Banane - ist das Kunst?
Nachdem im ersten Halbjahr 2024 der Auktionsmarkt deutlich eingebrochen war, insbesondere bei ultra-contemporary art, liefen die New Yorker Auktionen von Sotheby‘s und Christie’s im November etwas besser. 6,2 Millionen Dollar für eine Banane von Maurizio Cattelan, die zudem alle drei Tage ausgetauscht werden muss … ! Ersteigert von Justin Sun, Gründer der Cryptocurrency Plattform Tron.
Nun, kein Wunder, die Börsen brummen und offenbar investieren auch ein paar Krypto Millionäre in Kunst. Die jüdischen US-Sammler, die eine Zeit lang unter Schock standen, kommen hoffentlich auch wieder zurück und wenn die Nachfrage stimmt, wird besseres Material eingeliefert.
Jetzt in Kunst investieren?
Ist Kunst also ein gutes Investment? Sollte ich da dabei sein? Jetzt? Spitzenergebnisse machen begehrlich. Aber es sei an Bertolt Brecht erinnert: „Denn die einen sind im Dunkeln. Und die anderen sind im Licht. Und man siehet die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.“ - und um es vorwegzunehmen: die allermeisten sind im Dunkeln.
Kunst als Asset
Kunst als Asset erwirtschaftet keine Erträge: Folglich kann Kunst keine Miete, keinen Zins noch eine Dividende zahlen. Kunst ähnelt Bitcoin oder Gold. Wobei Gold immerhin noch in der verarbeitenden Industrie einen gewissen Nutzen hat. Wer Kunst als reines Investment kauft, der spekuliert darauf, dass andere Leute mehr für das Kunstwerk bezahlen werden, als man selbst aufgewandt hat. Und diese anderen Leute werden deshalb mehr dafür bezahlen, weil sie selber hoffen, dass wiederum andere Leute noch mehr bezahlen würden - also genauso wie bei Crypto Currencies.
Ein Kunstinvestment - oder Sperrmüll?
Diese Annahme kann aufgehen und man kann damit große Wertzuwächse erzielen (Peggy Guggenheim, Charles Saatchi, François Pinault, Eli und Edythe Broad, Steven Cohen). Allerdings ist das eher selten. Auf dem Olymp der Kunst ist nur eine ganz kleine Plattform und jedes Mal, wenn jemand neues hinaufkraxelt, fällt ein anderer herunter. Nichts ist so alt wie der Schnee vom letzten Jahr oder ein Auktionskatalog von vor 10 Jahren. In - sagen wir mal - 95 Prozent aller Fälle ist Kunst von dem Moment an, in dem man sie aus der Galerie nach Hause schleppt, völlig unverkäuflich. Und man sollte sich mit dem Gedanken anfreunden, dass das Angesammelte nach dem Ableben auf dem Flohmarkt oder Sperrmüll landet.
Man sollte von seinen Kindern nicht erwarten, dass sie in einem Mausoleum leben werden. Eine kleine immaterielle “Dividende” wirft die geliebte Kunst immerhin ab: Dass ich Spaß habe, sie anzuschauen, und dass meine Freunde denken, dass ich ein kunstsinniger, edler Mensch bin. Und das weitgehend ohne Neid. Der Kunstbesitz ist so ziemlich die einzig anständige und vom guten Geschmack erlaubte Art, Reichtum zu präsentieren (Max Jacob Friedländer).
In Kunst investieren: Wie stellt man es an?
Wenn man aber doch in Kunst investieren möchte, hier ein paar Beobachtungen:
Man kann für sehr wenig Geld von ganz jungen emerging Artists kaufen und hoffen, dass der eine oder andere berühmt und teuer wird – so wie man sich in 20 Start-Ups einkauft und hofft, dass eins ein Unicorn wird. Dann müsste man aber schon eine außergewöhnliche Nase für Qualität, ein feines Gespür für kommende Trends, geniale Artadvisors oder Riesen-Glück haben. Und man bedenke: Kunst kommt nicht von Können, es gibt viele gute Künstler, ganz oben ist nur Platz für wenige.
Wer sicherer gehen will, sollte arrivierte Künstler/innen oberhalb von 100.000 Dollar, besser 1 Mio. in einer der Königsmacher-Galerien der Welt kaufen verbunden mit umfangreicher Background Research: in welchen wichtigen Sammlungen, bedeutenden Museen, sonstigen Galerien sind sie vertreten, welche Kuratoren und Berater empfehlen sie, wie hat sich ihr Preis entwickelt (Artnet, ArtPrice)? Und was ist drauf auf dem Bild? Schöne Frauen verkaufen sich immer noch besser als nackte Männer, Querformate etwas besser als Hochformate und Kühe gehen eher ganz schlecht. So kann man es machen, die Sammlung sagt dann aber am Ende nicht mehr viel über einen selbst aus, sondern über den marktgängigen Geschmack der Zeit und die Berater.
Aber will man mit seiner Kunstsammlung nicht auch und vor allem etwas über sich selbst aussagen?