Wirtschaft

Arbeitslosigkeit steigt saisonbedingt - bleibt aber unter drei Millionen-Marke

Zum Jahresbeginn ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland erwartungsgemäß stark angestiegen. Die symbolische Grenze von drei Millionen Arbeitslosen wurde allerdings nicht überschritten. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger bezeichnete die Arbeitsmarktzahlen dennoch als „Alarmsignal“.
31.01.2025 14:13
Aktualisiert: 31.01.2025 14:13
Lesezeit: 2 min

Zum Jahresbeginn ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland erwartungsgemäß stark angestiegen. Dennoch wurde die symbolische Grenze von drei Millionen Arbeitslosen nicht überschritten. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) lag die Zahl der Arbeitslosen im Januar bei 2,993 Millionen – das sind 186.000 mehr als im Dezember. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,4 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete der Arbeitsmarkt einen Zuwachs von 187.000 Arbeitslosen.

BA-Vorstandschefin Andrea Nahles hält es für unwahrscheinlich, dass die Marke von drei Millionen Arbeitslosen in diesem Winter noch erreicht wird. Als Hauptursachen für die angespannte Lage sieht sie die Kombination aus wirtschaftlicher Schwäche und strukturellen Herausforderungen, insbesondere den Wandel in der Industrie. „Wir brauchen neue Impulse“, appellierte Nahles an die Politik.

Arbeitgeberpräsident: Arbeitsmarktzahlen sind „Alarmsignal“

Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) betonte die Notwendigkeit gezielter wirtschaftlicher Unterstützung. Er forderte einen „Made in Germany“-Bonus, um private Investitionen zu fördern, sowie wettbewerbsfähige Energiepreise für die Industrie – insbesondere durch eine Reduzierung der Netzausbaukosten.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger bezeichnete die Arbeitsmarktzahlen als „Alarmsignal“. Die konjunkturelle und strukturelle Schwäche der deutschen Wirtschaft treffe den Arbeitsmarkt mit voller Wucht. Er forderte einen Abbau bürokratischer Hürden und eine Senkung der Energiepreise, um Unternehmen zu entlasten.

Positive Entwicklungen bei der Integration von Geflüchteten

Ein Lichtblick sei die zunehmende Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Laut Heil zeigt der sogenannte Job-Turbo erste Erfolge: „Diesen Weg gehen wir konsequent weiter.“ Laut Nahles ist der Beschäftigungszuwachs mittlerweile ausschließlich auf Menschen aus Nicht-EU-Staaten zurückzuführen. Während die Arbeitslosigkeit unter deutschen Staatsbürgern zunahm, waren 138.000 mehr Menschen aus der Ukraine und anderen wichtigen Asylherkunftsländern in Beschäftigung als noch vor einem Jahr.

Typischer saisonaler Anstieg und wachsende Kurzarbeit

Der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar ist saisonal bedingt, da viele befristete Arbeitsverträge zum Jahresende auslaufen und witterungsabhängige Branchen wie das Baugewerbe vorübergehend Stellen abbauen. Erfahrungsgemäß bleibt die Entwicklung im Februar stabil, bevor im März eine Frühjahrsbelebung einsetzt.

Besorgniserregend ist der Anstieg der Kurzarbeit. Im November erhielten laut Hochrechnungen 293.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld – ein deutlicher Anstieg gegenüber Oktober (263.000) und September (221.000). Bis Ende Januar zeigten Unternehmen für weitere 54.000 Personen Kurzarbeit an, wobei noch unklar ist, ob diese tatsächlich in Anspruch genommen wird.

Rückgang bei Stellenangeboten und Ausbildungsplätzen

Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt rückläufig. Im Januar waren bei der Bundesagentur 632.000 freie Stellen gemeldet – 66.000 weniger als im Vorjahr. Nahles betonte: „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist es für Arbeitslose schwierig, eine neue Stelle zu finden.“ Auch auf dem Ausbildungsmarkt zeigt sich ein Ungleichgewicht: Während noch 33.000 Bewerber auf eine betriebliche Lehrstelle warteten, waren gleichzeitig 15.000 Ausbildungsplätze unbesetzt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bayer-Aktie: Soll Monsanto pleitegehen?
21.05.2025

Seit vielen Jahren schon kämpft die Bayer AG mit Milliardenklagen gegen die Tochterfirma Monsanto und deren Unkraut-Vernichter Glyphosat....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...

DWN
Finanzen
Finanzen 30.000 Dollar für Gold – und der Westen ist bankrott
20.05.2025

Gold steigt, wenn das Vertrauen fällt. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn wäre ein Kurs von 30.000 Dollar kein Triumph – sondern ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krise am Bau: Wohnungsmarkt steckt fest – Bauindustrie warnt vor Investitionsstau
20.05.2025

Die deutsche Bauwirtschaft steckt weiterhin tief in der Krise. Der Wohnungsbau schwächelt, Neubauten stagnieren – und aus Sicht der...

DWN
Politik
Politik BKA: Politisch motivierte Kriminalität steigt um 40 Prozent– Beratungsstellen schlagen Alarm
20.05.2025

Schon die erste Kriminalitätsstatistik, die Dobrindt vorstellt, zeigt, dass er ein schwieriges Amt übernommen hat. Bei Straftaten mit...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie auf Rekordjagd: Neue Technologie und Europa-Strategie beflügeln den Kurs
20.05.2025

Die BYD-Aktie bricht Rekorde, während Konkurrent Tesla schwächelt. Neue Technologien und Strategien sorgen für Aufsehen – doch wie...