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Jeff Bezos-Rakete New Glenn schafft Landung nicht - die Gründe

Milliardär gegen Milliardär: Elon Musks Unternehmen SpaceX erobert seit längerem den Weltraum, nun will Blue Origin von Jeff Bezos nachlegen – und testet erstmals eine neue, leistungsstarke Rakete. Während die Schwerlastrakete Starship von SpaceX beim ersten Teststart noch explodierte, hob New Glenn von Blue Origin erfolgreich ab. Doch die geplante Landung ging schief.
16.01.2025 15:12
Lesezeit: 3 min
Jeff Bezos-Rakete New Glenn schafft Landung nicht - die Gründe
Der erste Testflug der neuen Jeff Bezos-Rakete New Glenn des Weltraumunternehmens Blue Origin endete nicht wie erhofft: Zwar erreichte die Rakete die Erdumlaufbahn, aber eine Landung auf einer Plattform im Atlantik blieb aus (Foto: dpa). Foto: John Raoux

Der erste Testflug der neuen, leistungsstarken Jeff Bezos Rakete New Glenn des Weltraumunternehmens Blue Origin endete nicht wie erhofft. Zwar erreichte die Rakete wie geplant die Erdumlaufbahn, aber eine Landung auf einer Plattform im Atlantik blieb aus. „Wir versuchen die Landung im Frühling wieder“, schrieb Blue-Origin-Geschäftsführer Dave Limp auf der Plattform X.

Jeff Bezos-Rakete: New Glenn crasht bei der Landung

Bei der Schwerlastrakete New Glenn handelt es sich um eine zweistufige Rakete. Diese Stufen sind übereinander montiert und werden nacheinander gezündet. Die erste, also untere Stufe von New Glenn soll irgendwann, so der Plan, nach ihrem Einsatz aufrecht landen und wiederverwendet werden können.

Diese angestrebte Landung des auch Booster genannten Teils auf einer Plattform im Atlantik passierte bei dem Test in der Nacht auf Donnerstag (Ortszeit) nicht. „Wir haben den Booster beim Abstieg verloren“, teilte das Weltraumunternehmen von Milliardär Jeff Bezos mit. Die Landung gleich beim ersten Testflug sei ein „sehr ehrgeiziges Ziel“ gewesen, wird Geschäftsführer Limp zitiert.

Die zweite, obere Stufe flog wie vorgesehen. Blue Origin erklärte, dass auch die Ladung den angestrebten Ziel-Orbit erreicht habe und Daten empfange. Dabei handelt es sich um einen Prototyp des Raumfahrzeugs Blue Ring. Dieses soll später Satelliten ins All bringen.

Die ersten Teststarts von Raketen sind äußerst kompliziert. Als das Starship des Rivalen SpaceX vor knapp zwei Jahren erstmals abhob, brach das System wenige Minuten nach dem Start auseinander. Auch der zweite Start endete in einer Explosion.

Blue Origin arbeitete bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an der Entwicklung der teilweise wiederverwendbaren Rakete, auch der Start wurde mehrfach verschoben. Anfang der Woche wurde er sogar kurz vorher abgebrochen, weil sich Eis an einem Triebwerk gebildet hatte.

Jeff Bezos Schwerlastrakete hebt erstmals ab

Das Weltraumunternehmen Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos hat erstmals seine neue, leistungsstarke Rakete New Glenn getestet. Die rund 100 Meter hohe, nach dem US-Astronauten John Glenn (1921-2016) benannte Rakete hob vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab, wie Live-Aufnahmen des Unternehmens zeigten. Die Trägerrakete sollte im Verlauf des Testflugs im Atlantik auf einem Schiff landen.

„Dies ist unser erster Flug und wir haben uns gründlich darauf vorbereitet“, teilte Blue Origin kurz vor dem Start auf der Plattform X mit. „Aber keine noch so große Anzahl von Bodentests oder Missionssimulationen kann einen Flug mit dieser Rakete ersetzen.“ Wichtigstes Ziel des Teststarts sei, die Umlaufbahn sicher zu erreichen. „Alles, was darüber hinausgeht, ist das Sahnehäubchen auf dem Kuchen.“

Die Rakete gleich beim ersten Versuch auf dem Atlantik landen zu wollen, sei ehrgeizig – „aber wir werden es versuchen“, hieß es. „Ganz gleich, was passiert, wir werden daraus lernen, es verfeinern und die gewonnenen Erkenntnisse bei unserem nächsten Start anwenden.“

Wegen ungünstiger Bedingungen und eines technischen Problems war der Testflug zuvor mehrfach verschoben worden.

"New Glenn"-Raketenstart diente Kommunikationstest

An Bord hatte die zweistufige Schwerlastrakete einen Prototyp des Raumfahrzeugs Blue Ring, das später Satelliten ins All bringen soll. Unter anderem sollte bei dem Flug die Kommunikationsfähigkeit von Blue Ring von Ingenieuren auf der Erde getestet werden.

Nach eigenen Angaben arbeitet Blue Origin bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an der Entwicklung der teilweise wiederverwendbaren Rakete, die etwa 45 Tonnen Material in die niedrige Erdumlaufbahn transportieren kann. Auch Astronauten sollen damit künftig Missionen absolvieren.

Die erste Stufe von New Glenn ist nach Unternehmensangaben für mindestens 25 Flüge ausgelegt. Das werde zu deutlich weniger Abfall und Kosten führen. Auch SpaceX setzt auf wiederverwendbare Raketenteile. Bei anderen Raketen wie der europäischen Trägerrakete Ariane 6 fallen die Antriebe einfach ins Meer.

Jeff Bezos Raketenprojekt als Konkurrenz für Musks SpaceX

In Zukunft will Blue Origin dem Unternehmen SpaceX Konkurrenz machen, das aktuell die kommerzielle Raumfahrt dominiert. Die Raumfahrtfirma von Tech-Milliardär Elon Musk fliegt vor allem mit seiner Falcon Heavy-Rakete schon seit Jahren für die US-Raumfahrtbehörde Nasa und andere Auftraggeber. Die Falcon Heavy kann etwa 64 Tonnen Material transportieren.

SpaceX entwickelt derzeit auch das größte jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte, das Starship. Dessen siebter Testflug könnte im Verlauf der Woche starten. Blue Origin bietet bislang vor allem kurze All-Ausflüge für Weltraum-Touristen mit der Rakete New Shepard an. Bei deren erstem Flug war 2021 auch Bezos selbst an Bord.

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