Politik

Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der katholischen Kirche und spendete den "Urbi et Orbi"-Segen.
26.12.2024 14:35
Lesezeit: 3 min

Papst Franziskus hat die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Heiligen Jahres der katholischen Kirche an Weihnachten für einen eindringlichen Appell für die Hoffnung genutzt. Der Pontifex öffnete erstmals in der Geschichte dieser Jubeljahre eine Heilige Pforte in einem Gefängnis in Rom. "Verliert nicht die Hoffnung, das ist die Botschaft, die ich euch geben möchte", sagte Franziskus am zweiten Weihnachtsfeiertag zu den anwesenden Insassen.

Der 88-Jährige hielt vor der Öffnung der Pforte des Rebibbia-Gefängnisses für einen stillen Moment inne und stand anschließend aus seinem Rollstuhl auf. Er trat an die Pforte heran, klopfte mehrmals, woraufhin sie von Helfern von innen aufgezogen wurde. Mit einem Gehstock überschritt Franziskus daraufhin die Schwelle der massiven Tür.

Bei den Feierlichkeiten der vergangenen Tage hatte der Papst erschöpft gewirkt, in dem Gefängnis schien er jedoch gelöst: Seine Ansprache an die Häftlinge und das Gefängnispersonal hielt Franziskus frei - trotz vorbereiteten Redemanuskripts. Nach der Messe empfing er sogar noch mehrere Menschen und unterhielt sich angeregt mit Häftlingen und Personal.

Strammes Programm für angeschlagenen Papst

Ein strammes Terminprogramm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst in den vergangenen Weihnachtsfeiertagen zu stemmen: An Heiligabend öffnete er in einer symbolträchtigen Zeremonie die Heilige Pforte des Petersdoms und läutete damit offiziell das Heilige Jahr 2025 ein. Viele Gläubige waren dabei.

Die katholische Kirche feiert in der Regel alle 25 Jahre ein sogenanntes Heiliges Jahr, auch Jubeljahr genannt. Nach katholischem Verständnis können Gläubige während eines Jubeljahres durch Gebet und Buße einen Ablass ihrer Sünden erlangen. Dazu gehört auch die Wallfahrt nach Rom sowie das Durchschreiten der Heiligen Pforte. Das Heilige Jahr 2025 endet offiziell am 6. Januar 2026.

2000 fand das letzte ordentliche Jubeljahr, auf Italienisch «Giubileo», statt. Der Papst kann von dem seit 1475 bestehenden 25-Jahres-Rhythmus abweichen und sogenannte außerordentliche Heilige Jahre ausrufen. Zuletzt geschah dies 2015/2016, als Franziskus das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" eröffnete.

"Zeit der Barmherzigkeit und Vergebung"

Anders als im Gefängnis klopfte Franziskus an Heiligabend im Rollstuhl sitzend an die schwere Bronzetür, woraufhin Helfer ihm diese von innen öffneten. Er saß in seinem Rollstuhl vor der Schwelle der massiven Pforte und verharrte für einen Moment im stillen Gebet. Anschließend wurde er unter dem Läuten der Kirchenglocken über die Schwelle in die Basilika gefahren. Nun breche eine "Zeit der Barmherzigkeit und Vergebung" an, sagte er.

Papst-Appell für Frieden und "Urbi et Orbi"-Segen

In seiner traditionellen Weihnachtsbotschaft am ersten Weihnachtsfeiertag mahnte der Pontifex zu Hoffnung und Frieden. Er lade "alle Menschen, alle Völker und Nationen" ein, die "Waffen zum Schweigen zu bringen und die Spaltungen zu überwinden", sagte er vom Balkon des Petersdoms aus.

In der Botschaft erinnerte Franziskus insbesondere an die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. "Die Waffen sollen in der gemarterten Ukraine schweigen!", sagte er. Er rief dazu auf, "die Tür für Verhandlungen sowie für Gesten des Dialogs und der Begegnung zu öffnen, um zu einem gerechten und dauerhaften Frieden zu gelangen".

Denselben Appell richtete Franziskus an die Akteure im Nahen Osten. "Es sollen sich die Türen des Dialogs und des Friedens in der ganzen durch Konflikte zerrissenen Region öffnen", forderte er. Er erinnerte an die Lage im Gazastreifen: "Es gebe eine Waffenruhe, die Geiseln sollen freigelassen und die von Hunger und Krieg zermürbte Bevölkerung versorgt werden."

Franziskus spendete daraufhin den Segen «Urbi et Orbi», also der Stadt und dem Erdkreis. Den Segen erteilte er - noch von einer Erkältung geschwächt - schwer atmend auf dem Balkon im Stehen. Während der Ansprache blieb er sitzen.

Riesiger Pilger-Ansturm in Rom erwartet

Italiens Hauptstadt rechnet anlässlich des Jubeljahres mit einem beispiellosen Besucheransturm: Die Stadt erwartet während des Großevents mehr als 30 Millionen Pilger und Touristen. Für die Stadt Rom, die bereits in normalen Zeiten unter Massentourismus leidet, wird dies eine große Herausforderung.

Während des Jubeljahres stehen im Vatikan zahlreiche Sonderaudienzen, Veranstaltungen und Feiern mit dem Papst an. Trotz seines Alters und gesundheitlicher Probleme will er das Programm wie geplant absolvieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI im Bewerbungsprozess: Was Unternehmen und Kandidaten beachten sollten
30.12.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Bewerbungen – schneller, objektiver, aber nicht immer transparent. Während manche...

DWN
Politik
Politik USA greifen Hafen in Venezuela an: CIA soll angeblichen Drogenumschlagplatz attackiert haben
30.12.2025

Eine Explosion im Hafen, ein Präsident, der offen von einem Schlag spricht, und viele offene Fragen. Donald Trump bestätigt einen...

DWN
Panorama
Panorama Tresor-Coup in Gelsenkirchen: 3.200 Schließfächer aufgebrochen, Beute von 30 Millionen Euro
30.12.2025

"Wir wollen rein", skandiert eine aufgebrachte Menge vor der Sparkassenfiliale in Gelsenkirchen. Doch die Polizei riegelt ab. Was zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neun von zehn Haushaltshilfen werden schwarz beschäftigt
30.12.2025

Fast vier Millionen Haushalte setzen auf Schwarzarbeit – warum viele die Anmeldung umgehen und wie viel Geld dabei wirklich fließt.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z: Warum Sinnhaftigkeit zur neuen Währung im Job wird
30.12.2025

Führungskraft? Nein danke. Für die Generation Z zählt im Beruf längst nicht mehr die steile Karriere, sondern Sinn, Freiheit und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lebensmittelpreise 2025: Butter billiger, Schokolade teurer
30.12.2025

2025 wurden Verbraucher bei Lebensmitteln kräftig durchgeschüttelt. Butter fiel im Preis deutlich, während Schokolade, Rinderhack und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Alarm: Deutschland hat die höchsten Unternehmenssteuern der G7
30.12.2025

Deutschland gilt als Hochsteuerland – nun belegen es die Zahlen. Eine große Mehrheit der Unternehmen empfindet Steuern und Abgaben als...

DWN
Politik
Politik Angriff auf Putin? USA kritisieren Ukraine, versenken zugleich weiter Schiffe vor Venezuela
30.12.2025

Ein angeblicher Drohnenangriff auf eine Residenz von Wladimir Putin bringt neue Unruhe in die festgefahrenen Gespräche über den...