Politik

Elektroautos Deutschland: Warum die Zulassungszahlen 2024 eingebrochen sind

Der Boom von Elektroautos Deutschland hat 2024 einen herben Dämpfer erlitten. Mit einem Rückgang der Zulassungen um über 25 Prozent und dem Ende staatlicher Förderungen steht die Elektromobilität vor großen Herausforderungen. Während Länder wie Norwegen und Dänemark voranschreiten, hinkt Deutschland hinterher – neue Strategien sind gefragt.
07.01.2025 12:04
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Elektroautos Deutschland: Warum die Zulassungszahlen 2024 eingebrochen sind
Die Zulassungen für Elektroautos Deutschland sanken 2024 erheblich. Ein Fokus auf Förderung und Ladeinfrastruktur könnte den Markt wiederbeleben. (Foto: dpa) Foto: Federico Gambarini

Der Boom der Elektroautos in Deutschland erlebte 2024 einen herben Rückschlag. Laut Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wurden im vergangenen Jahr lediglich rund 380.600 rein elektrische Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Rückgang von über einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil an den gesamten Neuzulassungen fiel im Vorjahresvergleich um fast fünf Prozentpunkte auf 13,5 Prozent.

Elektroautos Deutschland: Ziele der Bundesregierung in Gefahr

Mit diesen Zahlen scheint das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 etwa 15 Millionen rein batterieelektrische Fahrzeuge auf deutschen Straßen zu haben, in weite Ferne zu rücken. Nach KBA-Daten lag der Bestand an Elektroautos Deutschland zum Jahreswechsel bei lediglich etwa 1,4 Millionen Fahrzeugen.

Skandinavien als Vorbild

Während Deutschland mit Herausforderungen kämpft, sind skandinavische Länder wie Dänemark und Schweden deutlich weiter. In Dänemark beträgt der Anteil der Elektroautos an den Neuzulassungen mittlerweile über die Hälfte. Im Dezember erreichte dieser Anteil sogar 61,5 Prozent, wie Mobility Denmark unter Berufung auf Daten von Bilstatistik.dk mitteilte.

Noch beeindruckender ist die Situation in Norwegen: Von den knapp 129.000 neu zugelassenen Pkw im Jahr 2024 waren 88,9 Prozent elektrisch, so die Interessenorganisation OFV. Dieses Ergebnis ist auf umfangreiche Investitionen in den Ladeinfrastruktur Ausbau und auf attraktive finanzielle Anreize zurückzuführen.

Rückschritt durch auslaufende Förderung

"2024 war ein verlorenes Jahr für die Elektromobilität in Deutschland", kommentierte Constantin Gall von EY. Trotz neuer Modelle auf dem Markt blieben die Verkaufszahlen deutlich hinter den Erwartungen der Branche und der Politik zurück. Der Experte sieht den Hauptgrund im abrupten Ende der staatlichen Kaufförderung, die Ende 2023 nach einem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts auslief.

Zusätzlich bemängeln Fachleute die hohen Kosten für Elektroautos in Deutschland. Der Markt bietet aktuell lediglich drei Modelle unter 30.000 Euro, kritisierte der ADAC bei einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz im November.

Förderung wird zum politischen Thema

Angesichts der Lage ist die Förderung von Elektroautos Deutschland zu einem zentralen Wahlkampfthema geworden. Scholz forderte jüngst einen europäischen Ansatz. "Wir brauchen auch Fördermaßnahmen", erklärte er nach einem EU-Gipfel in Brüssel. Er betonte, dass Steuervorteile und Kaufprämien auf europäischer Ebene die beste Lösung wären.

Die CSU hingegen kündigte eine nationale Kaufprämie von bis zu 3.600 Euro an, sollte die Union die Bundestagswahl im Februar gewinnen. Laut einem internen Papier der CSU-Bundestagsfraktion, das der dpa vorliegt, sollen vor allem in Deutschland produzierte Fahrzeuge profitieren. Dies würde laut CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sowohl Arbeitsplätze sichern als auch dem Klima zugutekommen.

Greenpeace fordert strengere Besteuerung von Verbrennern

Die Umweltorganisation Greenpeace spricht sich hingegen für eine Zulassungssteuer auf Verbrenner aus. In Ländern wie Schweden und den Niederlanden gibt es bereits eine solche Regelung, die umweltfreundliche Fahrzeuge bevorzugt. Laut Greenpeace könnten die Einnahmen aus einer solchen Steuer genutzt werden, um eine Kaufprämie von 4.500 Euro für Elektroautos zu finanzieren.

Autobranche bleibt unter Druck

Die allgemeine Lage der deutschen Autobranche bleibt angespannt. Laut KBA wurden 2024 rund 2,8 Millionen Autos neu zugelassen, was etwa ein Prozent weniger als im Vorjahr und ein Viertel weniger als 2019 ist. Besonders im Dezember war der Rückgang spürbar: Mit etwa 224.700 Neuzulassungen lag die Zahl mehr als sieben Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie kämpft mit Auftragsflaute – dennoch Zeichen der Erholung
07.10.2025

Die deutschen Industrieunternehmen verzeichneten im August unerwartet rückläufige Auftragseingänge und spüren zunehmend die Folgen der...

DWN
Finanzen
Finanzen Verteidigungs-Aktien 2026: Kriegstreiberei oder Milliardenchance für Investoren?
07.10.2025

Verteidigungs-Aktien 2026 gelten längst nicht mehr als Tabu. Während Drohnenangriffe und NATO-Alarmstarts den Kontinent erschüttern,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zolloffensive: Gefahr für das globale Handelssystem
07.10.2025

Mit seiner aggressiven Zollpolitik stellt US-Präsident Donald Trump die Grundlagen des internationalen Handels infrage. Unter dem Motto...

DWN
Politik
Politik Fehlende Reservisten der Bundeswehr: Sollen ehemalige NVA-Soldaten zum Einsatz kommen?
07.10.2025

Der Bundeswehr fehlen neben aktiven Soldaten auch 150.000 beorderte Reservisten. Um die Nato-Vorgaben zu erfüllen, schlägt nun die CDU...

DWN
Politik
Politik Politische Krise in Frankreich: Macrons Regierung wankt nach Premier-Rücktritt
07.10.2025

Der überraschende Rücktritt von Premierminister Sébastien Lecornu hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in eine tiefe politische...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehr in Bayern: Polizei soll abschießen dürfen
07.10.2025

Nach mehreren Drohnensichtungen am Münchner Flughafen will die bayerische Staatsregierung der Polizei neue Befugnisse geben. Ein...

DWN
Panorama
Panorama WHO: Weltweit wird weniger geraucht – Sorge über Trend zum Vapen
07.10.2025

Während immer weniger Menschen zur Zigarette greifen, wächst die Sorge vor neuen Risiken: E-Zigaretten und Vapes könnten laut WHO zur...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewerkschaften ziehen vor UN-Gericht: Streit um globales Streikrecht
07.10.2025

Weil das Recht auf Streik international zunehmend infrage gestellt wird, wenden sich Gewerkschaften an den Internationalen Gerichtshof. Ein...