Technologie

Von wegen Mobilitätswende: Autohersteller verkaufen mehrheitlich Verbrenner

Europas Automobilindustrie verkaufte 2024 laut einer Studie mehrheitlich Benziner - im Vergleich zum Vorjahr stiegen sogar die Absatzzahlen. Allerdings zählen die Studienautoren auch Mild-Hybride zu den konventionellen Antrieben. In Deutschland werden nach wie vor die meisten Autos produziert.
12.02.2025 14:00
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Von wegen Mobilitätswende: Autohersteller verkaufen mehrheitlich Verbrenner
Zu den Verbrenner-Motoren zählen auch Mild-Hybride. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Der europäische Automobilmarkt hat im vergangenen Jahr trotz einer schwierigen Situation und einiger deutlich schwächerer Monate ein leichtes Absatzplus verzeichnet. Der Pkw-Absatz stieg im Vergleich zum Vorjahr von 12,79 Millionen auf 12,91 Millionen Fahrzeuge. Gleichzeitig gingen die Verkaufszahlen für E-Autos aufs Jahr gerechnet zurück.

Interessant ist dabei, mit welchen Antrieben alle in Europa verkauften Neuwagen im vergangenen Jahr tatsächlich ausgestattet waren. Sie zeigt, dass es viel mehr Käufer von Autos mit konventionellem Antrieb gibt, als die Berichte des ACEA, des Dachverbands der europäischen Automobilindustrie, vermuten lassen.

Automobilbranche: Anteil der Benziner gestiegen, wenn man Mild-Hybride dazuzählt

Eine Studie des Forschungsunternehmens Jato Dynamics ergab, dass Verbrenner im vergangenen Jahr fast die Hälfte aller Neuwagen ausmachten – 48,4 Prozent, was einem Anstieg von 0,5 Prozentpunkten gegenüber 2023 entspricht. Als Voraussetzung zählten due Studienautoren die sogenannten Mild-Hybride zu den klassischen Antrieben und nicht zu den Hybriden. Ein Mild-Hybrid-Fahrzeug nutzt den eingebauten Elektromotor zur Unterstützung des Benzinmotors, um das Drehmoment und die Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen.

Elektroautos lagen demnach mit einem Marktanteil von 15,4 Prozent auf dem zweiten Platz (0,3 Prozentpunkte weniger als zuvor), während Dieselautos mit 14,3 Prozent auf Platz drei fielen – ein Rückgang von 1,7 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.

Der Anteil der Plug-in-Hybride ging dagegen um 0,7 auf 7,3 Prozent zurück, während die Verkäufe von konventionellen Hybriden um 1,9 auf 11,8 Prozent stiegen. 2,8 Prozent der Fahrzeuge nutzen verschiedene andere Kraftstoffe wie Wasserstoff. Die Ergebnisse zeigen also, dass die Hybridisierung und Elektrifizierung noch langsamer voranschreitet, als es den Anschein hat, wobei es erhebliche Unterschiede zwischen den Automarken gibt.

VW und Stellantis: Konventionelle Motoren machen Großteil der Produktion aus

Die beiden größten Automobilhersteller in Europa, Volkswagen und Stellantis, statteten im vergangenen Jahr 80 bzw. 85 Prozent ihrer verkauften Fahrzeuge mit klassischen Verbrennungsmotoren oder Mild-Hybrid-Antrieben aus – mehr als jede andere Marke. Auch Ford lag mit einem Anteil von 72 Prozent in einem ähnlichen Bereich.

Unter den zehn beliebtesten Herstellern gibt es nur drei, bei denen weniger als 60 Prozent der verkauften Autos über einen klassischen Antrieb verfügten: die Geely-Gruppe (30 Prozent), Toyota (17 Prozent, wobei 74 Prozent der verkauften Fahrzeuge Hybride waren) und Tesla.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den meistverkauften Autos in Europa. Zwei der fünf Bestseller – der Dacia Sandero und der Volkswagen T-Roc – sind ausschließlich mit klassischen Verbrennungsmotoren erhältlich. Der Volkswagen Golf und der Škoda Octavia konnten mit Plug-in-Hybridantrieben nur 3,9 bzw. 3,5 Prozent der Käufer überzeugen, während klassische Hybridversionen dieser Modelle nicht angeboten werden. Hybride dominierten hingegen mit 90 bzw. 98 Prozent bei den Toyota-Modellen Yaris und Yaris Cross, wodurch Toyota im vergangenen Jahr fast die Hälfte der insgesamt 1,53 Millionen verkauften Hybride stellte.

Studie: Deutschland bleibt führender Automarkt - Italien verliert an Bedeutung

Die Studie ergab zudem, dass Deutschland weiterhin unangefochten die größte Automobilmacht Europas bleibt, wenn es um die Produktion geht. So wurden in der Bundesrepublik 21 Prozent aller in Europa verkauften Autos hergestellt. Spanien belegte mit einem Produktionsanteil von 14 Prozent den zweiten Platz, wobei beide Länder ihre Marktanteile aus dem Jahr 2023 halten konnten. Die Tschechische Republik erhöhte ihren Anteil um 0,4 Prozentpunkte auf 9,7 Prozent und sicherte sich damit den dritten Platz in Europa. Besonders bemerkenswert ist ihr Produktionswachstum, das von 3,9 auf 4,9 Prozent anstieg.

In Frankreich hingegen ist die Produktion zurückgegangen: Im vergangenen Jahr verließen nur noch 6,7 Prozent aller Neuwagen das Land, im Jahr 2023 waren es noch 7 Prozent. Italien wiederum ist nicht einmal mehr unter den Top-Ten; selbst die Türkei liefert mehr Autos nach Europa. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den Schwierigkeiten der Stellantis-Gruppe, die im vergangenen Jahr deutlich weniger Neuwagen verkauft hat; insbesondere Fiat musste im vergangenen Jahr einen Rückgang der Neuwagenverkäufe in Europa um 21 Prozent hinnehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Wertspeicher im Taschenformat: Wie Sie Edelsteine kaufen – und ob sie als Anlageklasse taugen
07.09.2025

Chris Pampel, Geschäftsführer des Deutschen Edelstein Kontors und Autor des Buches „Das 1x1 der Edelsteininvestments“, erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Experteninterview: Wie Sie mit Geld in Zeiten sinkender Zinssätze umgehen sollten
07.09.2025

Börsen und Gold auf Rekord, Inflation rückläufig – doch die Zinsen wackeln. Während Trump Druck auf die Fed macht, ringt die EZB um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boliden-Chef: Mikael Staffas verteidigt Trump-Stahlzölle
07.09.2025

Der CEO von Boliden, Mikael Staffas, verteidigt Trumps Stahlzölle und warnt vor der chinesischen Konkurrenz. Europa steckt in lähmender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation zwingt Unternehmen zu klarer Preisstrategie
07.09.2025

Die Inflation zwingt Unternehmen zu heiklen Preisentscheidungen. Wer zu schnell oder zu spät reagiert, riskiert Margenverluste – oder...

DWN
Panorama
Panorama Samenernte in 40 Meter Höhe: Wie der Wald von morgen wächst
07.09.2025

Die Samenernte hoch in den Baumwipfeln ist Abenteuer, Handwerk und Zukunftsarbeit zugleich. Wer an den Samen der Tanne gelangen will,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Österreichs Maßnahmen gegen die Inflation – und die Bedeutung für Deutschland
07.09.2025

Österreich steckt in der Krise: Die Regierung verspricht Milliardenhilfen, doch bei genauerem Hinsehen bleiben nur kleine Reformen übrig....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...

DWN
Panorama
Panorama Boot kaufen: Was Sie dabei unbedingt beachten sollten
06.09.2025

Mit einer frischen Meeresbrise im Gesicht das eigene Boot über die Wellen zu steuern, ist für viele Menschen ein Traum – doch dieser...