Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re plant für das kommende Jahr erneut einen höheren Gewinn. Das Management um Chef Joachim Wenning strebt einen Gewinn von 6 Milliarden Euro an, wie der Dax -Konzern am Freitag in München bekannt gab. Diese Prognose übertrifft auch die bisherigen Erwartungen der Branchenexperten leicht. 2023 hatte die Munich Re einen Nettogewinn von 4,6 Milliarden Euro erzielt, und für das laufende Jahr rechnet sie mit über 5 Milliarden Euro. Auch der Schweizer Rivale Swiss Re prognostiziert eine Gewinnsteigerung. Die Aktie der Munich Re erholte sich deutlich vom jüngsten Rückschlag und markierte ein neues Rekordhoch.
Das Papier stieg am Vormittag um sechs Prozent auf den Höchststand von 519,40 Euro und erhöhte damit sein Jahresplus auf 37 Prozent. Analyst Kamran Hossain von JPMorgan bewertete die neue Gewinnprognose positiv, da sie die Markterwartungen bereits leicht übertrifft. Da Munich Re ihre Ziele üblicherweise konservativ formuliert, dürften diese Zahlen am Markt gut ankommen. Auch Andrew Baker von Goldman Sachs äußerte sich ähnlich: Die Prognosen seien beruhigend.
Finanzchef Christoph Jurecka hob in einer Telefonkonferenz mit Analysten den aktuell starken Verlauf hervor. Die Munich Re habe in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres bereits 4,7 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet. Das entspreche über 90 Prozent des ursprünglich geplanten Jahresgewinns von rund 5 Milliarden Euro – trotz Belastungen von etwa 0,5 Milliarden Euro durch den Hurrikan Helene im dritten Quartal.
Die Kapitalanlagerendite soll sich 2025 auf über 3,0 Prozent erhöhen. Für dieses Jahr peilen Wenning und Jurecka einen Wert von mehr als 2,8 Prozent an.
Alle Geschäftssegmente dürften sich weiterhin positiv entwickeln, teilte der Konzern mit. Besonders die Rückversicherung soll im kommenden Jahr stark wachsen. Das Nettoergebnis des größten Geschäftsfelds wird voraussichtlich von über 4,2 Milliarden Euro in diesem Jahr auf etwa 5,1 Milliarden Euro im Jahr 2025 steigen.
In der Schaden- und Unfallversicherung der Rückversicherungs-Sparte rechnet das Unternehmen mit einer kombinierten Schaden-Kosten-Quote von 83 Prozent – das heißt, 83 Prozent der Prämien dürften für Schäden und Verwaltungskosten aufgewendet werden. Diese Prognose entspricht dem Niveau des laufenden Jahres. Analysten hatten allerdings mit einem schlechteren Wert gerechnet. Die Munich Re wird das Segment im kommenden Jahr umstrukturieren und das bisher darin enthaltene Geschäft mit Spezialversicherungen künftig separat ausweisen. Beide Bereiche sollen laut Konzern auf einem attraktiven Profitabilitätsniveau bleiben.
Die Erstversicherungstochter Ergo soll ihren Nettogewinn 2025 leicht auf 0,9 Milliarden Euro steigern. Damit setze sich die positive Entwicklung der letzten Jahre fort, erklärte Munich Re. Im deutschen Heimatgeschäft wird eine Schaden-Kosten-Quote von 89 Prozent erwartet, während im internationalen Geschäft mit 90 Prozent ein etwas geringerer Anteil der Prämien verbleiben dürfte. Das leicht bessere Ergo-Ergebnis im kommenden Jahr sei auf Fortschritte im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft zurückzuführen, erläuterte Jurecka.
Beim Schweizer Konkurrenten Swiss Re , dem weltweit zweitgrößten Rückversicherer, wird der Gewinnsprung im kommenden Jahr voraussichtlich noch deutlicher ausfallen. Für das laufende Jahr hatte der Versicherer seine Prognose Anfang November aufgrund hoher Rückstellungen für das US-Haftpflichtgeschäft auf 3 Milliarden US-Dollar gesenkt. 2025 soll der Gewinn laut dem Management in Zürich auf 4,4 Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) steigen. Die Aktie von Swiss Re entwickelte sich dieses Jahr ähnlich stark wie die der Münchner Konkurrenz. Zum Wochenschluss legte der Kurs an der Schweizer Börse um rund vier Prozent zu.