Wirtschaft

US-Zölle auf Stahl kommen laut Industrieverband "zur Unzeit"

Die deutsche Stahlindustrie kritisiert die angekündigten US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte und fordert eine schnelle Reaktion der EU. Die Branche befürchtet Exportverluste und verstärkten Importdruck durch China.
11.02.2025 07:30
Lesezeit: 1 min

Die deutsche Stahlindustrie zeigt sich besorgt über die von der Trump-Administration geplanten Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA. Laut Gunnar Groebler, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, treffen die Maßnahmen die Branche in Deutschland und der Europäischen Union gleich in mehrfacher Hinsicht "zur Unzeit".

Stahlindustrie: USA wichtigster Exportmarkt

Die USA gelten als der wichtigste Exportmarkt für die europäische Stahlindustrie. Nach Angaben des Branchenverbands wurden 2023 rund vier Millionen Tonnen Stahl aus der gesamten EU in die USA geliefert, davon etwa eine Million Tonnen aus Deutschland – hauptsächlich Spezialstähle. Die Vereinigten Staaten machen 20 Prozent der Exporte in Nicht-EU-Länder aus. Der Verband erinnerte daran, dass sich bei der letzten Verhängung von Strafzöllen gegen die EU in den Jahren 2018/19 die Exporte in die USA nahezu halbiert hatten – von 5,2 Millionen Tonnen im Jahr 2018 auf nur noch 2,5 Millionen Tonnen im Jahr 2020.

Groebler betonte: „Wichtig ist nun, dass die EU geeint, planvoll und rasch handelt.“ Er forderte eine zügige Anpassung der Schutzmaßnahmen, der sogenannten EU-Safeguards. „Denn die Zölle auf Stahl, die von den USA angekündigt sind, werden zu Mengenumleitungen nach Europa führen, wodurch der ohnehin bestehende Importdruck durch Überkapazitäten aus China weiter verstärkt wird.“ Groebler ist zudem Vorstandsvorsitzender des Stahlproduzenten Salzgitter.

Donald Trump will Stahl- und Aluminiumimporte mit Zöllen von 25 Prozent belegen

Der Branchenverband appellierte an die EU, im Dialog mit den USA über ein Abkommen zu bleiben. „Ein solches 'Global Arrangement on Sustainable Steel and Aluminium' könnte uns Europäer auf verschiedensten Ebenen stärken.“ Nach Verbandsangaben war ein solches Abkommen bereits unter Präsident Joe Biden im Gespräch, eine Einigung kam jedoch nicht zustande.

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor angekündigt, Stahl- und Aluminiumimporte mit Zöllen von 25 Prozent zu belegen. Details dazu sollen Anfang der Woche bekannt gegeben werden, erklärte der Republikaner vor Journalisten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...