Politik

Wahlprogramme 2025 Vergleich: Steuerpolitik - Entlastung oder Rekordsteuern?

Welche Steuerpläne der Parteien erwarten uns im Wahlkampf 2025? Von Entlastungen für Unternehmen und Wohlhabende bis hin zu höheren Steuern für Vermögende – ein Überblick über die teuersten Reformen und ihre mögliche Umsetzung.
21.02.2025 06:00
Lesezeit: 3 min
Wahlprogramme 2025 Vergleich: Steuerpolitik - Entlastung oder Rekordsteuern?
Steuerpläne im Wahlkampf 2025: Wer entlastet wen? Wer profitiert? (Foto: dpa) Foto: Lars Penning

Im Wahlkampf 2025 präsentieren sich die Parteien mit klaren Steuerplänen – von umfangreichen Entlastungen für Unternehmen und Wohlhabende bis hin zu einer stärkeren Besteuerung von Vermögenden und einer Umverteilung zugunsten der Geringverdiener. Doch welche Wirtschaftsinteressen stecken hinter den Programmen und wie beeinflussen sie unterschiedliche Einkommensgruppen? Wer profitiert und wer geht leer aus? Zudem stellt sich die Frage, wie die Reformen gegenfinanziert werden sollen, da die Kosten voraussichtlich erheblich ausfallen.

Wir werfen einen Blick auf die Programme der sieben Parteien, die bei der kommenden Bundestagswahl mit den meisten Stimmen rechnen: CDU/CSU, AfD, FDP, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, BSW und Die Linke.

Steuererleichterungen und Förderung von Unternehmen und Wohlhabenden

CDU/CSU: Steuererleichterungen für alle Einkommensgruppen und Unternehmen, keine Vermögenssteuer

Die Union setzt auf Steuererleichterungen für Familien und den Mittelstand. Geplant sind eine Abflachung des Steuertarifs, eine Erhöhung des Grundfreibetrags und die Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Gutverdiener könnten laut Steuerzahlerbund mit 10-Prozent mehr rechnen, Gering- und Mittelverdiener mit 14-Prozent. Familien profitieren von höheren Kinderfreibeträgen und Kindergeld sowie einer Vermögensbildungsprämie. Überstunden sollen steuerfrei bleiben und die Pendlerpauschale wird erhöht. Die Unternehmensbesteuerung soll auf 25-Prozent gesenkt werden, die Gastronomie-Umsatzsteuer auf 7-Prozent. Eine Vermögenssteuer lehnt die CDU/CSU ab und fordert höhere Freibeträge bei der Erbschaftsteuer. „Leistung muss sich wieder lohnen“, so das Credo der Partei.

AfD: Steuervereinfachung und Entlastung für den Mittelstand, Abschaffung von Erbschafts- und CO2-Steuern

Die AfD fordert die Abschaffung mehrerer Steuerarten, darunter CO2-Steuern, die Erbschaftssteuer und den Solidaritätszuschlag, sowie eine Senkung der Gastronomiesteuer auf 7-Prozent. Mit der Einführung des Familiensplittings und einer Erhöhung des Sparerpauschbetrags auf 2.400 Euro sollen besonders Familien und Sparer entlastet werden. Die Unternehmensbesteuerung soll den Niedriglohnsektor und den Mittelstand entlasten. Eine Vermögenssteuer lehnt die AfD ab. „Bundeshaushalt konsolidieren, Steuerverschwendung beenden, Schuldenbremse einhalten“, so das Ziel der Partei. Zudem schlägt sie vor, die Kosten der Asylpolitik freizulegen und die Zuwendungen an NGOs zu kürzen.

FDP: „Ein Steuersystem, das Leistung und Investition belohnt“

Die FDP möchte das Steuersystem vereinfachen. Ihre Reform umfasst die Abschaffung des Solidaritätszuschlags, eine Erhöhung des Grundfreibetrags auf 1.000 Euro und eine Anhebung der Spitzensteuergrenze auf 96.600 Euro. Laut Steuerzahlerbund könnten Haushalte von bis zu 30-Prozent Entlastung profitieren, Unternehmen von einer Steuerbelastung unter 25-Prozent. Weitere Maßnahmen sind steuerliche Anreize für kleine und mittlere Unternehmen sowie eine Umsatzsteuersenkung in der Gastronomie auf 7-Prozent. Zudem sind eine Senkung der Stromsteuer und eine schrittweise Reduzierung der EU-Mindestsätze für Heiz- und Kraftstoffe auf null vorgesehen. Auch eine Steuerfreistellung von Überstundenzuschlägen und die Wiedereinführung der Spekulationsfrist bei Wertpapiergeschäften stehen auf der Agenda.

Umverteilung und stärkere Besteuerung der Vermögenden

SPD: Steuererhöhungen für Reiche, Anreize für Geringverdiener und Klimaförderung

Die SPD setzt auf eine gerechtere Steuerpolitik mit höheren Steuern für Wohlhabende und stärkeren Anreizen für Klimainvestitionen. Besonders Geringverdiener würden profitieren, während Gutverdiener und Unternehmer laut Steuerzahlerbund weniger übrig hätten. Unternehmen sollen gezielt für Investitionen in Deutschland gefördert werden, statt „pauschale Steuersenkungen“ zu erhalten. Ein „Made in Germany“-Bonus soll klimafreundliche Investitionen fördern. Zudem sind steuerliche Anreize für längere Arbeitszeiten vorgesehen. Erbschafts- und Schenkungssteuern sollen reformiert werden, um Privilegien bei Unternehmensvermögen abzubauen. Kapitalerträge sollen wie Arbeitseinkommen besteuert werden und für große Betriebsvermögen ist eine Mindestbesteuerung geplant. Die SPD fordert außerdem eine internationale Mindeststeuer für Superreiche und die Wiedereinführung der Vermögenssteuer für Millionäre.

Die Grünen: Gerechtigkeit und Klimaschutz im Fokus

Die Grünen setzen auf ein „gerechtes Steuersystem“ und kombinieren Steuererleichterungen mit einer stärkeren Besteuerung von Vermögen, um soziale Gerechtigkeit und Klimaziele zu erreichen. Geplant sind die Einführung eines „Klimageldes“ und die Besteuerung von Kapitalerträgen wie Arbeitseinkommen. Eine Reform der Einkommensteuer sieht vor, den Solidaritätszuschlag in den Steuertarif zu integrieren und die Arbeitnehmerpauschbeträge auf 1.500 Euro zu erhöhen, was besonders Geringverdiener entlasten soll. Zur Bekämpfung von Ungleichheit fordern die Grünen eine nationale Vermögenssteuer sowie eine globale Milliardärssteuer. Die Erbschaftssteuer soll reformiert werden, um große Erbschaften stärker zu besteuern. Weitere Maßnahmen umfassen Steuergutschriften für Alleinerziehende und die gezielte Entlastung von Niedrigverdienern sowie eine gerechtere Immobilienbesteuerung.

BSW: Steuererleichterungen für Geringverdiener, höhere Besteuerung für Reiche

Das BSW setzt auf Entlastungen für Geringverdiener durch eine Erhöhung des Grundfreibetrags und Anpassungen der Steuersätze. Renten bis 2.000 Euro sollen steuerfrei bleiben. Gleichzeitig fordert die Partei höhere Steuern für hohe Einkommen und Vermögen, einschließlich einer Vermögenssteuer ab 25 Millionen Euro. Kapitalerträge sollen wie normales Einkommen besteuert werden. Zudem will das BSW die Steuer auf Aktienrückkäufe erhöhen und Abzugsmöglichkeiten für Zahlungen an ausländische Firmen einschränken. Geplant sind eine Steuer auf Wertpapierhandel und eine Steuerbefreiung für Grundnahrungsmittel. Die Steuerfreiheit für Immobilienwertsteigerungen nach zehn Jahren soll entfallen, außer bei selbstgenutztem Wohnraum. Familien, die ihr erstes Eigenheim kaufen, sollen von der Grunderwerbsteuer befreit werden, und es ist ein Moratorium für die Grundsteuer für Eigentümer und Mieter vorgesehen.

Die Linke: Steuererhöhungen für Reiche, Entlastung für die Mehrheit

Die Linke fordert eine radikale Umverteilung zugunsten von Geringverdienern und höhere Steuern für Wohlhabende. Einkommen bis 16.800 Euro sollen steuerfrei bleiben, und der Spitzensteuersatz soll auf 53-Prozent steigen. Eine Reichensteuer von 75-Prozent für Superreiche sowie die Wiedereinführung der Vermögenssteuer für Millionäre werden ebenfalls gefordert. Zudem will die Partei die Umsatzsteuer auf Grundnahrungsmittel, Hygieneprodukte und Nahverkehr senken. „Ein gerechtes Steuersystem, das die Mehrheit entlastet“, lautet das Motto.

Sind die Steuerpläne in der Realität umsetzbar?

Trotz der vielversprechenden Steuerpläne bleibt abzuwarten, wie viel tatsächlich umgesetzt wird. In Deutschlands Koalitionssystem sind Kompromisse unvermeidlich, sodass die Maßnahmen nach der Wahl voraussichtlich erheblich von den aktuellen Versprechen abweichen werden. Hinzu kommt: Die geplanten Steuererleichterungen erfordern eine umfassende Gegenfinanzierung. Fehlen Steuereinnahmen, müssen Lücken anderweitig geschlossen werden. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat die Kosten der Steuerpläne ermittelt, jedoch ohne die Vorschläge von BSW und Die Linke, die nicht berücksichtigt wurden.

Partei – Zusätzliche Kosten (in Mrd. Euro)

  • CDU/CSU: 89,
  • AfD: 149,
  • FDP: 138,
  • SPD: 30,
  • Grüne: 48.

Diese Zahlen verdeutlichen die finanzielle Dimension der Parteivorhaben und zeigen, wie unsicher ihre Umsetzbarkeit in der Praxis ist.

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