Wirtschaft

China kündigt Gegenmaßnahmen auf US-Zölle an - so könnte die EU reagieren

Während Mexiko und Kanada mit US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung zur vorübergehenden Aussetzung von Zöllen erzielten, kam es mit China zu keiner Einigung. Die chinesische Regierung reagierte stattdessen mit Gegenzöllen auf US-Importe. Ein Vorbild für die EU? Wie könnte die Europäische Union auf US-Zölle reagieren?
04.02.2025 16:20
Aktualisiert: 04.02.2025 16:20
Lesezeit: 4 min
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China kündigt Gegenmaßnahmen auf US-Zölle an - so könnte die EU reagieren
China will seinerseits mit Zöllen auf US-Waren reagieren. Ist das der Weg, den auch die EU einschlagen könnte? (Foto: dpa) Foto: Peng Zhaozhi

Die Aussichten sind düster. Nach den jüngsten Zollentscheidungen der USA gegen Mexiko, Kanada und China glaubt in der EU-Kommission kaum noch jemand daran, dass Europa verschont bleibt. Trump selbst hatte am Wochenende klargestellt: „Das wird definitiv für die Europäische Union passieren.“

Die Frage, ob die EU neue US-Zölle auf europäische Waren verhindern kann, ist von großer Bedeutung – allein in Deutschland könnten Hunderttausende Arbeitsplätze betroffen sein. Bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage keine guten Aussichten. China wählt den Weg des Widerstands und hat Gegenmaßnahmen angekündigt. Auch in Brüssel werden die unterschiedlichen Szenarien durchgespielt. Einen Überblick über die Optionen der EU.

Wann könnten die US-Importzölle auf EU-Waren kommen?

Ursprünglich hoffte die EU, bis Ende März Zeit für Verhandlungen zu haben, da erst dann eine Untersuchung zu den US-Handelsbeziehungen abgeschlossen sein sollte. Doch jüngste Äußerungen Trumps deuten darauf hin, dass die Zölle bereits früher verhängt werden könnten. Ein konkreter Zeitplan wurde nicht genannt, jedoch erklärte Trump, dass es „ziemlich bald“ geschehen werde.

Ist die EU auf US-Zölle vorbereitet?

Die Europäische Kommission hat bereits theoretische Gegenmaßnahmen ausgearbeitet. Bei einem Spitzentreffen in Brüssel wurde bestätigt, dass die EU im Falle neuer US-Zölle mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren würde. In der ersten Amtszeit Trumps hatte die EU auf Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumprodukte mit Zöllen auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Harley-Davidson-Motorräder und Jeans geantwortet. Diesmal könnte es zu zusätzlichen Zöllen in Höhe von 10 bis 20 Prozent kommen – abhängig von Trumps endgültiger Entscheidung.

Wie könnte es nach der Einführung der Zölle weitergehen?

Ein optimistisches Szenario wäre, dass Trump die Zölle nach kurzer Zeit aussetzt, um Verhandlungen aufzunehmen – ähnlich wie es zuletzt mit Mexiko und Kanada geschah. Allerdings hat Trump für die Aussetzung der Zölle im Gegenzug stärkere Grenzkontrollen von Mexiko und Kanada gefordert. Im schlimmsten Fall könnte jedoch nach Ablauf der Frist ein langwieriger Handelskrieg entstehen, der schwere wirtschaftliche Folgen hätte.

Welche Verhandlungsmöglichkeiten gibt zwischen der EU und den USA?

Der SPD-Handelsexperte und Europaabgeordnete Bernd Lange sieht mehrere Lösungsansätze. Um das von Trump kritisierte Handelsdefizit zu reduzieren, könnte die EU unter anderem mehr Flüssigerdgas (LNG), Militärtechnik und Agrarprodukte aus den USA importieren. Eine weitere Option wäre die Senkung der Importzölle auf US-Autos, die mit zehn Prozent deutlich über dem US-Zollsatz von 2,5 Prozent liegen. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat eine Ausweitung der LNG-Importe aus den USA ins Gespräch gebracht.

Der luxemburgische Außenhandelsminister Xavier Bettel warb bei einem EU-Treffen in Warschau für Verhandlungen und eine geschlossene europäische Haltung gegenüber Trump. Seine Erfahrung im Umgang mit dem US-Präsidenten fasste er wie folgt zusammen: „Wenn man schwach ist, frisst er einen auf. Wenn man nicht verhandelt, erledigt er einen.“

Warum stört Trump der Handel mit Europa?

Trump will die USA als Produktionsstandort stärken und das Handelsdefizit mit der EU reduzieren. Ihn ärgert insbesondere, dass europäische Unternehmen weitaus mehr Waren in die USA exportieren als umgekehrt.

Besonders betroffen wäre Deutschland: Laut Statistischem Bundesamt waren die USA 2023 der wichtigste Exportmarkt für deutsche Unternehmen. Deutsche Exporte in die USA beliefen sich auf 157,9 Milliarden Euro – rund zehn Prozent der gesamten deutschen Exporte. Gleichzeitig importierte Deutschland Waren im Wert von 94,7 Milliarden Euro aus den USA, was einen Handelsüberschuss von 63 Milliarden Euro zur Folge hatte. Seit 2017 verzeichnet Deutschland mit keinem anderen Land einen so hohen Exportüberschuss wie mit den USA.

Welche Folgen hätten die US-Zölle für die deutsche Wirtschaft?

Vor allem die europäische – und insbesondere die deutsche – Automobilindustrie würde stark belastet. Die deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist und 2025 bestenfalls geringfügiges Wachstum erwartet, müsste einen weiteren schweren Schlag verkraften.

„Für den Produktionsstandort Deutschland ist der US-Markt von großer Bedeutung“, betont Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). 2023 wurden rund 400.000 in Deutschland gefertigte Autos in die USA exportiert – knapp zehn Prozent der Jahresproduktion. Die USA sind damit der wichtigste Exportmarkt für deutsche Autobauer.

Zwar betreiben VW, BMW und Mercedes große Produktionsstätten in den USA, dennoch werden zahlreiche Bauteile aus Europa zugeliefert. Porsche exportiert sogar seine gesamte Produktion aus Europa in die USA. Angesichts der drohenden Zölle erwägen Unternehmen wie Porsche und Audi laut „Handelsblatt“, künftig auch in den USA zu fertigen. VW hat zudem den geplanten Export der Elektro-Limousine ID.7 aus dem Werk Emden nach Nordamerika bereits gestoppt.

Zölle für China, Mexiko Kanada: Wie gravierend könnten die wirtschaftlichen Folgen sein?

Das Ifo-Institut warnt, dass alle betroffenen Länder – einschließlich der USA – wirtschaftliche Einbußen erleiden würden. Sollte es zu gegenseitigen Strafzöllen kommen, könnte Kanadas Export um 28 Prozent und Mexikos Export um 35 Prozent einbrechen.

China wäre weniger stark betroffen, da das Land seinen Handel leichter auf andere Märkte umlenken kann. Laut Ifo-Modellrechnungen würde Chinas Export nur um 3,8 Prozent sinken.

Für die USA selbst könnte ein Handelskrieg jedoch verheerend sein: Bei Gegenmaßnahmen anderer Länder könnten die US-Exporte um bis zu 22 Prozent einbrechen. Damit steht für Trump in diesem Konflikt viel auf dem Spiel.

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