Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft schrumpft weiter: Keine Entspannung trotz steigendem Privatkonsum

Die deutsche Wirtschaft verliert weiter im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit. Auch im vierten Quartal 2024 sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP), obwohl die privaten Konsum- und Staatsausgaben stiegen. Immer mehr Unternehmen planen Stellenkürzungen, insbesondere in der Industrie und im Handel. Laut Ifo-Institut befindet sich die Wirtschaft in der „längsten Stagnationsphase der Nachkriegsgeschichte“.
30.01.2025 15:03
Lesezeit: 2 min

Die deutsche Wirtschaft findet auch zum Jahreswechsel keinen Ausweg aus der anhaltenden Krise. Im vierten Quartal 2024 sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal – stärker als zunächst angenommen. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hatte zuvor mit einem Rückgang von 0,1 Prozent gerechnet. Während die privaten Konsumausgaben und die Staatsausgaben stiegen, belasteten rückläufige Exporte die Wirtschaft erheblich, erklärten die Statistiker.

Deutsche Wirtschaft: Zweites Rezessionsjahr in Folge

Im gesamten Jahr 2024 ging das BIP um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Damit schrumpft die deutsche Wirtschaft bereits das zweite Jahr hintereinander – die längste Rezessionsphase seit über 20 Jahren. Eine ähnliche Entwicklung hatte es zuletzt 2002 und 2003 gegeben.

Für 2025 bleibt die Lage angespannt. Die Bundesregierung korrigierte ihre Wachstumsprognose nach unten und erwartet nur noch ein Plus von 0,3 Prozent – statt der ursprünglich prognostizierten 1,1 Prozent. Auch andere Institutionen sind skeptisch: Die Bundesbank rechnet mit 0,2 Prozent Wachstum, der Sachverständigenrat mit 0,4 Prozent. Erst 2026 soll sich die Lage mit einem Wachstum von 1,1 Prozent spürbar verbessern.

Längste Stagnationsphase seit dem Zweiten Weltkrieg

Zwar könnten sinkende Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) für etwas Entlastung sorgen, da Kredite für Unternehmen und Privatpersonen günstiger werden. Doch die Unsicherheit bleibt groß. Wirtschaftsverbände setzen auf einen möglichen Politikwechsel nach der Wahl im Februar, wobei neue Maßnahmen wohl erst 2026 wirksam würden, so das Kiel Institut für Weltwirtschaft. Gleichzeitig könnten Handelskonflikte mit den USA unter dem neuen Präsidenten Donald Trump die exportabhängige deutsche Wirtschaft erheblich belasten.

Die deutsche Wirtschaft stagniert seit Jahren und verliert im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit. Laut Ifo-Institut lag das inflationsbereinigte BIP 2024 nur knapp über dem Niveau von 2019, also vor der Corona-Pandemie. Dies sei „die längste Stagnationsphase der Nachkriegsgeschichte“. Auch der Arbeitsmarkt zeigt erste Anzeichen der Krise. Immer mehr Unternehmen planen Stellenkürzungen, insbesondere in der Industrie und im Handel.

Deutsche Industrie und Bauwirtschaft in der Krise

2024 verzeichneten zentrale Industriebranchen wie der Automobil- und Maschinenbau Produktionsrückgänge. Die Exporte sanken, Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge wurden zurückgefahren, und die Bauwirtschaft litt unter der Wohnungsbaukrise.

Gleichzeitig bleibt die Kaufkraft vieler Verbraucher eingeschränkt. Aufgrund steigender Preise und wachsender Unsicherheiten halten viele ihr Geld zusammen. Zudem belasten hohe Energiepreise und umfangreiche Bürokratie den Wirtschaftsstandort Deutschland weiterhin erheblich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...

DWN
Politik
Politik Putin in Indien: Strategische Unabhängigkeit in der neuen Weltordnung
05.12.2025

Indien empfängt den russischen Präsidenten mit allen protokollarischen Ehren und stellt damit gängige westliche Erwartungen an globale...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Handwerkskunst aus Deutschland: Pariser Luxus-Modehäuser vertrauen auf die Stickerei Müller
05.12.2025

Die Stickerei Müller aus Franken fertigt für große Modehäuser wie Balenciaga und Yves Saint Laurent. Auf schwierige Jahre nach der...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket im Bundestag: Folgen für Rentner und Beitragszahler
05.12.2025

Der Bundestag hat das Rentenpaket mit knapper, aber eigener Mehrheit durchgesetzt und eine Koalitionskrise verhindert. Doch hinter den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt unerwartet kräftig
05.12.2025

Unerwartet starke Impulse aus der deutschen Industrie: Die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe ziehen an und übertreffen Prognosen...