Wirtschaftskrise verschärft sich: Jedes fünfte Unternehmen muss Stellen abbauen
Gut ein Fünftel der deutschen Familienunternehmen oder 21 Prozent wollen im laufenden ersten Quartal 2025 Arbeitsplätze abbauen. Das sind so viele Unternehmen wie zur Corona-Pandemie 2020. Das geht aus einer Umfrage des Verbandes Die Familienunternehmer bei mehr als 800 Mitgliedsfirmen im Januar hervor.
Demnach planen nur noch 16 Prozent der Betriebe Neueinstellungen. Dieser Wert liegt sogar unter den Werten in der Pandemie und ist der schlechteste Wert seit Beginn der vierteljährlichen Umfrage im Jahr 2015.
Mittelstand 2025: Jobabbau anstatt Neueinstellungen
Die schwache Konjunktur, geopolitische Risiken und die Unsicherheit über den Ausgang der Bundestagswahl sowie die Ausrichtung der künftigen Wirtschaftspolitik haben die schlechte Stimmung im Mittelstand gesteigert. Die Phase, in der viele Unternehmen Arbeitskräfte hielten, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, scheint vorüber zu sein.
Auch offene Stellen schwinden der Umfrage zufolge: Im dritten Quartal 2024 hatten noch fast 80 Prozent der Betriebe freie Stellen zu besetzen – jetzt sind es weniger als 60 Prozent. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und die Auftragserwartungen der Unternehmer verharren ebenfalls auf Niedrigniveau. Mit Investitionen halten sich die meisten Betriebe weiter zurück.
Was sind die Hemmnisse? Bürokratie und Überregulierung
Als Haupthemmnisse für Investitionen stehen in der Umfrage weiterhin Bürokratie und Überregulierung auf Platz eins. 62 Prozent der Unternehmer sehen diese als Investitionsbremse. Auch die unberechenbare Wirtschafts- und Finanzpolitik (46 Prozent der Betriebe beklagen fehlende Planungssicherheit) hemmt die Investitionsbereitschaft. Jeder Dritte verzichtet auch aufgrund der Konjunkturflaute auf Investitionen.
Unberechenbare Wirtschaftspolitik
„Damit erreicht der Abbau an Arbeitsplätzen im Mittelstand mit diesem Quartal sogar wieder die traurige Rekordzahl aus der ebenfalls von enormer Unsicherheit geprägten Zeit der Coronapandemie“, sagte Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Familienunternehmer-Verbandes. „Die Lage vor der Bundestagswahl ist einfach quälend. Der Tanker Deutschland hat Maschinenschaden und das in stürmischer See“, sagte sie. „Die Unberechenbarkeit der Wirtschaftspolitik muss ein Ende haben.“
Abbau von Stellen auch im Niedriglohnsektor
Der Jobabbau betrifft auch viele Stellen im Niedriglohnsektor. Ihre Zahl sei in den zurückliegenden zehn Jahren um 1,3 Millionen gesunken, laut Statistischen Bundesamt. Im April 2024 wurden rund 6,3 Millionen Beschäftigte (16 Prozent) mit einem Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle von 13,79 Euro bezahlt. Im April 2014 und somit vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2015 befand sich noch mehr als jeder fünfte Job (21 Prozent) im Niedriglohnsektor. Die Schwelle lag damals bei zehn Euro brutto je Stunde.