auf Konfrontationskurs mit US-Pharmakonzernen
01.08.2025

Donald Trump will die Medikamentenpreise in den USA spürbar senken – und nimmt US-Pharmakonzerne direkt ins Visier. Eine neue Frist,...