Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt revolutionieren, so viel steht fest. Der aktuelle Future of Jobs – Report 2025 des Weltwirtschaftsforums (WEF) kommt zu dem Ergebnis, dass KI-Technologie rund 60 Prozent aller Arbeitsplätze beeinflussen wird. Betroffen sind vor allem Berufe, die sich durch ein hohes Maß an geistiger und monotoner Arbeit auszeichnen. Freilich wird KI nicht alle diese Jobs ersetzen, sondern viele von ihnen um nützliche Tools ergänzen. Ein Stellenabbau dürfte in vielen Branchen dennoch unvermeidlich sein.
Andere - etwa Jahrhunderte alte Professionen wie der Beruf des Buchhalters - könnten dagegen weitgehend von der Bildfläche verschwinden, oder besser gesagt: Vom Bildschirm aufgesogen werden. Schließlich kann der KI-Algorithmus in jedem Fall schneller, fehlerfreier und darum kostengünstiger bilanzieren als jeder noch so erfahrene Mitarbeiter. Das Besondere an der KI-Revolution: Sie wird nicht wie bei der Automatisierung Berufe der sogenannten Arbeiterschicht treffen, sondern voraussichtlich Millionen von mitunter gut bezahlten Bürojobs. Hier lesen Sie die sieben KI-gefährdetsten Berufsgruppen, die in Zukunft wegrationalisiert werden könnten.
1. Buchhalter
Jede kaufmännische Unternehmung braucht einen Buchhalter, jemanden, der oder die die Zahlen im Blick hat, Rechnungen erstellt, Zahlungseingänge prüft, Konten überwacht, kurzum: die Finanzbücher eines Unternehmens im Auge hat. Das Problem: All das kann mittlerweile auch eine KI-Software übernehmen. Sie macht die Arbeit womöglich sogar besser, weil sie durch und durch stressresistent und daher weniger fehleranfällig ist.
Fatal für Buchhalter: Im Rechnungswesen ist die Integration von KI-Systemen in Unternehmen bereits weiter vorangeschritten als in anderen Firmenabteilungen, da die technischen Voraussetzungen überschaubar sind. Gerade mittelständische Unternehmen können sich so leicht Abhilfe schaffen und ihre Fachkräfteressourcen ganz in die wertschöpfende Arbeit legen. Mit der Einführung von E-Rechnung 2025 ist der Weg für die KI-gestützte Rechnungswesen endgültig geebnet.
2. Steuerberater
Ein Steuerberater fertigt vereinfacht gesagt Steuererklärungen für Privatleute oder Unternehmen an, die sich im Dickicht ihrer Finanzströme verloren haben. Grundlage seiner Arbeit ist das Erfassen und die Auswertung von steuerrelevante Unterlagen. Es handelt sich also auch hier um "Arbeit mit Zahlen", die schon jetzt eine KI übernehmen kann. Das Steuermagazin tax-tech.de prognostiziert nicht ohne Grund: „Die Zukunft der Steuerberatung wird durch Künstliche Intelligenz tiefgreifend verändert.“
Der Anteil der steuerberatenden Tätigkeit, der nicht vollständig automatisiert werden kann, wird demnach dramatisch zurückgehen. Ob der Beruf des Steuerberaters ganz wegfallen wird, kann dagegen niemand mit Sicherheit sagen. Vorstellbar wäre etwa zumindest mittelfristig ein Szenario, in dem Steuerberater statt menschliche Kollegen KI-Assistenten zur Hand hätten. Der Beruf des Steuerberaters gehört laut WEF-Studie zu den gefährdetsten überhaupt.
3. Lektoren
Lektoren dagegen sind "Textarbeiter". Ihr Gegenstand ist die Sprache, beziehungsweise all ihre Belange: Orthografie, Grammatik, Syntax, Stil. Die KI von ChatGPT wurde anfangs gescholten für ihr mangelhaftes Textverständnis, doch sie hat dazu gelernt und schreibt mittlerweile ein ordentliches Standarddeutsch. Am schnellsten werden daher wohl Korrektorate im Wissenschaftsbereich der KI-Entwicklung zum Opfer fallen. Der durchschnittliche wissenschaftliche Duktus aus Fachbegriffen und Schachtelsätzen ist für eine KI schließlich am leichtesten zu imitieren. Qualitative Lektorate im Bereich Belletristik dürften dagegen auch in Zukunft noch analog besetzt werden. Schließlich fällt auch die Autorenpflege in ihren Aufgabenbereich - für eine Konversation eines Schriftstellers mit einem Chatbot über die Bedeutung eines Romanendes müsste man schon reichlich Fantasie aufbringen.
Aber nicht nur das Lektorat, die gesamte Buchbranche wird stark von KI-Technologie beeinflusst sein und Jobs überflüssig machen. Bereits jetzt wird in Verlagen mit dem KI-gestützten Programm Demandsens gearbeitet, ein Programm, mit dem die Verkaufschancen eines Buches mit laut Hersteller bis zu 99 prozentiger Wahrscheinlichkeit errechnet werden können. Und das ist nur der Anfang…
4. Grafiker
Wer regelmäßig im Internet surft, hat sich vielleicht schon an die Flut von mitunter beeindruckenden Bildkompositionen "made by AI" gewöhnt. Dahinter stecken meist sogenannte KI-Bildgeneratoren wie Midjourney (kostenpflichtig) oder Craiyon (kostenfrei), die auf den ersten Blick mit ihren Montagen zu überzeugen scheinen. Mittels Befehlen, sogenannten "Prompts", kann so jeder Laie innerhalb von Minuten ein gewünschtes Bild erstellen, das einer Fotografie schon sehr nahe kommt.
Sowohl für professionelle Grafiker als auch Fotografen kommen die neuen KI-Instrumente daher einem Outsourcing-Programm gleich. Einziger Trost: Geschulte Augen erkennen bei den aktuellen KI-Bilder die immer gleichen Schablonen am Werk. Künstlerisch und kreativ hochwertige Ergebnisse dagegen wird selbst die intelligenteste Maschine auf absehbare Zeit nicht produzieren können. Spitzenleute im Bereich Grafik und Fotografie wird es also auch in Zukunft geben, darunter wird sich das Berufsfeld aber wohl ausdünnen.
5. Programmierer
Mit am tragischsten unter den vielen durch die KI gefährdeten Jobs, ist wohl der des Programmierers. Noch vor einigen Jahren galt ein Informatik-Studium und ein Berufseinstieg als IT-Nerd als sichere Bank: gute Jobaussichten und Gehälter, von denen andere nur träumen konnten. Doch die Zeiten haben sich schnell gewandelt. Denn die KI beherrscht mit ihren fortschrittlichen Algorithmen, der Codegenerierung und Fehlererkennung geeignete Mittel, um selbstständig zu programmieren. Aussterben wird der Beruf des Programmierers höchstwahrscheinlich nicht, doch wer auf dem Markt bestehen will, muss sich Fähigkeiten aneignen, die über IT-Kenntnisse hinausgehen. Das Portal Gründer.de rät den Betroffenen dazu, sich spezifische Kenntnisse im "maschinellen Lernen, Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten sowie Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeiten" draufzuschaffen.
6. Models
Seit Jahren werden in der Modewelt durch kleine technische Kniffe Bilder nach Fotoshootings bearbeitet und optimiert. Doch die KI bringt eine ganz neue Dimension in die Branche. Denn Unternehmen wie die spanische Modekette Mango haben angefangen für ihre Marketingkampagnen nur noch auf KI-generierte Models zu setzen. Es gibt sogar bereits eine AI-Fashionweek, auf der Designer KI-Mode vorstellen. Auch rein virtuelle Influencer mit Hunderttausenden Followern sind schon real.
Gehören Heidi Klum, Kate Moss und Gigi Hadid also der Vergangenheit an? Zwar sparen Modefirmen viel Geld mit künstlichen, nie alternden Models, indem sie sich aufwendige Shootings sparen, doch alles zum Preis der menschlichen Authentizität - einer wichtigen Währung im Marketing. Realistisch ist allerdings, dass es abseits von haute couture in der Breite zu mehr Einsatz von KI-Technologie kommen wird und die Zahl der Models insgesamt sinkt.
7. Journalisten
Der Online-Journalismus treibt wilde Blüten. Mittlerweile arbeiten nicht nur Reporter der einzelnen Ressorts in Redaktionen, auch News-Redakteure, SEO-Journalisten und Social-Media-Manager schreiben und posten sich die Finger wund. Die Frage ist, was von der redaktionellen Vielfalt in Zukunft bleibt. Der österreichische Rundfunk ORF beispielsweise hat ein KI-Tool entwickelt, das auf Basis von bereits recherchierten Inhalten Artikel, Videos oder Social-Media-Posts generiert. Sieht so ein schleichender Stellenabbau aus? Michael Gessat von Deutschlandfunk-Nova wird dabei jedenfalls mulmig: "Klar, das ist natürlich in gewisser Weise eine Routine-Aufgabe, aber so etwas haben bislang durchaus hochqualifizierte Kolleginnen und Kollegen gemacht."
Der klassische Reporter gehört aber wohl zu den KI-sichersten Berufen: Rausgehen, netzwerken, Geschichten auflesen und aufschreiben können allein wegen der interaktiven Anforderungen keine Maschinen leisten. Eine aktuelle Nachricht, ein Info-Stück (wie dieser Artikel hier) schreiben oder einen Post absetzen dagegen schon. Im Journalismus zeichnet sich bereits ein entsprechender Trend ab. So machte die BILD im letzten Jahr Schlagzeilen, weil sie 200 Stellen strich, die von der KI ersetzt werden können. Chefredakteurin Marion Horn soll laut Medienberichten bei der Verkündung gesagt haben: "Das klingt jetzt brutal – und das ist es auch".