Politik

Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus

Deutschland diskutiert über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Seit dem Sturz von Baschar al-Assad fällt der Asylgrund für die meisten Syrier in Deutschland weg. Bundesinnenministerin Nancy Faeser plädiert für Erkundungsreisen in die Heimat. Die Debatte wird auch in Damaskus verfolgt.
15.01.2025 10:35
Aktualisiert: 15.01.2025 10:35
Lesezeit: 2 min
Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus
Svenja Schulze Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit im Gespräch mit Asaad Hassan al-Schaibani, Außenminister der syrischen Übergangsregierung. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Gollnow

Der Außenminister der syrischen Übergangsregierung, Asaad al-Schaibani, sieht keine Dringlichkeit für eine schnelle Rückkehr syrischer Flüchtlinge aus Deutschland in ihre Heimat. „Sie sind dort in Sicherheit“, erklärt er der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bei einem Treffen mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) in Damaskus. Den Flüchtlingen, die in Deutschland Zuflucht gefunden haben, gehe es außerdem besser als vielen anderen syrischen Flüchtlingen und Vertriebenen in benachbarten Regionen.

Am 8. Dezember wurde der langjährige syrische Machthaber Baschar al-Assad von einer Rebellenallianz unter der Führung der sunnitischen Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) gestürzt. Diese hat nun die Kontrolle über das Land übernommen und eine Übergangsregierung eingesetzt.

Flüchtlinge in Deutschland – große Zahl syrischer Staatsangehöriger auch nach Assad-Sturz in der Bundesrepublik

In Deutschland leben derzeit etwa 975.000 syrische Staatsangehörige. Der Großteil von ihnen kam nach dem Beginn des Aufstandes gegen Assad und dem darauffolgenden Bürgerkrieg nach Deutschland. Als das russische Militär 2015 massiv auf Seiten des syrischen Regimes in den Konflikt eingriff, machten sich viele syrische Flüchtlinge, die zunächst in Nachbarländern wie der Türkei Zuflucht gesucht hatten, mit Hilfe von Schleppern auf den Weg nach Europa.

Syrische Flüchtlinge: Faeser befürwortet Erkundungsreisen in Syrien

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hält es für sinnvoll, syrischen Flüchtlingen eine einmalige Reise in ihr Herkunftsland zu ermöglichen – ohne dabei ihren Schutzstatus in Deutschland zu verlieren. Laut einem Sprecher werden derzeit entsprechende Anwendungsrichtlinien erarbeitet. Diese Regelung soll den Geflüchteten erlauben, vor einer endgültigen Entscheidung über eine dauerhafte Rückkehr zu prüfen, wie die Lebensbedingungen in Syrien sind – beispielsweise ob ihre alte Wohnung noch existiert und ob Verwandte noch leben.

In der syrischen Hauptstadt Damaskus gibt es aktuell nur zwei Stunden Strom täglich. Die Bewohner müssen sich daher mit Photovoltaikanlagen und Dieselgeneratoren behelfen. Auch die Gesundheitsversorgung und das Schulwesen sind unzureichend.

Rückkehr nach Syrien: Reise ins Heimatland könnten Auswirkungen auf den Schutzstatus haben

Wenn syrische Flüchtlinge aus Deutschland in ihre Herkunftsländer reisen, gilt grundsätzlich die Annahme, dass die Bedingungen für ihren Schutz nicht mehr gegeben sind. Ausnahmen bestehen nur, wenn die Reise „sittlich zwingend geboten“ ist – etwa bei schweren Krankheiten oder Todesfällen von Angehörigen. In diesen Fällen könnte der Schutzstatus erhalten bleiben. Andernfalls droht der Verlust des Schutzstatus, und die Reise muss vorher der Ausländerbehörde gemeldet werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Neue EU-Vorschriften: Plug-in-Hybriden drohen deutlich höhere CO2-Emissionen
31.03.2025

Mit der Einführung neuer, verschärfter Emissionsmessungen für Plug-in-Hybride (PHEVs) wird die Umweltbilanz dieser Fahrzeuge erheblich...

DWN
Politik
Politik Marine Le Pen wegen Veruntreuung zu Fußfesseln verurteilt - war es das für die FN-Politikerin?
31.03.2025

Marine Le Pen wurde in Paris wegen der mutmaßlichen Scheinbeschäftigung von Mitarbeitern im Europaparlament schuldig gesprochen, das...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerk mit Speicher: Für wen sich die Investition wirklich lohnt
31.03.2025

Balkonkraftwerk mit Speicher: eigenen Strom gewinnen, speichern und so Geld sparen. Doch so einfach ist es leider nicht, zumindest nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Der Handelskrieg gefährdet die US-Ausnahmestellung
31.03.2025

Da Investitionen nach neuen Möglichkeiten abseits der zuletzt florierenden US-Finanzmärkte suchen, wird an der Wall Street diskutiert, ob...

DWN
Politik
Politik Grönlands strategische Position zwischen Dänemark und den USA
31.03.2025

Die Amerikaner wollen sich Grönland einverleiben. Für die USA hat die riesige Insel zwischen dem Nordatlantik und dem Nordpolarmeer eine...

DWN
Panorama
Panorama Gaspreise um Vielfaches teurer als vor Ukraine-Krieg - aber nicht für alle
31.03.2025

Die Energiepreise für Verbraucher sind im Vergleich zur Zeit vor dem Ukraine-Krieg weiterhin deutlich höher, insbesondere bei Gas. Zur...

DWN
Politik
Politik Donald Trump warnt Selenskyj vor Abbruch des Rohstoff-Deals: "Bekommt große Probleme"
31.03.2025

Für Donald Trump schien das geplante Rohstoffabkommen mit der Ukraine so gut wie abgeschlossen. Doch es bestehen berechtigte Zweifel...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Paulaner gewinnt im Design-Rechtsstreit gegen Karlsberg
31.03.2025

Paulaner hat vor dem Landgericht München einen Rechtsstreit gegen die Karlsberg Brauerei gewonnen. Das Landgericht München sah aufgrund...