Technologie

DeepSeek: Wird der chinesische Wunderkonzern zur Rettung für Europas KI-Markt?

China hat mit dem KI-Modell von DeepSeek ein leistungsstärkeres und vor allem kostengünstigeres Angebot als die US-Anbieter vorgelegt. Und die Chinesen gingen noch einen Schritt weiter: Sie machten die Innovation für alle zugänglich. Für Europas KI-Markt könnte dies ein Türöffner sein.
14.02.2025 13:23
Lesezeit: 2 min
DeepSeek: Wird der chinesische Wunderkonzern zur Rettung für Europas KI-Markt?
Das chinesische KI-Start-up DeepSeek hat für einen Technologie-Sprung gesorgt - mit Folgen für Europa. (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

DeepSeek: KI-Schock oder KI-Rettung?

Vor ein paar Wochen sorgte China für eine Überraschung, als das KI-Modell von DeepSeek sich als besser und günstiger als die besten westlichen Modelle erwies. Zunächst drehten sich die Diskussionen in den westlichen Breitengraden vor allem darum, ob das wirklich stimmen konnte. Waren die chinesischen Kosten-Angaben überhaupt? War es tatsächlich so billig zu entwickeln? Steckte staatliche Propaganda dahinter? Hatten sie etwas kopiert?

Nun, da sich der Staub gelegt hat, deutet alles darauf hin, dass der Durchbruch real ist. Der Fokus verlagert sich daher zwangsläufig darauf, welche Auswirkungen der Riesensprung in der KI-Technologie auf die gesamte KI-Wertschöpfungskette haben wird. Für Europas KI-Markt und seine vielen, aber unterfinanzierten Projekte birgt der DeepSeek-Erfolgszug eine große Chance unabhängiger zu werden.

KI-Modelle aus den USA: Mehr Geld für die teuersten Chips - DeepSeek effizienter und kostenlos

Amerikanische KI-Modelle folgten seit dem Aufkommen der ersten LLM-Modelle einem sehr einfachen Muster. Um die Qualität zu steigern, gab es nur eine Möglichkeit: mehr Geld für die teuersten Chips in großen Rechenzentren auszugeben, die enorme Mengen an Energie verbrauchen. Das führte dazu, dass die Kosten für die Nutzer stiegen. DeepSeek hat diesen Zusammenhang durchbrochen, indem es gezeigt hat, dass man mit innovativer Technologie die gleiche Qualität wie die besten amerikanischen KI-Modelle zu einem um 80–90 Prozent niedrigeren Preis erreichen kann.

Die Chinesen gingen noch einen Schritt weiter und machten die Innovation für alle zugänglich. Nicht nur, indem sie den Menschen erlaubten, DeepSeek direkt zu nutzen, sondern auch, indem sie die Technologie hinter DeepSeek öffentlich zugänglich machten. Deshalb kann man bereits jetzt davon profitieren, beispielsweise durch die Nutzung von perplexity.ai. Das Ergebnis dürfte Folgendes sein: Alle KI-Anbieter integrieren DeepSeeks Erkenntnisse und senken ihre Preise. Dies wird Folgen für die großen amerikanischen KI-Unternehmen haben, die bisher ein Monopol hatten und entsprechend hohe Preise verlangen konnten.

DeepSeek: Geschenk für KI-Nutzer - auch an der Börse Verschiebung wahrscheinlich

Es wird auch die Nachfrage nach und den Preis für Nvidias teure Chips senken, die bisher die einzigen waren, die für die „alte“ KI leistungsfähig genug waren und ständig vergriffen waren. Die „Fantastischen Sieben“ werden zwar weiterhin bedeutend bleiben, aber wohl nicht mehr so profitabel, wie es der Markt erwartet hatte.

Dafür ist es ein Geschenk für alle KI-Nutzer – insbesondere für die vielen kleinen Unternehmen, die daran arbeiten, KI in einer Weise nutzbar zu machen, für die Unternehmen bereit sind zu zahlen. Die niedrigeren Kosten für KI werden diesen Prozess beschleunigen, weil sie die Macht vom Anbieter zum Käufer und letztlich zum Nutzer verlagern. An der Börse könnte dies eine Verschiebung weg von den bisher dominierenden „Magnificent Seven“-Aktien hin zu sogenannten „Enablers“ auslösen, etwa IT-Berater, die Unternehmen bei der Implementierung dieser Lösungen unterstützen.

Wird der chinesische Wunderkonzern zur Rettung für Europas KI-Markt?

Die veränderte Richtung, die DeepSeek der KI-Entwicklung gegeben hat, wird auch das geopolitische Gleichgewicht verschieben – insbesondere zugunsten Europas. Ähnlich wie bei China nahm man bisher an, dass die EU von amerikanischer KI abhängig sein würde. Doch nun öffnet sich die Tür für ein europäisches Modell, das mit kostenloser chinesischer Technologie im Inneren und großen lokalen Investitionen – wie den 100 Milliarden Euro, die Frankreich bereitzustellen plant – konkurrenzfähig sein könnte.

Europa ist weiterhin auf militärischen Schutz aus den USA angewiesen, hat aber eine größere Chance auf wirtschaftliche Unabhängigkeit. Und China dürfte sich durch das Verschenken technologischer Innovationen weltweit neue Verbündete sichern. Für den Aktienmarkt bedeutet das, dass es an der Zeit sein könnte, die Portfolios diversifizierter zu gestalten und stärker auf Märkte wie Europa oder China zu setzen - profitieren dürften sie von der neuen Technologie allemal.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...

DWN
Technologie
Technologie Bitkom-Umfrage: Deutsche kritisieren Abhängigkeit von KI-Anbietern aus dem Ausland
08.05.2025

Die Bevölkerung in Deutschland verwendet zunehmend Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig nimmt die Sorge über eine...

DWN
Politik
Politik Migrationspolitik: Wie die Neuausrichtung an den deutschen Außengrenzen aussehen könnte
08.05.2025

Das Thema illegale Migration und wer bei irregulärer Einreise an deutschen Landesgrenzen zurückgewiesen wird, beschäftigt die Union seit...

DWN
Politik
Politik Ungenutztes Potenzial: Biokraftstoffe könnten Europas Verkehr sofort dekarbonisieren – doch die Politik bremst
08.05.2025

Während Elektromobilität noch mit Infrastrukturproblemen kämpft, könnte HVO100 die CO2-Bilanz des Verkehrssektors sofort verbessern –...