Finanzen

Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der Zwölf-Millionen-Marke. Durchschnittlich 12,1 Millionen Menschen in Deutschland hielten 2024 Aktien, Aktienfonds oder börsengehandelte Indexfonds (ETFs) in ihren Depots, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) ermittelte.
15.01.2025 10:44
Aktualisiert: 15.01.2025 10:44
Lesezeit: 2 min

Aktieninstitut: "Langfristiger Aufwärtstrend bleibt intakt"

Im Vorjahr waren es noch über 12,3 Millionen Aktionäre in Deutschland, und 2022 erreichte die Aktionärszahl mit fast 12,9 Millionen ein Rekordhoch. Ist die Begeisterung für die Börse in Deutschland bereits wieder verflogen?

Das Deutsche Aktieninstitut sieht dennoch Positives: Die Aktionärszahl blieb fünf Jahre in Folge über der Zwölf-Millionen-Grenze. "Das zeigt, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von Aktien, Aktienfonds und ETFs für Altersvorsorge und Vermögensaufbau in Deutschland wächst", betont DAI-Chefin Henriette Peucker. Umfragen bestätigen diesen Trend: Laut einer YouGov-Studie für HDI Versicherungen im Sommer vertraut jeder vierte der 3.748 Berufstätigen ab 15 Jahren auf börsengehandelte Wertpapiere wie Aktien, Fonds oder Anleihen zur Altersvorsorge. Noch populärer ist nur das Eigenheim.

Aktionäre in Deutschland: Vorsicht prägt viele Anleger

Dennoch zeigt sich, dass viele Deutsche nach wie vor risikoscheu sind. Eine Kantar-Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) ergab, dass das Sicherheitsbedürfnis weiter zunimmt. Im Dezember gaben nur 19 Prozent der 1.003 Befragten an, bereit zu sein, mehr Risiko einzugehen, um höhere Renditen zu erzielen – im Jahr zuvor waren es noch 33 Prozent.

Das Deutsche Aktieninstitut wirbt indes für die langfristigen Vorteile: Eine breit gestreute Aktienanlage bringe durchschnittlich sechs bis neun Prozent Ertrag pro Jahr. Gleichzeitig fordert es die Politik auf, Aktien als Teil der Altersvorsorge zu stärken. "Ein Blick nach Schweden, Kanada oder die USA zeigt, dass ein modernes Rentensystem auf einem Ansparverfahren in Aktien basieren sollte", heißt es.

Kommt die Aktienrente?

Die Diskussion über die Stärkung der Aktienkultur in Deutschland läuft seit Jahren. Der Start eines sogenannten Generationenkapitals, das Aktienrenditen in die gesetzliche Rente einbinden sollte, wurde von der Ampel-Koalition gestoppt. Hoffnungen ruhen nun auf einer zukünftigen Regierung.

Der Bedarf ist groß: Laut Berechnungen des Aktieninstituts war 2024 etwa jeder sechste Deutsche (17,2 Prozent) am Aktienmarkt aktiv. Der erneute Rückgang der Aktionärszahl wird unter anderem auf die Zurückhaltung bei der Geldanlage aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten und attraktiverer Sparzinsen zurückgeführt.

Sparzinsen wieder weniger attraktiv

Seit die Europäische Zentralbank im Sommer 2022 die Null- und Negativzinsen abschaffte, sind Tages- und Festgeldanlagen wieder interessanter geworden. Doch mit der erneuten Senkung der Leitzinsen verschlechterten sich die Konditionen wieder. Zwar sparen die Deutschen weiterhin fleißig, doch durch die Inflation verlieren viele Ersparnisse an Wert. Mit mehr Finanzwissen könnten Sparer in Deutschland mehr aus ihrem Vermögen herausholen, meint Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Commerzbank: "Von einer ausgeprägten Anlagekultur wie in den USA sind wir in Deutschland noch weit entfernt."

Viele private Haushalte lassen große Summen unverzinst auf Girokonten liegen oder parken sie auf Tagesgeldkonten. Nach einer Hochrechnung der DZ Bank entfielen 2024 etwa 36,8 Prozent der 9,3 Billionen Euro Geldvermögen der Deutschen auf Bargeld und Einlagen wie Tagesgeld – das entspricht 3.435 Milliarden Euro. Aktien machten mit 880 Milliarden Euro lediglich 9,4 Prozent aus.

Jüngere Aktionäre in Deutschland als Hoffnungsträger

Hoffnung gibt es vor allem bei jüngeren Anlegern: In der Altersgruppe der unter 40-Jährigen stieg die Zahl der Aktionäre 2024 gegen den allgemeinen Trend um 150.000 auf 3,7 Millionen, nachdem sie ein Jahr zuvor gesunken war.

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